Vietnam or Thailand ? Vote for the TOP Country of the Week !

Aktualisiert: 18. Juni 2025


Ragni arbeitete gern und rasch; das Mädchen war klug und wißbegierig. Eins freute sich am andern. Vierzehn Tage nach dem mißglückten Versuch mit dem Vierhändigspielen sagte sie zu Karl Meek: "Was meinen Sie? Wollen wir's noch einmal versuchen?" "Danke, nein ... es geht doch nicht!" erwiderte er entsetzt. "Ich habe schon etwas Vierhändiges hervorgesucht, das Ihnen sicher nicht zu schwer ist!"

Aber der Tod ist noch anders; er gleicht nichts sonst auf der Welt. Das erfuhren sie jetzt. Auf diesen Tag folgte eine lange Zeit voll Kampf ohne Hoffnung, voll Verzweiflung ohne Worte, voll innigster Liebe ohne Freude. Ragni hatte allerlei zu "ordnen", womit sie in der Stille anfing.

Die Gesellschaft war ganz hingerissen; der Bürgermeister wanderte durch die Zimmer wie eine schmetternde Trompete. Der alte Meek kam voll altfränkischer Ehrerbietung; "Großvater ist so musikalisch!" flüsterte Tilla. Eine Stunde darauf verabschiedete sich der alte Meek; er blieb nie länger in Gesellschaft. Seine Enkelin begleitete ihn; Kallem und Ragni schlossen sich an.

Warum wagte sie nicht einmal den Wunsch zu verraten, davon zu sprechen, damit er ihr hätte weiterhelfen können? Was war der Grund? Die Angst vor der Untersuchung vor der Operation? Er sah sie selten, ohne daß er fühlte: jetzt dachte sie daran. Und sie wieder fühlte: er entbehrt das Kind. Ende August erhielt Ragni einen dicken Brief aus Berlin von Karl Meek!

Jeder, der sich der Begebenheit erinnert, wird sich entsinnen, wie streng Ragni verurteilt wurde. Fremd, ohne Verkehr, scheu, hatte sie nur die Erinnerung an ein erotisch-gesangvolles Klavierspiel zurückgelassen; und das konnte sie hier nicht verteidigen. Vor einem Jahr hatte sie es übernommen, für die Kinder ihrer verstorbenen Schwester zu leben; und jetzt lief sie davon.

Sie sah ihre Schuld darin, daß sie unverträglich gegen eine Frau gewesen war, die im Grunde eben doch eine Sünderin war. Wenn Sissel Aune oben bei dem Jungen saß und ihm von Ragni erzählte, wie liebevoll sie bis zum letzten Augenblick gewesen sei, dann empfand sie das Unmenschliche ihres Betragens, daß sie Ragnis Herzensgüte, daß sie Kallems Liebe hatte übersehen können.

Gegen Karl selbst jedoch war er die Herzlichkeit selbst. In der Stunde der Trennung aber hörte aller Spaß auf; denn Karl war so verzweifelt vor Schmerz, daß man überhaupt nicht mit ihm sprechen konnte und den Abschied nur möglichst beschleunigen mußte. Ragni wollte nicht mit zum Bahnhof fahren; sie fürchtete sich vor seinen Überschwenglichkeiten.

Nun kam kein anderer Ort in Frage als Rendalens oder seine Wohnung; aber Ragni war wieder so scheu geworden, daß er an ihrer Einwilligung zweifelte. Er bereitete sie in Briefen darauf vor und bat Marie, sie ebenfalls zu überreden und selbst mitzukommen.

"Das hätte ich nicht gedacht," erwiderte Kallem und ließ den Ton seiner Worte erklären, was er damit meine. Kule schwieg. " Sie werden hier wohnen bleiben?" "Ja." Kallem blickte in das blinde Gesicht; es war kalt und verschlossen. Er fühlte, es war unmöglich, auch nur einen Funken Mitleid mit Ragni darin zu erwecken. Ein entsetzlicher Widerwille packte ihn.

Die andern sahen das, glaubten wohl, es sei ein Choral, und folgten seinem Beispiel. Ragni hatte ihnen den Rücken zugewandt und bemerkte daher nicht, daß nun von rechts noch zwei Leute zum Vorschein kamen, ein Mann mit rundem, glänzendem Gesicht, und hinter ihm ein kleines Weibchen, das gern hereingeguckt hätte und doch auch nicht gern gesehen sein wollte.

Wort des Tages

wankendes

Andere suchen