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Wieder Andre hielten ihn für einen Wanderprediger aus den norwegischen Bergen. Es gab ihnen Gelegenheit, über mystische Schwärmer, Tolstoi und Ibsen zu reden, den Geist des Urchristenthums, der sich dort in einigen weltabgeschiedenen Gemeinden rein erhalten hatte. Diese verbreiteten, dass er der Sohn eines schottischen Lords oder vornehmen Grafen wäre. Es that ihnen wohl, das zu glauben.

Und Tolstoi läßt einen landschaftlichen Eindruck zu Musikempfindung werden, wenn er in »Luzern« schreibt: »Weder auf dem See, noch an den Bergen, noch am Himmel eine einzige gerade Linie, eine einzige ungemischte Farbe, ein einziger Ruhepunkt überall Bewegung, Unregelmäßigkeit, Willkür, Mannigfaltigkeit, unaufhörliches Ineinanderfließen von Schatten und Linien, und in allem die Ruhe, Weichheit, Harmonie und Notwendigkeit des Schönen

Er hatte alle Seelen umsonst studiert, alle Bücher ohne Sinn gelesen, großen Aufwand aus den Fenstern geschmissen in den Hof und den Mist. Sie hatten nicht gelernt, aus der Luft der Freiheit in Tolstoi und Balzac die Lehre zu ziehen, sich selbst zu regieren, und seine Regierer rannten wie arme und stolze Wölfe gegen die ganze Welt, die ihnen so fremd war wie der Geist.

Neben ihm steht Tolstoi inmitten seines Werkes beunruhigt auf, hält inne, läßt die Kunst und quält sich ein Leben lang, was gut sei, was böse, ob er richtig lebe oder falsch. Tolstois Leben ist darum didaktisch, ein Lehrbuch, ein Pamphlet, das Dostojewskis ein Kunstwerk, eine Tragödie, ein Schicksal. Er handelt nicht zweckmäßig, nicht bewußt, er prüft sich nicht, er verstärkt sich nur.

Eine Art Tolstoi. Auch Quäker leisten ja keine Kriegsdienste, glaube ich? Interessant, sehr interessant!“ sagte die Gräfin. „Jedes Land hat alle seine Kräfte nöthig gegen den äusseren Feind!“ sagte der Candidat der Theologie, der zugleich Reserveoffizier war. „Ein Land, das sich seine Waffen nimmt, ist wie ein Körper ohne Widerstandskraft.

Der Roman ist die Form der Epoche der vollendeten Sündhaftigkeit, nach Fichtes Worten, und muß die herrschende Form bleiben, solange die Welt unter der Herrschaft dieser Gestirne steht. Bei Tolstoi waren Ahnungen eines Durchbruchs in eine neue Weltepoche sichtbar: sie sind aber polemisch, sehnsuchtsvoll und abstrakt geblieben.

Sie verlangen von mir schlackenlose Meisterwerke, und aus bitterster, elendster Not bin ich zur Eile gezwungen«, schreit er erbittert auf. Er flucht Tolstoi und Turgenjew, die, gemächlich auf ihren Gütern sitzend, die Zeilen runden und ordnen können, und denen er um nichts sonst neidisch ist.

Sie bekam sie. Der Dichtung bekam es schlecht. Sonst fühlte man sich wohl. Auch die Dichtung war behaglich temperiert. Kleine Fronde des sozialistischen Naturalismus, kleine Frivolitäten und sentimentale Weibergeheule der raffinierten Psychologen waren angenehme Kitzel, halfen im Verdauen. Bedürfnis nach Humanität ward nicht geleugnet, war aber gedeckt. Dafür war Tolstoi vorhanden.

Erst die größere Nähe zu den organisch-naturhaften Urzuständen, die der russischen Literatur des neunzehnten Jahrhunderts als Gesinnungs- und Gestaltungssubstrate gegeben waren, machen eine solche schaffende Polemik möglich. Nach dem wesentlich »europäischen« Desillusionsromantiker Turgenjew hat Tolstoi diese Form des Romans mit der stärksten Transzendenz zur Epopöe geschaffen.

Nach Westen gerichtet, Verehrung den großen Genien französischen Namens, gewiß, daß ebenso wie ohne Jean Paul, ohne Hölderlin, Luther und Goethe die Geschichte der Menschheit undenkbar sei ohne Voltaire, Pascal, Rabelais, Rousseau und Balzac. Nach Osten zum Licht des russischen Volkes gesprochen, Ehrfurcht Tolstoi, Gogol, Puschkin, Dostojeweski!