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Aktualisiert: 15. Juni 2025
Sein Kinn war unter dem breiten Trinkermund wie weggesackt, und der Kopf schien wie eine von Kinderhand verschnittene Kartoffel auf dem dürren Leibe hin und her zu wippen. »Also los, Grabbe, zieren Sie sich nicht. Lesen Sie uns ihr neuestes Opus vor.
Wie blockiges, finsteres Gestein ragt dies Werk in die fahle Sonne des endgültigen Untergangs des Dichters hinein. Im Grunde ein Meer von Schreien, ein letztes Schwenken der Fahne der Empörung gegen eine Welt von Spießern, in deren wimmelndem Gewühl der Dichter versinkt. Grabbe stirbt seiner Zeit ein langes voraus.
Schon wer äußerlich die Bilder mustert, die von ihm vorhanden sind, findet bald den Eindruck bestätigt, den Immermann in seinen »Memorabilien« schildert. »Nichts«, schreibt er anläßlich der Schilderung seiner ersten Begegnung mit Grabbe in Düsseldorf, »stimmte in diesem Körper zusammen.
Gibt es Literatur, wo die Besten, so viele der Auserwählten im Wahnsinn erst, im Tod Erlösung fanden? Gibt es nicht die unsterblichen Namen, den unsterblichsten Namen: Hölderlin? Ging darum nicht Georg Büchner in so frühen Tod, weil sein ungeheurer Ausbruch vorbeizuckte an der Zeit? Verkam darum nicht Grabbe, verreckte nicht Lenz?
Verdreht Ihr mit Eurem Gewäsch dem Kinde noch einmal den Kopf, so könnt Ihr Eure Siebensachen packen.« Grabbe schwieg. Er stand auf. Über seinem Antlitz lag ein Schimmer, vor dem der Wirt zurückwich. Der Dichter aber grüßte ihn mit einer fast feierlichen Gebärde. Dann schritt er hinaus, so gerade und sicher, wie er lange nicht einhergegangen war.
Das Kind kauerte sich daneben. Und zwischen dem Schnarchen der Zecher und dem Stöhnen der Träumenden las Grabbe die »Hermannschlacht« zu Ende. Über seine Wangen purzelten die Tränen. Er wischte sie mit der Hand fort und verschmierte sich das Gesicht. Aber er las und las. Da, als gerade Varus sich in sein Schwert stürzen wollte, polterte jemand ins Zimmer. Es war der Wirt.
Daneben wirkt sich in der Zwangsarbeit der Schule bunt die eben erfahrene Welt Shakespeares aus, und über manche Aufsätze schlägt der biedere Deutschlehrer, der Herr Rat Falkmann, voll Verwunderung die Hände über dem Kopf zusammen. »Grabbe, wo haben Sie das her?« ruft er einmal aus. »Es ist ja, als ob man etwas von Calderon oder Shakespeare lese.« Dies die eine Seite.
Grabbe hatte weder den liebenswürdigen Charme noch den eisernen Willen der Höhe. Er schäumte in den Träumen nach Frauenfleisch, vergrübelte sich schon als Jüngling in überhitzte Visionen und suchte die dumpfe Nähe bereitwillig geöffneter Betten. Er kennt keine Liebeslyrik, keine Zeiten des Werbens.
Dezember 1801 in Detmold geborene Zuchtmeisterssohn Christian Dietrich Grabbe eines der schönsten und furchtbarsten Gesichter zugleich.
Der Vater hat schon kleine Rentnergepflogenheiten, ein Fleckchen Grün vor der Stadt und im Herzen den Ehrgeiz, der Sohn solle etwas Besseres als er werden. Dumpfe Proletarierluft umwittert sein Gewerbe, und aus dieser Luft ist Grabbe der Sohn letzten Endes nie herausgekommen.
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