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Aktualisiert: 24. Mai 2025


Den Schmerz durch Zerstreuung zu betäuben, jenes Rezept schlechter Seelenärzte, die nicht wissen, daß er die Heilkraft in sich selbst trägt, wies sie weit von sich: "Der Schmerz soll sein, wie der Schnitt an der wilden Rose, der ihrer Veredelung durch ein neues Reis vorangeht," schrieb sie, und auf einen teilnehmenden Freundesbrief antwortete sie: "Meine Pläne konzentriren sich alle auf Garden; meine letzte Reise hat einen tiefen Eindruck nicht allein auf mein Herz, aber auch auf meine Phantasie gemacht, erst jetzt kommen Nächte vor, wo ich sie nicht im Traume wieder durchlebe, und das Wort 'reisen' hat einen schmerzlichen Klang für mich ... Ich lebe ganz klösterlich, still, ernst, beschäftigt und ergeben, obgleich wehmüthig bis im Innersten der Seele, meine Kinder sind mein Glück, sie gedeihen in dem gesegneten Landleben, wo ich alles auf sie einrichten kann, auch der strenge Winter ist ihnen nicht entgegen, da sie täglich, und Otto oft den ganzen Tag, draußen sind; jetzt fahren sie im Schlitten spazieren, und mein Jennchen hält mit ihren zwei dunkelroten dicken Bäckchen auf dem weißen Kopfkissen ihren Mittagsschlaf."

Dieser Garten nun war die stille Insel, auf welcher in schöner Jahreszeit Ludwig und Sophie sich täglich ergingen. Klösterlich abgeschlossen gegen die Außenwelt, ganz sich selbst lebend, sich selbst genügend, genossen sie die einfache Schönheit dieser ländlichen Einsamkeit.

Fast klösterlich war die Zucht des Orts: alle im Stahlhofe selbst lebenden Meister und Gesellen, sogar der Hauswart mußten unverheirathet sein. Scharfe Vorschriften bezweckten dauernde Ordnung und Ruhe. Schimpfworte, Schläge und andere thätliche Verletzungen waren mit hohen Geldbußen belegt; harte Strafen standen auf Trunkenheit, Würfelspiel und unsittliche Aufführung.

Er sagt ihnen: „Seid gewiß, daß es Gott also verordnet hat und nicht Euer eigen Werk noch Rat ist, und lasset das Geschrei derjenigen, die es für das allerärgste Werk tadeln. ‚Pfui, pfui!‘ werden sie sagen, ‚der Narr Leonhard Koppe hat sich durch den verdammten ketzerischen Mönch fangen lassen, fährt zu und führt neun Nonnen auf einmal aus dem Kloster, und hilft ihnen, ihr Gelübde und klösterlich Leben zu verleugnen und zu verlassen‘. Meint ihr, das ist all heimlich gehalten und verborgen?

Das Auge, klösterlich gesenkt, hob sich nur selten; wenn es aber aufging, traf es wie ein Wetterschlag, so grauenhaft funkelten die schwarzen Sterne aus den aschfahlen Wangen, und man fühlte sich erleichtert, wenn die breiten Lider sie wieder bedeckten. So beschaffen und so angetan, trat der Mönch, ein Bündel Holz unter dem Arme, vor die Fremden hin, mit der Frage: ob sie Feuer bedürften?

Ferner residierte Dorothea, die Großherzogin-Mutter, nicht mehr im Alten Schloß, und mit ihrer Zurückgezogenheit hatte es eine traurige und unheimliche Bewandtnis. Auch von dieser Fürstin nämlich, die der gereiste und bewanderte Herr von Knobelsdorff gelegentlich als eine der schönsten Frauen bezeichnet hatte, die er je gesehen, auch von ihr, deren festlicher Anblick Glück, Herzenserhebung und Lebehochs bewirkt hatte, wann immer sie sich den sehnsüchtigen Blicken bedrückter Alltagsmenschen dargestellt, auch von ihr hatte die Zeit ihren Tribut gefordert. Dorothea war gealtert, ihre kühl und streng gepflegte, berühmte, bejubelte Vollkommenheit war während der letzten Jahre so schnell und unaufhaltsam verwelkt, daß die Frau in ihrem Innern nicht Schritt mit dieser Wandlung zu halten vermochte. Nichts, keine Kunst, kein Mittel, auch die lästigen und widerlichen nicht, mit denen sie den Verfall bekämpft, hatte zu hindern vermocht, daß der süße Glanz ihrer tiefblauen Augen erlosch, daß Ringe von schlaffer, gelblicher Haut sich darunter bildeten, daß die wundervollen kleinen Gruben in ihren Wangen sich zu Furchen höhlten und ihr stolzer und herber Mund nun so scharf und mager erschien. Da aber ihr Herz streng gewesen war wie ihre Schönheit, und auf nichts als diese Schönheit bedacht, da ihre Schönheit ihre Seele gewesen war und sie nichts gewollt und geliebt hatte als die erhebende Wirkung dieser Schönheit, während ihr eigenes Herz nicht hochschlug, keineswegs, für nichts und für niemanden, so war sie nun ratlos und sehr verarmt, konnte innerlich den Übergang zu dem neuen Zustand nicht finden und nahm Schaden an ihrem Gemüte. Generalarzt Eschrich äußerte noch etwas von seelischer Erschütterung infolge eines ungewöhnlich raschen Rückbildungprozesses und hatte zweifellos auf seine Art recht mit dieser Deutung. Die traurige Tatsache war jedenfalls, daß Dorothea schon während der letzten Lebensjahre ihres Gemahls Merkmale tiefer geistiger Trübung und Verstörung gezeigt hatte. Sie ward helligkeitsscheu, ordnete an, daß bei den Donnerstagkonzerten im Marmorsaal alle Lichter rot umkleidet wurden, und bekam Zufälle, als sie nicht durchzusetzen vermochte, daß diese Maßregel auch auf alle übrigen Festlichkeiten, den Hofball, den intimen Ball, das Diner, die große Cour ausgedehnt werde, da die Sonnenuntergangsstimmung im Marmorsaal ohnedies viel Anlaß zum Gespött gegeben hatte. Sie verbrachte ganze Tage vor ihren Spiegeln, und man beobachtete, wie sie diejenigen mit den Händen liebkoste, die aus irgendeinem Grunde ihre Erscheinung in günstigerem Lichte wiedergaben. Dann wieder ließ sie alle Spiegel aus ihren Zimmern entfernen, ja, die in die Wände eingelassenen verkleiden, legte sich ins Bett und rief nach dem Tode. Eines Tages fand Freifrau von Schulenburg sie völlig zerstört und entzündet vom Weinen im Saal der zwölf Monate vor dem großen Porträt, das sie auf der Höhe ihrer Schönheit darstellte ... Gleichzeitig begann eine krankhafte Menschenfurcht ihrer Herr zu werden, und für Hof und Volk war es eine Pein, zu bemerken, wie die Haltung dieser ehemaligen Göttin an Sicherheit verlor, ihr Auftreten seltsam linkisch wurde und ein elender Ausdruck ihren Blick befing. Schließlich verbarg sie sich ganz, und bei dem letzten Hofball, dem er angewohnt, hatte Johann Albrecht statt seiner »unpäßlichen« Gemahlin seine Schwester Katharina geführt. Sein Tod war insofern eine Erlösung für Dorothea, als er sie aller Repräsentationspflichten enthob. Sie wählte als Witwensitz Schloß Segenhaus, ein klösterlich anmutendes altes Jagdschloß, das, anderthalb Stunden Wagenfahrt von der Residenz entfernt, inmitten seines ernsten Parkes lag und von einem frommen Jagdherrn mit religiösen und weidmännischen Emblemen in seltsamem Durcheinander geschmückt war. Dort lebte sie, verdüstert und wunderlich, und Ausflügler konnten manchmal von weitem beobachten, wie sie an der Seite der Freifrau von Schulenburg-Tressen im Park promenierte und mit gnädiger Neigung die Alleebäume zu beiden Seiten grüßte

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