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Aktualisiert: 29. Juni 2025
Leonhard Frank ist ein Bauernformat, ein Schlosser, ein Fußballspieler, außen rechts, den beim Goalsprung die ekstatische russische Seelenhölle überfällt. Sie hat ihren Zug durch Deutschland schon vor Lunatscharsky und Lenin begonnen. Eigentlich werden Tolstoi und Dostojewsky jetzt erst aktuell. Kornfeld hat sie in Arien und dramatischen Monologen oft bezaubernder Art gefangen.
Mitten im Raum dicht vor ihm schwebt frei ein goldner Kopf mit drei Gesichtern; das eine gegenüber, in das er flüchtig blickt, deucht ihm sein eigenes, nur jung, der Ausdruck des Todes ist darin und dennoch strahlt aus dem Schein des Metalls, der die Züge halb verblendet, der Einfluß unzerstörbaren Lebens; es ist nicht die Larve seiner Jugend, die Leonhard sucht, er will die beiden andern Gesichter sehen, die in die Dunkelheit schauen und das Geheimnis ihrer Miene erkennen, aber immer wenden sie sich von ihm ab: der goldene Kopf dreht sich, wenn er ihn zu umschreiten versucht, hält ihm stets dasselbe Antlitz entgegen.
Nun liegt hier der Seele Gefahr in allen Stücken. Darum soll niemand von uns begehren, daß wir ihn nicht ärgern, sondern wir sollen begehren, daß sie unser Ding billigen und sich nicht ärgern. Das fordert die Liebe!“ So dachte Luther und ihm gleichgesinnt war Leonhard Koppe. An ihn stellte nun Luther das Ansinnen, die Befreiung zu übernehmen.
Denn je genauer ich die fremde Dame betrachtete, desto deutlicher erkannte ich sie, es war wahrhaftig niemand anders als der junge Herr Maler Guido! Ich wußte gar nicht, was ich sagen sollte, und wollte soeben näher nachfragen, als Herr Leonhard zu ihr trat und heimlich mit ihr sprach. »Weiß er denn noch nicht?« hörte ich ihn fragen. Sie schüttelte mit dem Kopfe.
Von Sabine und der Dienerschaft erfährt Leonhard, daß sein Vater ein Philosoph ist, ein Weiser, und daß in den vielen Büchern lauter Weisheit steht, und er faßt den kindlichen Entschluß, die Weisheit zu erringen, vielleicht fällt dann die unsichtbare Schranke, die ihn von seinem Vater trennt, und die Furchen werden wieder glatt, das gramvolle Greisengesicht wieder jung.
Leonhard sieht alles, was vorgeht, aber er tut als ob er es nicht merke, trägt ein abstoßendes herrisches Wesen zur Schau. Im Hause bleibt alles beim alten; Schlingpflanzen klettern die Mauern empor, Mäuse, Ratten und Eulen nisten in den Zimmern, das Dach ist brüchig, freiliegendes Gebälk wird morsch und faul.
Stockt. Fängt wieder an. Bricht ab. Verstummt. Der Mund klappt auf. Bleibt offen stehen. »Vater!« schreit Leonhard auf; endlich ist das Wort da, aber der, dem es gilt, rührt sich nicht mehr. Tumult entsteht auf den Treppen; schreiende Stimmen, hallende laufende Schritte auf den Gängen, der Hund schlägt an, heult dazwischen.
Hagere Gestalten in ärmlicher Kleidung, Gesichter, ausdrucksarm und nichtssagend, verschieden durch das Alter und doch einander so seltsam ähnlich, erstehen vor Meister Leonhard; er hört ihre Namen flüsternd im Ohr, gleichgültige alltägliche Namen, die kaum ein Mittel sind, ihre Träger zu unterscheiden.
Erschüttert wendet Leonhard die Augen ab; wie ein Magnet zieht es ihn weiter zu lesen, er ahnt, daß da noch Dinge stehen, die dem Geschehnis in der Kapelle auf ein Haar ähnlich sehen, ihn an die äußerste Grenze des Entsetzens treiben müssen, wenn er sie erfährt, mit einem Schlage, schreckhaft deutlich, wie wenn der Blitz die Finsternis zerreißt, wird ihm die tückische Kampfesweise einer riesenhaften dämonischen Macht offenbar, dahinter der Maske blinden unbarmherzigen Schicksals verborgen, sein Leben planmäßig zerquetschen will: ein vergifteter Pfeil nach dem andern soll aus unsichtbarem Versteck sein Inneres treffen, bis er unrettbar dahinsiecht, die letzten Fasern von Selbstvertrauen seiner Seele verdorren und er dem gleichen Schicksal wie seine Vorfahren anheimfällt: ohnmächtig und wehrlos zusammenzubrechen; etwas Tigerhaftes schnellt plötzlich in ihm auf, er hält den Brief in die Flammen der Kerze, bis der letzte glimmende Zunder seine Finger versengt, ein wilder unversöhnlicher Grimm gegen das satanische Ungeheuer, in dessen Hände das Wohl und Wehe der Wesen gelegt ist, verbrennt ihn bis ins Mark, er hört den tausendfachen Racheschrei vergangener, unter den Fängen des Schicksals jammervoll verendeter Geschlechter in seinen Ohren gellen, jeder Nerv in ihm wird zur geballten Faust seine Seele ist ein einziges Waffengeklirr.
Eine wilde heulende Verzweiflung ergreift Besitz von Leonhard, steigert sich von Tag zu Tag; in jedem Winkel erscheint ihm gespenstig das verhaßte Gesicht seiner Mutter; aus den Büchern, wenn er sie aufschlägt, springt es ihm schreckhaft entgegen; er traut sich nicht umzublättern aus Angst, es von neuem zu sehen, wagt nicht sich umzudrehen, daß es nicht leibhaftig hinter ihm stehe: jeder Schatten gerinnt in die gefürchteten Züge, der eigene Atem rauscht wie das schwarze seidene Kleid.
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