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Aktualisiert: 13. Juni 2025
Sie verwarf die Einmischung eines vielleicht plauderhaften Arztes und meinte, daß andere Hülfe wohl erst in fünf Monaten nötig sein würde. »Welche Hülfe?« schrie Graf Nepomuk entsetzt. »Ja«, fuhr die Fürstin mit erhöhter Stimme fort, »es ist nun gar kein Zweifel mehr, Hermenegilda ist entweder die verruchteste Heuchlerin, die jemals geboren, oder es waltet ein unerforschliches Geheimnis genug, sie ist guter Hoffnung!« Ganz erstarrt vor Schreck fand Graf Nepomuk keine Worte; endlich sich mühsam ermannend beschwor er die Fürstin, koste es was es wolle, von Hermenegilda selbst zu erforschen, wer der Unglückselige sei, der die unauslöschliche Schmach über sein Haus gebracht. »Noch«, sprach die Fürstin, »noch ahnet Hermenegilda nicht, daß ich um ihren Zustand weiß.
Der goldne Trauring blinkte an meinem Finger. Die Seligkeit, mit der ich nun aufs neue den Gatten umarmte, war unbeschreiblich; nie gefühltes namenloses Entzücken des beglückten Weibes durchbebte mein Inneres mir schwanden die Sinne da wehte es mich an mit eiskaltem Frost ich schlug die Augen auf entsetzlich! mitten im Gewühl der wilden Schlacht vor mir die brennende Feldhütte, aus der man mich wahrscheinlich gerettet! Stanislaus bedrängt von feindlichen Reitern Freunde sprengen heran ihn zu retten zu spät, von hinten haut ihn ein Reiter herab vom Pferde.« Aufs neue sank Hermenegilda überwältigt von dem entsetzlichen Schmerz ohnmächtig zusammen.
Ihr Zustand war nun schon beinahe jedem Auge sichtlich. »O all ihr Mächte des Himmels«, rief Xaver, als er vor Hermenegilda stand, dann stürzte er aber zu ihren Füßen und beschwor sie, unter den heiligsten Beteurungen seiner glühendsten Liebe, ihn zum glücklichsten Gatten aufzunehmen.
Aufmerksamer wurde die Fürstin, als Hermenegilda von ihrem körperlichen Zustande sprach und die sonderbaren Anfälle beschrieb, die ihr Inneres zu verstören schienen. Man sah, wie die Fürstin mit der ängstlichsten Sorgfalt über Hermenegilda wachte und wie ihre Bekümmernis in dem Grade stieg, als Hermenegilda sich ganz zu erholen schien.
Graf Nepomuk war mit diesem Vorschlage sehr zufrieden, denn da Hermenegilda selbst gar kein Geheimnis aus ihrem Zustande machte, so mußte sie, sollte ihr Ruf verschont bleiben, freilich aus dem Kreise der Bekannten entfernt werden. Dies ausgemacht, fühlten sich alle beruhigt.
Überrascht wird sie die Larve der Heuchlerin fallen lassen oder es muß sich sonst ihre Unschuld auf eine wunderbare Weise offenbaren, unerachtet ich es auch nicht zu träumen vermag, wie dies sollte geschehen können.« Noch denselben Abend war die Fürstin mit Hermenegilda, deren mütterliches Ansehn mit jeder Stunde zuzunehmen schien, allein auf ihrem Zimmer.
Bald darauf, als sich dies in dem Hause des Bürgermeisters von L. begeben, wurde in dem Zisterzienser Nonnenkloster zu O. eine Logenschwester mit ungewöhnlicher Feierlichkeit begraben und ein dumpfes Gerücht ging, daß diese Logenschwester die Gräfin Hermenegilda von C. gewesen, von der man glaubte, sie sei mit ihres Vaters Schwester, der Fürstin von Z., nach Italien gegangen. Zur selbigen Zeit erschien Graf Nepomuk von C., Hermenegildas Vater, in Warschau und trat, sich nur ein kleines Gütchen in der Ukraine vorbehaltend, seine sämtlichen übrigen beträchtlichen Besitzungen den beiden Söhnen des Fürsten Z., seinen Neffen, vermöge eines gerichtlichen Akts ohne Einschränkung ab. Man fragte nach der Ausstattung seiner Tochter, da hob er den düstern tränenschweren Blick gen Himmel und sagte mit dumpfer Stimme: »Sie ist ausgestattet!« Er nahm gar keinen Anstand, nicht allein jenes Gerücht von Hermenegildas Tode im Kloster zu O. zu bestätigen, sondern auch das besondere Verhängnis zu offenbaren, das über Hermenegilda gewaltet und sie einer duldenden Märtyrin gleich frühzeitig in das Grab gezogen. Manche Patrioten, gebeugt, aber nicht zerknickt durch den Fall des Vaterlandes, gedachten den Grafen aufs neue in geheime Verbindungen zu ziehen, die die Herstellung des polnischen Staats bezweckten, aber nicht mehr den feurigen, für Freiheit und Vaterland beseelten Mann, der sonst zu jeder gewagten Unternehmung mit unerschütterlichem Mute die Hand bot, fanden sie, sondern einen ohnmächtigen, von wildem Schmerz zerrissenen Greis, der allen Welthändeln entfremdet im Begriff stand, sich in tiefer Einsamkeit zu vergraben. Sonst, zu jener Zeit, als nach der ersten Teilung Polens die Insurrektion vorbereitet wurde, war des Grafen Nepomuk von C. Stammgut der geheime Sammelplatz der Patrioten. Dort entzündeten sich die Gemüter bei feierlichen Mahlen zum Kampf für das gefallene Vaterland. Dort erschien wie ein Engelsbild vom Himmel gesendet zur heiligen Weihe Hermenegilda in dem Kreise der jungen Helden. Wie es den Frauen ihrer Nation eigen, nahm sie teil an allen, selbst an politischen Verhandlungen und äußerte, die Lage der Dinge wohl beachtend und erwägend, in einem Alter von noch nicht siebzehn Jahren, oft manchmal allen übrigen entgegen, eine Meinung, die von dem außerordentlichsten Scharfsinn, von der klarsten Umsicht zeigte und die mehrenteils den Ausschlag gab. Nächst ihr war niemanden das Talent des schnellen Überblicks, des Auffassens und scharfgeründeten Darstellens der Lage der Dinge mehr eigen, als dem Grafen Stanislaus von R., einem feurigen, hochbegabten Jünglinge von zwanzig Jahren. So geschah es, daß Hermenegilda und Stanislaus oft allein in raschen Diskussionen die zur Sprache gebrachten Gegenstände verhandelten, Vorschläge prüften annahmen verwarfen, andere aufstellten, und daß die Resultate des Zweigesprächs zwischen dem Mädchen und dem Jünglinge oft selbst von den alten staatsklugen Männern, die zu Rate saßen, als das Klügste und Beste, was zu beginnen, anerkannt werden mußten. Was war natürlicher, als an die Verbindung dieser beiden zu denken, in deren wunderbaren Talenten das Heil des Vaterlandes emporzukeimen schien. Außerdem war aber auch die nähere Verzweigung beider Familien schon deshalb in dem Augenblick politisch wichtig, weil man sie von verschiedenem Interesse beseelt glaubte, wie der Fall bei manchen andern Familien in Polen zutraf. Hermenegilda, ganz durchdrungen von diesen Ansichten, nahm den ihr bestimmten Gatten als ein Geschenk des Vaterlandes auf, und so wurden mit ihrer feierlichen Verlobung die patriotischen Zusammenkünfte auf dem Gute des Vaters beschlossen. Es ist bekannt, daß die Polen unterlagen, daß mit Kosziuskos Fall eine zu sehr auf Selbstvertrauen und falsch vorausgesetzte Rittertreue basierte Unternehmung scheiterte. Graf Stanislaus, dem seine frühere militärische Laufbahn, seine Jugend und Kraft eine Stelle im Heer anwies, hatte mit Löwenmut gefochten. Mit Not schmählicher Gefangenschaft entgangen, auf den Tod verwundet, kam er zurück. Nur Hermenegilda fesselte ihn noch ans Leben, in ihren Armen glaubte er Trost, verlorne Hoffnung wiederzufinden. Sowie er nur leidlich von seinen Wunden genesen, eilte er auf die Güter des Grafen Nepomuk, um dort aufs neue, aufs schmerzlichste verwundet zu werden. Hermenegilda empfing ihn mit beinahe höhnender Verachtung. »Seh ich den Helden, der in den Tod gehen wollte für das Vaterland?« So rief sie ihm entgegen; es war, als wenn sie in törichtem Wahnsinn den Bräutigam für einen jener Paladine der fabelhaften Ritterzeit gehalten, dessen Schwert allein Armeen vernichten konnte. Was halfen alle Beteuerungen, daß keine menschliche Kraft zu widerstehen vermochte dem brausenden, alles verschlingenden Strom, der sich über das Vaterland hinwälzte, was half alles Flehen der inbrünstigen Liebe, Hermenegilda, als könne sich ihr todkaltes Herz nur im wilden Treiben der Welthändel entzünden, blieb bei dem Entschluß, ihre Hand nur dann dem Grafen Stanislaus geben zu wollen, wenn die Fremden aus dem Vaterlande vertrieben sein würden. Der Graf sah zu spät ein, daß Hermenegilda ihn nie liebte, so wie er sich überzeugen mußte, daß die Bedingnis, die Hermenegilda aufstellte, vielleicht niemals, wenigstens erst in geraumer Zeit erfüllt werden konnte. Mit dem Schwur der Treue bis in den Tod verließ er die Geliebte und nahm französische Dienste, die ihn in den Krieg nach Italien führten. Man sagt den polnischen Frauen nach, daß ein eignes launisches Wesen sie auszeichne. Tiefes Gefühl, sich hingebender Leichtsinn, stoische Selbstverleugnung, glühende Leidenschaft, todstarre Kälte, alles das, wie es bunt gemischt in ihrem Gemüte liegt, erzeugt das wunderliche unstete Treiben auf der Oberfläche, das dem Spiel gleicht der in stetem Wechsel fortplätschernden Wellen des im tiefsten Grunde bewegten Bachs. Gleichgültig sah Hermenegilda den Bräutigam scheiden, aber kaum waren einige Tage vergangen, als sie sich von solch unaussprechlicher Sehnsucht befangen fühlte, wie sie nur die glühendste Liebe erzeugen kann. Der Sturm des Krieges war verrauscht, die Amnestie wurde proklamiert, man entließ die polnischen Offiziere aus der Gefangenschaft. So geschah es, daß mehrere von Stanislaus' Waffenbrüdern sich nach und nach auf des Grafen Gute einfanden. Mit tiefem Schmerz gedachte man jener unglücklichen Tage, aber auch mit hoher Begeisterung des Löwenmuts, womit alle, aber keiner mehr als Stanislaus gefochten. Er hatte die zurückweichenden Bataillone, da, wo schon alles verloren schien, aufs neue ins Feuer geführt, es war ihm geglückt, die feindlichen Reihen mit seiner Reuterei zu durchbrechen. Das Schicksal des Tages wankte, da traf ihn eine Kugel und mit dem Ausruf: »Vaterland Hermenegilda!« stürzte er in Blut gebadet vom Pferde herab. Jedes Wort dieser Erzählung war ein Dolchstich, der tief in Hermenegildas Herz fuhr. »Nein! ich wußt es nicht, daß ich ihn unaussprechlich liebte seit dem ersten Augenblick, als ich ihn sah! Welch ein höllisches Blendwerk konnte mich
Er hob Hermenegilden sanft auf, indem er sprach: »Beruhige dich liebe Tochter, Stanislaus ist wohl, bald eilt er in deine Arme.« Da atmete Hermenegilda auf wie im schweren Todesseufzer und sank von wildem Schmerz zerrissen neben dem Grafen hin in die Polster des Sofas.
Da ergriff die Fürstin das arme Kind bei beiden Armen, blickte ihr scharf ins Auge und sagte mit schneidendem Ton: »Liebe, du bist guter Hoffnung!« Da schlug Hermenegilda den wie von himmlischer Wonne verklärten Blick in die Höhe und rief mit dem Ton des höchsten Entzückens: »O Mutter, Mutter, ich weiß es ja! Lange fühlt ich es, daß ich, fiel auch der teure Gatte unter den mörderischen Streichen der wilden Feinde, dennoch unaussprechlich glücklich sein sollte.
Überzeugt sei sie nämlich, wie gesagt, daß Hermenegilda keinesweges heuchle, sondern daran, was sie sage, mit voller Seele glaube. »Es gibt«, fuhr sie fort, »noch manches Geheimnis in der Welt, das zu begreifen wir gänzlich außerstande sind.
Wort des Tages
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