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Und wirklich die Schwester war seine Tänzerin von vorhin, die er so langweilig gefunden hatte seine Hauswirtin, Frau Ragni Kule. Der "Nußkern" war übrigens gar nicht ihre Schwester; sie waren Stiefschwestern. Und der "Nußkern" war auch nicht, wie er glaubte, die ältere; im Gegenteil die Schwester war bald neunzehn und sie knapp siebzehn.

Ragni sah sich auf dem Hof um; dann setzte sie sich auf die Scheunentreppe. Nichts, was in uns alles so in Stille einwiegen könnte, wie ein ruhender Bauernhof! Nicht der Wald, denn irgendwo raschelt und raunt es da immer; man muß lauschen oder Umschau halten; nicht das Meer, selbst wenn es schweigt; völlig in Frieden ist es nie. Nicht die Wiese; denn da wimmelt es von Leben. Und so überall.

Wieder wandte Sören Kule den Kopf nach links und rief gleichgültig: "Ragni!" Niemand antwortete, niemand kam. "Mir war, als hörte ich draußen jemand gehen", sagte er, wie um sich zu entschuldigen, daß er gerufen hatte. Kallem stand auf und verabschiedete sich. Einige Tage später gab er Rendalen eine humoristische Schilderung dieses Besuchs. Rendalen lachte.

Josefine ging eines Tages zu ihrem Bruder hinauf, als er nicht zu Hause war, erzählte Ragni, daß sie verreise, verabschiedete sich und bat, den Bruder zu grüßen. Ragni war sich sofort klar darüber, daß diese Reise nur ein Vorwand war, um sie nicht in die Gesellschaft einführen zu müssen; sie wollten nicht für sie eintreten. Zu Kallem, der weniger mißtrauisch war, sagte sie jedoch nichts davon.

Ein Geräusch wurde an der Tür hörbar und gleich darauf wurde sie geöffnet. Das Mädchen kam mit dem Abendessen. Erschrocken ließ er die Frau los und stand auf. Ragni aber legte sich einfach wieder über den Tisch und schluchzte. Das Mädchen setzte das Brett behutsam auf die Ecke des Tisches, die frei war, stellte ebenso behutsam die Lampe weg und schob das Brett nach.

Ragni wurde kalt und stumm; sie konnte nicht ahnen, daß Karl in diesem Augenblick das Schönste tat, was er je getan, das Tiefste fühlte, was er je gefühlt hatte. Auf dem Bahnhof bemerkten verschiedene Leute seine Verzweiflung, sowie Kallems Ernst. Besonders aber auch, daß Ragni nicht mitgekommen war. Ob Kallem es nun erfahren hatte?

Kallem grüßte, Ragni schlüpfte zu ihrem Flügel hinein, der mitten im Zimmer stand, holte den Schlüssel hervor und öffnete ihn, als müsse sie ihn gleich auf der Stelle genau prüfen; sie konnte nicht anders, sie mußte hören, ob er noch gestimmt war. Mit den Handschuhen an den Händen schlug sie Longfellows "Sweet home" an. Bei den ersten Klängen dieser Hymne an die Heimat nahm Kallem den Hut ab.

Kallem wollte nicht, daß er so zu Ragni hinaufgehe; jedenfalls müsse er erst warten, bis er ruhiger geworden sei. Karl beteuerte, oben würde er sogleich ruhig werden; er bat inständig, man solle ihn hinauf lassen; umsonst. Er sollte sie heute überhaupt nicht mehr sehen. Der Abend war immer ihre schlimmste Zeit; sie durfte gar nicht einmal wissen, daß er überhaupt da sei.

Jeden und jeden Tag diesen ekligen Bengel am Tisch! Und abends Kristen Larssen! Dazu noch die vielen alten Weiber, die Kallem ihr schickte, damit Ragni sie mit wollenem Zeug versehe! Kinder, die sie oft von Kopf bis zu Fuß neu kleiden mußte, alle seine Tuberkulosefreunde!

Der Flügel war ein "Prachtstück". Während sie ihn betrachteten, wandte sich Josefine zu Ragni; es waren die ersten Worte, die sie sprach: "Sie spielen ja so schön?" "O " n"Wollen Sie uns nicht etwas vorspielen?" Und der Pastor fügte hinzu: "Ach ja, bitte!" Ragni sah ihren Mann an wie ein Ertrinkender, der nach Hilfe ausschaut. "Ragni muß in Stimmung sein, um spielen zu können!" sagte er.