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Aber nun tritt durch die Pforte Agnus castus mit dem Lamme, Knieet betend an dem Boden Neben Rosarosens Lager. Nach der Sanduhr sieht Benone, Eine Schelle rührt der Knabe, Niederknieet Rosadore, Jacopone bei der Kranken. Beim Gesang des frommen Volkes, In dem Scheine heller Fackeln, Hat sie leis das Haupt erhoben Und des Herren Leib empfangen.

Oder hast du Rosarosen, Deine fromme Braut, erstochen? Fremde Lieb bei ihr erkennend, Was der Herr verhüten wolle? Oder hast du gen dich selber Diesen bösen Stahl erhoben, Willst in blinder Wut du sterben? O, du armer Jacopone! Weh, ich seh Rosarosens Mantel deinem Arm entrollet! Rede, rede, du Entstellter, Gibt dem stummen Schrecken Worte!"

Rosatristis nun voll Wonne Löst der Kranken Brustgewande, Daß des Busens heilge Wogen Schimmernd zu dem Lichte drangen. Eine rote blutge Rose Rosarosens Brust bestrahlet; Was ihr unterm Herzen wohnet, Hat sie so im Tod erfahren. Während leis zu Rosadoren Sich die andre Nonne nahte, Und sie sah, die sie erzogen, Rosalätens heilgen Schatten.

Und er wird der Sonne winken Die dann sinket nimmermehr, Und die Erde wird ertrinken In des ewgen Lichtes Meer. Alle Schatten werden leuchten, Alles Dunkel wird erglühn, Und die Welten werden beichten Vor dem Lichte auf den Knien. Und der Knabe sprach: "Geschauet Hab ich Rosarosens Gruft, Wo sie heut wird Gott vertrauet, Bis der Herr uns alle ruft.

Bald steht deines Herzens Rose Nun im selgen Himmelsgarten Und schmückt ihm die Dornenkrone, Die er hat für uns getragen!" Als der Knabe so gesprochen, Ging er betend aus der Kammer: "Jesus Christus sei gelobet!" Und die Sterbende sprach: "Amen!" Doch jetzt nahten sich die Nonnen, Die verschleiert fern gestanden, Leis hinschwebend an dem Boden, Rosarosens Sterbelager.

In der Kammer Mitte stehet Blank ein Tischlein, wohlgeordnet, Zierlich ist da aufgedecket Für vier fröhliche Personen. Pietro Rosarosens Teller Ziert mit einer Myrtenkrone, Und zwei künstliche Sonette Legt dazu ihr Meliore. Aber von dem Hochzeitsbette Springet traurig Jacopone: "Will mein Weib denn noch nicht kehren, Gehe ich, sie mir zu holen!

Ach, so kann ich nach dem Tode Mutterfreuden erst erlangen! Wie unendlich ist die Wonne Unergründlichen Erbarmens!" Und nun schweift sie wie ein Vogel Freudig um das Bett der Kranken, Und umschwebet Rosadoren, Streifend kühl durch ihre Haare. Rosarosens Lebenswoge Hebt sich nochmals Wellen schlagend, Stumme Freudentränen flossen Nieder von der bleichen Wange.

Nieder reißt er ihre Kleider; Ach, sie hüllt kein schamhaft Rot! Doch ihr Leichnam nackt und heiter Ist geheiligt in dem Tod. Rosarosens Gurt von Eisen Schützet Lende ihr und Schoß; Apo will ihn niederreißen, Doch er zwinget ihn nicht los. Und mit allen seinen Feilen Kann mit Mühe er und Not Den Bußgürtel nicht zerteilen Der geheiligt Trotz ihm bot.

Und nun sinkt sie mit den Worten Froh in Rosarosens Arme: "Laß, o Schwester, deinen Odem Mich von deinen Lippen fangen!" "Sei willkommen, Todessonne!" Spricht die Kranke liebesstammelnd, "Mir ins Herz mit Siegeswonne Fallen deiner Augen Strahlen! Aber, was du mir versprochen, Singe mir ein Lied zur Harfe, Daß die Seele vor dem Tode Auf dem Klang vorüber wandle!"

Und mit bangem Finger zeiget Jeder Vater sie dem Sohn, Und von Mund zu Munde streichet: "Sahst du heut Biondetten schon?" Alle, die sie einst beneidet, Weil sie kunstreich, schön und fromm, Glauben, wo sie hin nur schreitet, Daß die irdsche Venus komm. Also frech ist ihr Bezeigen, Jedem Buben scheint sie eigen, Ich erschrecke und muß schweigen. Romanze XX: Rosarosens Leichenzug