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Aktualisiert: 28. Mai 2025
Man hat Frank Wedekind (1864-1918) einen Bruder und Genossen der Lenz, Büchner, Grabbe genannt. Er hatte nicht die selbstverständliche Grazie dieser drei (die Grabbe auch im Grausigen bewies). Er war kein Kind der Natur. Die Natur war ihm in jeglicher Gestalt verhaßt und widerwärtig. Vor einer schönen Landschaft erfaßte ihn ein Brechreiz. Und er wurde erst wieder beruhigt, wenn er die Berge, etwa als ein liebendes Paar in Umarmung, drastisch definieren konnte. Er war ganz gewiß ein Erotomane, dessen moralische Komplexe sich bis zum exzessiven Pathos steigern konnten. Er war ein genialer Spießer mit umgekehrtem Vorzeichen. Ein erotischer Frömmler. Ein frömmelnder Erotiker. Flagellant, Sadist, Masochist aus religiöser Überzeugung. Ihm war das Weib die große Hure von Babylon und als solche immer anbetungswürdig. Er führte ein Tagebuch aller Zärtlichkeiten, der sanften und der schrecklichen. Er führte dieses Tagebuch gewissenhaft wie ein Oberlehrer. Als Oberlehrer (mit dem schlechten Gewissen des ehemaligen Schülers ...) fühlt er sich auch seinen Geschöpfen gegenüber: einer Lulu, einer Franziska, die zu seiner Liebe, zu seinem Leben emporgepeitscht wurden um sich dann an ihrem Lehrmeister aufs grausigste zu rächen. In der Verbohrtheit im Problematischen ist er Hebbel, in der Technik den Stürmern und Drängern verwandt: diese dramatische Technik der Einzelbilder, Einzelszenen, wie sie »Frühlingserwachen« einführt, hat im deutschen Drama neuerdings Furore gemacht. Sein Kinderdrama »Frühlingserwachen« wird bleiben, bleiben wird der »Marquis von Keith«, der letzte Akt von »Schloß Wetterstein« und vor allem: »Lulu«. In ihr und in der kleinen Wendla hat er die natürliche Dämonie des Weibes groß gestaltet. Es ist vielleicht kein Zufall, daß in den vorzüglichsten Dramen der Epoche Frauen im Mittelpunkt der tragischen und komischen Handlung stehen: die Lulu im »Erdgeist«, Hannele in »Hanneles Himmelfahrt«, die Wulffen im »Biberpelz«, Madame Legros (im gleichnamigen Drama von Heinrich Mann) , dies beweist, daß wir in einer romantischen Periode leben: Lulu ist die Inkarnation der geschlechtlichen, Hannele die der kindlichen, Madame Legros die der mütterlichen Liebe der Frau. Lulu will irdische Lust, Hannele himmlische Liebe, Madame Legros dies- und jenseitige Gerechtigkeit. Wilhelm Schmidtbonn (geboren 1876) behandelte im »Grafen von Gleichen« das Problem des Mannes zwischen zwei Frauen. Der erste Akt gehört zu den besten ersten Akten der deutschen Literatur. Sein »Wunderbaum«, ein Prosabuch, birgt viele Wunder. Carl Sternheim zeichnet in seinen Dramen karikaturistische Bilder aus dem bürgerlichen Heldenleben: Streber, Schieber, sentimentale Kokotten, amusische Dichter, intellektuelle Schweinehunde, Auch- und Bauchsozialisten. In seinen Dramen wie in seinen Novellen holt er das Letzte virtuos, aber ohne Herz, aus der Technik des Wortes. Seine Geschichten laufen ab wie Maschinen. Er ist ein Ingenieur der Sprache. Herbert Eulenberg (geboren 1876 in Mühlheim) bemalt seine dramatischen Helden und Heldinnen blaßrosa und blaßblau. Sie gleiten schattenhaft durch eine romantische Kulissenwelt. Eduard Stucken (geboren 1865 in Moskau) beschwört noch einmal Montsalvatsch und die Gralsritter in klingenden, mit Innenreimen geschmückten Versen. Seine Romantrilogie »Die weißen Götter« erheischt Respekt. Georg Kaiser (geboren 1878 in Magdeburg) pflanzt sich ganz breitspurig und heutig vor uns hin. Teufel, ist das ein Leben, das sich da vor uns und um uns und in uns abspielt. Aktiengesellschaften werden gegründet aus Menschenliebe, aus Bonhomie, mit Ewigkeitsansprüchen. Beim »Brand des Opernhauses« entzünden sich alle Leidenschaften. »Von morgens bis mitternachts« rollt ein ganzes Leben ab via Bankinstitut, Freudenhaus, Park, Café, Heilsarmee, um in »Hölle, Weg, Erde« sich als leere Leere, parodierte Form, Konjunkturkommunistik zu entschleiern. Da ist mir R.
Und vor ihren Augen hätte er sich beinahe gefürchtet, sie waren gelb und glänzten, als ob Feuer dahinter brennte. Dem Gänserich war immer eingeprägt worden, es sei schicklich, langsam und breitspurig zu gehen, aber diese hier schienen gar nicht gehen zu können, ihr Gang war ein halbes Springen.
Breitspurig trat er ins weite Wiesenfeld hinaus, einen Bogen schlingend um das Garnisonsspital, das im Schatten dickleibiger Platanen, wie auf einer Insel stand.
Ich sehe Almqvist kommen, er schlenkert mit den Knien, bewegt die Schultern lässig, den Mund gespitzt, der Panama schaukelt in seiner Hand. Unter mir macht Boissant zwei Winke, in der allgemeinen Verwirrung entfernen sich die Türken mit dem Bulgaren. Boissant bleibt breitspurig stehen, die Hände in den Hosentaschen, die pomadisierten Haare in die Stirn gebürstet.
Es war zuviel: Man sah einen Offizier die Arme dehnen, die Brust herauspressen, einen seltsamen Jodler über das Lokal hinfeuern und die Hände auf den Tisch zurückhauen. Er zerschlug die Lampe und einiges Geschirr. Der Kellner tat sehr ruhig. Fernersitzende dachten an Zufall und Mißgeschick. Er gab dem Kellner märchenhaftes Trinkgeld, nahm die Mütze und ging breitspurig, säbelschleifend hinaus.
Er kam erst wieder halbwegs zur Besinnung, als er an einem Fenster des Couponbureaus allein stand und auf den Bahnhofsplatz hinausstarrte. Da sah er einen verlassenen Wagen der Elektrischen breitspurig stehen, und seitlich vor dem Wagen stand ein Kind und wartete offenbar, daß der Wagen weiterfahren sollte, damit es die Schienen überschreiten könne.
»Aber, Tante Toni, das bin ich doch ich meine, das müßtest du mir doch ansehen!« Und Anna stellte sich breitspurig vor Tante Toni hin und reckte sich in die Höhe, so sehr sie nur konnte.
War einer als Genosse bekannt, so spieen die Bauern vor ihm aus, und seinem Weibe gingen die Nachbarinnen aus dem Wege. Die Kinder aber in der Schule ließ der Lehrer mit besonderer Vorliebe patriotische Lieder singen. Säle, die uns zur Verfügung gestanden hatten, wurden uns genommen; breitspurig, ein Herr der Situation, stand der Gendarm vor der Türe, wenn wir den Eingang erzwingen wollten.
Nur der dicke Wiesenbauer stand breitspurig in der Torfahrt seines stattlichen Hauses und rauchte im Schweiße seines Angesichts aus seinem großen Meerschaumkopfe. Dabei schaute er schmunzelnd einem mächtigen Fuder Heu entgegen, das eben von seinen Knechten in die Diele gefahren wurde.
"Wo wohnt ihr jetzt?" rief Flametti. Und Herr Niedermeyer rief: "Kuttelgasse 33, V.!" "Angenehmer Flohbiß!" rief Flametti zurück. Er war ein großer Mann und konnte sich's leisten. Die Hände in den Hosentaschen, breitspurig und schwer, den Schritt wuchtig aufs Pflaster gesetzt, ging er hinüber zur Postfiliale. "Eine Fünferkarte!"
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