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Aktualisiert: 15. Juni 2025
Es flieht und richtet nüchtern ihn die Welt!« Und ich entschlief zuletzt; in einem Zelt Träumt ich von einem eingestürzten Tempel. Literarhistorische Anmerkung Von Grabbe, dessen Werke nur wenige kennen, konnte der vorstehende Aufsatz nur einen ganz bestimmten Umriß geben. Man soll ja aber nicht nur über einen Dichter lesen, sondern diesen selbst.
Er weiß es zwar nicht. Aber außer einigen sehr groben, sinnlichen Reizen bieten beide nichts, was die Entschlüsse Grabbes rechtfertigen könnte, als eine gewisse Mütterlichkeit, die sich im ordentlichen Haushalten erschöpft. Grabbe will einfach heiraten.
Zugleich aber sieht man, von wem Grabbe die gläubige Kindsköpfigkeit erbte, die ewig über sein allertiefstes Wesen ausgebreitet war. Der Vater glaubt den Sohn schon reich und Freund allmächtigster Fürsten, während in der Kammer nebenan die Mutter am Spinnrocken sitzt, um etwas Geld für Porti und Tabak ihrem »leuwen Christian« schicken zu können.
Aber was er litt, schreit aus dem Satz, den er flehentlich an seine Frau in einem Brief nach Hause schreibt: »Laß meine Mutter, die soviel für mich getan hat, in Ehren! Wärst du gut, wie vor der Ehe, könnte manches anders sein . . .« Als ein Verwüsteter langt Grabbe in der Stadt Goethes an. Und das Schicksal hat sogleich einen neuen Blitz für ihn bereit.
Einstweilen aber siedelt Grabbe als Dichter des »Gothland« nach Berlin über, nachdem ein plötzlicher Versuch, am Leipziger Stadttheater Schauspieler zu werden, ergebnislos verlaufen war. Hier erfolgt die letzte Überarbeitung des Werkes. Die Aufnahme ist laut. Dem Einundzwanzigjährigen wird es schwindlig vor Augen. Er ist im Nu bekannt.
Es ist der schwierigste Stoff, den ich unter den Händen gehabt habe . . . Er ist in mir und über mir, wie ein Sternenmeer, wohl mein letzter Trost.« Aber die Kraft fehlte. Um und um arbeitete Grabbe das Stück, und doch ward nur ein Schlachtenpanorama daraus, in dem Varus als bedeutend sympathischere Gestalt gegenüber einem Hermann steht, der unedel und im letzten Grunde auch unkühn ist.
Es gibt ein Wort: Nur wer wahrhaft schlecht gewesen ist, kann wahrhaft gut werden. Buddha selber muß in einem früheren Leben einmal ein Mörder gewesen sein. Niemand sehnt sich so brennend nach Erlösung wie der Unreine, der Verfehmte, wie der Verbrecher, der seines Verbrechens sich bewußt wird. Friedrich Hebbel, ein Bauernsohn aus Dithmarschen (1813-1860), war vielleicht das, was man einen bösen Menschen nennt. Von Dämonen gehetzt brach er, ein verhungerter Wolf, an dem man jede Rippe einzeln zählen konnte, in die Lämmerweide der deutschen Dichtung ein. Jedes Mittel war ihm recht, seinen geistigen Hunger zu stillen. Er schlug Eide in den Wind und verriet Frauen, die ihn liebten, und ohne die er krepiert wäre um der Idee zu dienen. Er war ein armer Schächer, ans Kreuz dieses Lebens geschlagen. Er häufte Schuld auf Schuld und wußte darum und litt darunter. Die erschütterndste Tragödie, die er schrieb, ist sein Leben. Wir leben es erschüttert mit, während wir die Dramen, die er schrieb, nur staunend respektieren. Lieben können wir den Menschen Hebbel. Den Dichter wollen wir ehrfurchtsvoll salutieren. Am liebenswürdigsten zeigt er sich noch in seinen Gedichten. Es ist psychologisch beachtenswert, daß Hebbel selbst seine Lyrik für seine bedeutendste dichterische Leistung hielt. Er selbst konnte wohl gedanklich, aber gefühlsmäßig mit seiner wie ein Eisengerüst konstruierten Dramatik nicht mit. Seine Logik überspitzte sich (in Maria Magdalena, in Agnes Bernauer). Er verfolgte ein Problem noch über seine Lösung hinaus und bewies dadurch, daß ihm das Problem an sich wichtiger war als das Leben, welches die Probleme stellt. Seine Dramen sind alle irgendwie erstaunlich, man muß, wie der Wärter im zoologischen Garten auf sonderbare Tiere, mit dem Stock darauf zeigen. Seine Nibelungentrilogie ist eine Monstrosität. Der Vollendung am nächsten kommt vielleicht sein Jugendwerk »Judith«, in dem das Problem des Zwiespalts zwischen Neigung und Pflicht, zwischen Sinnlichkeit und Sinn, zwischen ethischer Forderung und menschlicher Schwäche klar gestellt und klar beantwortet wird. Die Witwe von Bethulia nahm eine Aufgabe auf sich, der sie als Mensch zwar, doch nicht als Weib gewachsen war. Das ist ihre Tragik. Hebbel nahm eine Aufgabe auf sich, der er als Denker zwar, doch nicht als Dichter gewachsen war. Das ist seine Tragik. Sein Antipode, aus ähnlich niederem Milieu entwachsen, Christian Dietrich Grabbe (1801-1836), Sohn eines Zuchthausaufsehers in Detmold, wollte weniger aber konnte mehr. Er empfing seine ersten Eindrücke, wenn er im Zuchthause spielte und die Gefangenen wurden zum Spaziergang an die frische Luft geführt. Zwei und zwei, zwischen grauen Mauern, den grauen Himmel über sich, umschritten sie schweigend in ihren Anstaltskleidern das vorgeschriebene Kreisrund, bis die Zeit erfüllet ward. Seine Dramenhelden: der Herzog von Gothland, Napoleon, Hannibal, haben alle etwas von Zuchthäuslern, die an den Stäben ihres Gefängnisses rütteln: vergeblich. Der Zwiespalt zwischen Idee und Wirklichkeit scheint unentrinnbar. Der hehrste und heiligste Wille wird in den Staub gezogen: Achilleus schleift Hektors Leiche an seinem Wagen um die Mauern von Troja ... Immer fällt Hektor, der Anwalt der reinen Idee, und immer siegt Achilleus, grobschlächtig und protzig, weil er die Macht und die realen Dinge hinter sich hat. Die tiefste Tragödie freilich spielt sich im Herzen des Menschen ab. Grabbes Stauffendramen (Heinrich
Über die verflammende Epoche der Klassik vor hundert Jahren fielen schon die Schatten des aufgehenden Zeitalters der Vertatsächlichungen, das bis zu unseren Stunden des völligen Zusammenbruchs jedes geistigen Himmels andauerte. Nicht umsonst nehmen auf den Bühnen des Landes Georg Büchner, Grabbe und Friedrich Hebbel einen erstaunlich breiten Platz ein.
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