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Aktualisiert: 12. Juni 2025


Er muß seine Menschen erst sprechen hören, sprechen lassen, damit wir sie als sichtbar empfinden, und ganz deutlich hat Mereschkowski in seiner genialen Analyse der beiden russischen Epiker ausgedrückt: bei Tolstoi hören wir, weil wir sehen, bei Dostojewski sehen wir, weil wir hören. Seine Menschen sind Schatten und Lemuren, solange sie nicht sprechen.

Diesen trostlosen Konsequenzen seiner Weltansicht, die er mit der heroischen Unerbittlichkeit eines welthistorischen Dichters zieht, kann Tolstoi auch durch die eigentümliche Stellung, die er Liebe und Ehe, zwischen Natur und Kultur in beiden beheimatet und in beiden fremd zuweist, nicht entgehen.

Tolstoi selbst nimmt freilich eine doppelte Stellung ein. In einer rein auf die Form gerichteten Betrachtung die jedoch gerade bei ihm unmöglich das Entscheidende seiner Gesinnung und selbst seiner gestalteten Welt treffen kann muß er als Abschluß der europäischen Romantik begriffen werden.

Erinnern wir uns nur: Gogol wirft nach den »Toten Seelen« die Literatur fort und wird Mystiker, geheimnisvoller Bote des neuen Rußlands, Tolstoi verflucht, ein Sechzigjähriger, die Kunst, die eigene und die fremde, und wird Evangelist der Güte und Gerechtigkeit, Gorki verzichtet auf den Ruhm und wird Verkünder der Revolution.

Dinge, die sich eigentlich von selbst verstehen, für jeden anständigen Menschen. Man fordert von Tolstoi Märtyrertum. Man sagt: Lebe wie Franziskus, stirb wie Christus. Nun, er hat sich im Jahre 1907 den Henkern seines Staates dargeboten: 'nehmt mich und führt mich hin wie jene armen Opfer, legt den eingeseiften Strick um meinen alten Hals ...

Denn er hatte zwar recht viel gelesen, unter anderem Tolstoi, aber er konnte zwischen richtigen und Trugschlüssen nicht immer genau unterscheiden und fühlte das selber.

Der ewige Dualismus seines Wesens heißt im epischen Werke Kampf zwischen Architektur und Leidenschaft. Nie erreicht Dostojewski in seinen Romanen, was man fachmännisch »den epischen Vortrag« nennt, jenes große Geheimnis, bewegtes Geschehen in ruhiger Darstellung zu bändigen, das von Homer bis Gottfried Keller und Tolstoi sich in unendlicher Ahnenreihe von Meister auf Meister vererbt.

Darin kann man Tolstoi unbedingt Recht geben: Was man Taugliches wird, wird man in der Regel trotz der Schule, nicht durch die Schule. Gute Erziehung ein zweischneidig Schwert. Mancher wird nie ein wirklicher Mensch, ein Mensch von Umfang, infolge seiner guten Erziehung. Suche allem nach Möglichkeit eine Folge zu geben. Nichts macht das Leben ärmer als vieles anfangen und nichts vollenden.

Im Christentum die Darwinsche Theorie, Lombroso, Krafft-Ebing, kein Gut und kein Böse, Tolstoi nicht mehr pathologisch, – unser ewiges, elendes, billiges ‚pathologisch‘!“ Er gestikulirte heftig, den Sprüngen seiner Gedanken folgend. Er war ein schöner, feuriger Mensch, fuhr sich mit der Hand durch die dichten Haarbüschel. Die junge Frau des Professors hatte aufmerksam zugehört.

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