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Aktualisiert: 14. Juni 2025


Mit den ersten Tagen des Frühlings gelangte auch die Nachricht auf den Veitsberg von dem Tode des Gerst. Die Wunden hatten nicht heilen wollen und bewirkten einen langsamen und schmerzhaften Tod.

»Denkt nicht an uns, Herr Rath«, sprach ernst der Schulmeister, »auch nicht daran, wie ihr uns lohnen wollt für alles angethane Leid, denkt vielmehr daran, wie ihr nach allem Geschehenen mit eurem Herrgott stehet, und wie ihr ihm Dank schuldig seid für seine gnädige Hülfe in der Stunde der NothDarauf gab der Gerst keine Antwort.

An dem Krankenbette der Mutter, die bewußtlos da lag, erzählte dann Dorothe unter vielen Thränen ihr Lebensschicksal. Ihr Vater war ein wohlstehender Kaufmann gewesen in Arnsberg in Westphalen, und hatte plötzlich all' sein Hab' und Gut durch den Bankerott eines Handlungshauses verloren, auf dessen Wohlstand er zu viel getraut hatte. Der Kummer darüber hatte den ehrlichen Mann auf ein Krankenlager geworfen, von dem er nicht wieder aufgestanden war. Seit zwei Jahren stand seine Wittwe mit ihrer Dorothe allein in der Welt. Niemand nahm sich ihrer an, denn die Geschäftsfreunde, die vor dem reichen Herrn Kunz die Diener nicht tief genug hatten machen können, die wollten jetzt seine Wittwe und Tochter gar nicht kennen. Alle Thüren waren verschlossen und alle Herzen ohne Mitleid und Trost. Da ging ein Hoffnungsstern für die Verlassenen auf. Es war in der Grafschaft Katzenelnbogen, in der Nähe von Braubach, ein reicher Anverwandter der Familie, ohne Weib und Kinder zu hinterlassen, gestorben. Die Verwandten in der Nähe, obgleich nur entfernt mit dem Verstorbenen verwandt, hatten zugegriffen, und die Erbschaft an sich gerissen. Zu spät hatte die Wittwe des Kaufmanns Kunz, die nächste und rechtmäßige Erbin, davon gehört, und war mit den Papieren, die ihr die Erbschaft sichern sollten, nach Braubach gereist, um am dortigen Amte ihre Sache verfechten zu lassen. Unbekannt an dem Orte, hatte sich ein junger Advokat, mit Namen Gerst, erboten, ihren Proceß zu führen. Die Mutter hatte anfangs dem Advokaten großes Vertrauen geschenkt, weil sie den Eifer und die Ausdauer sah, mit der er ihre Sache verfocht; dann aber hatte sie Mißtrauen gegen ihn gefaßt, weil ihr mancherlei Nachtheiliges von ihm zu Ohren gekommen war, und endlich hatte sie sich nach einer langen Unterredung, der aber Dorothe nicht beigewohnt, mit ihm völlig entzweit. Was der Grund des Streites gewesen, das hatte Dorothe nicht erfahren; die Mutter hatte es auch nicht sagen wollen, hatte viel geweint und an jenem ganzen Abend nicht aufgehört zu beten und die Hände zu ringen. »Bete mit mir, Dorothe«, hatte sie gesagt, »der Satan hat unserer begehret, daß er uns sichten möchte wie den WaizenSeitdem habe die Mutter sich verschiedentlich nach anderer Hülfe umgesehen, aber Einer habe gesagt: der Proceß sei nicht zu gewinnen, ein Andrer: er werde zu viel kosten, ein Dritter endlich: er wolle es dem Gerst nicht zu Leide thun.

Die Unterredung mit dem bösen Gerst hatte ihre Krankheit wieder zurückgerufen; sie brach in neuer Heftigkeit aus. Wieder folgten Nächte der Angst auf Tage der Sorge, wieder wachte Dorothe am Lager der Mutter, still und hoffend. Aber der Herr hatte es anders beschlossen.

Da kam von Braubach herauf ein Mann auf die Frauen zu, und wie er näher kam, erkannten beide in ihm den Advokaten Gerst.

Die alte Lindin war im beßten Zuge, kein gutes Haar an dem Gerst zu lassen; denn das war ihre schwächste Seite, daß sie nicht schweigen konnte, wenn es galt, ein Unrecht zu strafen, oder einen Freund zu vertheidigen. »Denn«, sagte sie, »eifern ist gut, wenn's immerdar geschieht um's GuteZum Glücke für ihren Gegner, der sich nicht mehr zu helfen wußte, rief der Herr Rath Laupus ihn an sein Bette, und er ergriff bald die erste Gelegenheit, sich aus der Krankenstube zu entfernen, nicht ohne einen Blick der Rache auf die alte Lindin geworfen zu haben, den diese standhaft aushielt und treulich erwiederte.

Von mehreren Seiten ward dem Justus gemeldet, wie man in Erfahrung gebracht, so habe der Rath Gerst die Dorothe Justus, geborne Kunz, mit einer bedeutenden Summe in seinem Testamente bedacht; und so um die Heuerndte hin geschah eine förmliche Aufforderung an Dorothe von Seiten des Sachwalters des Verstorbenen, der Eröffnung des Testaments beizuwohnen.

Ueber sein ganzes früheres Leben wurden ihm Fragen vorgelegt, manche so verfänglich, daß man offenbar sah, es sei auf seinen Fall abgesehen. Niemand kannte sein früheres Leben nach allen seinen Einzelheiten, als der Gerst, nur von ihm konnten die Aufhetzungen herrühren.

»Bruder«, sagte der Jäger, indem er eine Thräne im Auge zerdrückte, »du bist ein glücklicher Mensch, viel glücklicher, denn ich. Mein Herz ist wie ein Schifflein auf offener See, und das darum, weil ich weder fest glauben, noch recht lieben kann. Nein, an meinen Todfeind kann ich nicht denken, wie du an ihn denkst. Der Gerst hat dir Alles geraubt, was den Menschen das Leben lieb macht, deine ganze Jugend und deine ganze Ehre vor der Welt, und mußt noch froh sein, daß er dich das Brod eines armen Schulmeisters in Ruhe essen läßt. Das könnt' ich nicht ertragen! Und wehe dem Menschen, wenn ich je in dieser Gegend längere Zeit bleiben sollte; ich würde ihm Alles eintränken, was er je Böses an dir gethan hat!« »Und was hättest du damit für mich gethan, Heinrichfragte ernst der Schulmeister. »Nichts, sage ich, gar nichts! Die Jugend ist vorüber, wer denkt an mich, und wer will mich? Laß mir mein Loos; es ist Freude mit Zittern, und meinen Glauben laß mir auch, der mich lehret: Die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr

Aus zuverlässiger Quelle erfuhr sogar der gequälte Mann, daß der Gerst mehrere Reisen nach Grünberg unternommen habe, um den Amtmann völlig zum ungerechten Urtheil zu stimmen. Da war denn Trauer im Hause des Schulmeisters, aber doch eine andere, als sie in solchem Falle in den Häusern Vieler zu sein pflegt.

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