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Bald kamen auch aus der Schule Klagen über ihn; dann aus der Apotheke, wo sie bei Kallems altem Freund zur Miete wohnten; dann von den Leuten, von den Nachbarn, von den Landungsbrücken. Vielleicht mußten auch andere Eltern Klagen anhören über ihre Jungens; vielleicht waren die Leute in dieser Gegend überhaupt schnell mit Klagen bei der Hand; davon wußte Kallem nichts; er war eine Einsiedlernatur.

Und diese Ringe um die Augen, die Magerkeit, die Farbe ! Sie sah sein Entsetzen und deutete es falsch. Draußen in der Küche hatte sie gedacht: jetzt sprechen sie von Karl. Jetzt erfährt Kallem, was geschehen ist, und warum ich keine Briefe mehr von ihm haben will. Als sie nun Kallems Aufregung sah, dachte sie: ist er böse, weil ich nichts gesagt habe?

Früher, als Meek noch praktizierte, hatte auch er sich besonders mit Brustkrankheiten befaßt, die in dieser Gegend des Landes nur allzu verbreitet waren, und er verfolgte Kallems Arbeit am Krankenhaus und seine Schriften mit reger Teilnahme; Kallem freute sich über sein Kommen. Während er ihm half, den Überzieher abzulegen, sagte er, Ragni habe ihm erzählt, es ginge Karl nicht gut.

Eine breite Seligkeit lag in diesem weitaufgerissenen Maul die innerste Offenbarung eines bosheitsvollen Herzens, das wildeste Freudenhalleluja des Entdeckers. Vielleicht auch ein Interesse für die beiden wer weiß? Ob er das Tag für Tag so trieb? Das Talent Kallems, andere in Arbeit zu setzen, sollte Ragni noch in höherem Grade kennen lernen.

Sie und ihr Heim! Das eine von ihnen sah, was das andere sah; des einen Sehen und Fühlen wurde geschärft durch das Bewußtsein, daß das andere ebenso sah und fühlte. Ragni löste ihren Arm aus Kallems Arm, ging nach dem Zaun hinüber er war aus Wachholderstäben , faßte durch die Stäbe, und pflückte ein paar Gräser und einen grünen Zweig; damit kam sie zurück und befestigte es an seinem Rock.

Nein, mein Bester, keinen Schimmer!" Meek schien immer nachdenklicher zu werden. "Ich habe Ihrer Frau gesagt, sie müsse es Ihnen sagen. Es ist ja schön von ihr, daß sie es nicht getan hat. Aber die Sache fängt an, eine gefährliche Wendung zu nehmen." Seine schwermütigen Augen blickten in Kallems Augen. "Gefährlich, sagen Sie?" "Ja. Ich muß ihn nach Hause kommen lassen."

Daß Pastors sich nach ihrer Heimkehr zurückhielten, hatte auch darin seinen Grund, daß der Gotteslästerer Larssen Liebkind war in Kallems Haus, daß Ragni Englisch mit ihm trieb, daß Kallem wie ein Kamerad mit ihm verkehrte. Kurz darauf war Karl Meek ins Haus gekommen, und seitdem sah man Ragni nie anders als in seiner Begleitung.

Kallem war eben nach Hause gekommen, als der Pastor ganz blaß bei ihm erschien und erzählte, was vorgefallen war. "Das tu' ich nicht noch einmal!" schloß er. "Ich kann Dir versichern, Du hast ein gutes Werk getan!" Der Pastor stand in Überzieher und Mütze, die Hand auf der Türklinke, da; Kallems Worte und der Ton, in dem sie gesagt wurden, verletzten ihn.

"Ragni!" rief Kallem. "Ja, ja!" Und sie trat auf den Fahrweg hinaus. Jetzt sah sie, wie weit zurück sie war. Die beiden Männer standen am Wagen und unterhielten sich; sie waren ganz oben auf der Höhe. Die schlanke Gestalt Kallems und die kleine, schmächtige Figur des Doktors hoben sich scharf ab. Beide hatten alle Hände voll. Sie kam eilig heran und hörte schon von weitem Kallem Vortrag halten über einen jungen Sturmhut, den er in der Hand hielt und hin und herschwenkte; er gab, auf Deutsch, die begeisterten Worte eines deutschen Botanikers über diese prachtvolle Giftpflanze wieder, die er in Norwegen gefunden hatte. Doktor Kent überreichte ihr liebenswürdig eine =Pelygala amara= ; er wußte, daß ihr, die von Amerika kam, diese blaue Blume neu war. Sie bedankte sich herzlich. Sie stiegen in den Wagen und fingen gleich an, ihre Ausbeute zu ordnen. Die Herren baten Ragni, sich auszusuchen, was ihr gefiel. Sie kamen von einem kleinen Moor; Kent hatte die Blüte einer Moortanne im Knopfloch stecken; sie hatten überhaupt alles mitgenommen, sogar ein Schmerkraut. "Das Raubtier!" sagte Ragni. Das wollte sie nicht haben; es sei auch so "schmierig"! "Du bist doch in allem

Obgleich auf ihrem kräftigen, offenen Gesicht viel Mitgefühl lag es war doch das einer Fremden; meilenweit entfernt von Kallems stummer Verzweiflung sah sie es mit an. "Ist sie tot?" flüsterte Sigrid. Sissel schüttelte den Kopf. Und Ragni hörte die Frage; sie blickte auf.