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Mein Vater hat Wagen und Pferde und einen Diener, den alten Fehlmann. Mama hat ihre eigene Theaterloge. Wie beneiden sie die Frauen der Stadt mit den achtundzwanzigtausend Einwohnern darum. Mutter ist eine noch in den vorgeschrittenen Jahren hübsche, ja schöne Frau. Ich erinnere mich an ein hellblaues, enganschließendes Kleid, das sie einmal trug. Sie hielt den zartweißen Sonnenschirm offen. Die Sonne schien. Es war prächtiges Frühlingswetter. In den Straßen duftete es nach Veilchen. Die Menschen promenierten, und unter dem Grün der Anlage-Bäume spielte die Stadtmusik Promenadenkonzert. Wie süß und hell war alles. Ein Brunnen plätscherte, und Kinder, hell angezogene, lachten und spielten. Und ein feiner liebkosender Wind strich mit Düften, Sehnsucht nach Unsagbarem erweckend, umher. Aus den Fenstern der Neuquartierplatzhäuser schauten Leute. Mutter hatte lange hellgelbe Handschuhe an den schmalen Händen und lieben Armen. Johann war damals schon in der Fremde. Aber Vater war dabei. Nein, nie nehme ich je Hilfe (Geld) von den zärtlich verehrten Eltern an. Mein verletzter Stolz würde mich aufs Krankenlager werfen, und futsch wären die Träume von einer selbsterrungenen Lebenslaufbahn, vernichtet für immer diese mir in der Brust brennenden Selbsterziehungspläne. Das ist es ja: um mich quasi selbst zu erziehen, oder mich auf eine künftige Selbsterziehung vorzubereiten, deshalb bin ich Zögling dieses Institutes Benjamenta geworden, denn hier macht man sich auf irgend etwas Schweres und Düster-Daherkommendes gefaßt. Und deshalb schreibe ich ja auch nicht nach Hause, denn schon das Berichterstatten allein würde mich an mir irre machen, würde mir den Plan, ganz von unten anzufangen, vollkommen verleiden. Etwas Großes und Kühnes muß in aller Verschwiegenheit und Stille geschehen, sonst verdirbt und verflaut es, und das Feuer, das schon lebendig erwachte, stirbt wieder. Ich kenne meinen Geschmack, das genügt. Ach so, ja. Ganz recht. Von unserem alten Diener Fehlmann, der noch lebt und dient, habe ich eine lustige Geschichte auf Lager. Die Sache ist die: Fehlmann ließ sich eines Tages ein grobes Verfehlen zuschulden kommen und sollte entlassen werden. »Fehlmannsagte Mama, »Sie können gehen. Wir brauchen Sie nicht mehrDa stürzte der arme Alte, der einen am Krebs gestorbenen Jungen noch vor kurzer Zeit begraben hatte (lustig ist das nicht), meiner Mutter zu Füßen und bat um Gnade, direkt um Gnade. Der arme Teufel, er hatte Tränen in den alten Augen. Mama verzeiht ihm, ich erzähle den Auftritt andern Tags meinen Kameraden, den Brüdern Weibel, und die lachen mich fürchterlich aus und verachten mich. Sie entziehen mir ihre Freundschaft, weil es, wie sie meinen, in unserem Haus zu royalistisch zugeht. Das Zu-Füßen-fallen finden sie verdächtig, und sie gehen hin und verleumden mich und Mama in der abgeschmacktesten Weise. Wie echte Buben, ja, aber auch wie echte kleine Republikaner, denen das Waltenlassen persönlicher und herrschaftlicher Gnade oder Ungnade ein Greuel und ein Gegenstand des Abscheus ist. Wie kommt mir das jetzt komisch vor. Und doch, wie bezeichnend ist dieser kleine Vorfall für den Lauf der Zeiten. So wie die Buben Weibel, so urteilt heute eine ganze Welt. Ja, so ist es: man duldet nichts Herren- oder Damenhaftes mehr. Es gibt keine Herren mehr, die machen können, was sie wollen, und es gibt längst keine Herrinnen mehr. Soll ich darüber traurig sein? Fällt mir nicht ein. Bin ich verantwortlich für den Geist des Zeitalters? Ich nehme die Zeit, wie sie ist, und behalte mir nur vor, im stillen meine Beobachtungen zu machen. Der gute Fehlmann: ihm, ihm ist noch auf altväterliche Art verziehen worden. Tränen der Treue und Anhänglichkeit, wie schön ist das.

Zuweilen im Sommer, in der großen Unterrichtspause am Vormittag, saßen sie miteinander in dem leeren Wirtsgarten promenierten in irgendwelchem Gespräch über das Wiesenland, auf dem die »Fasanen« sich tummelten, und improvisierten einen Aufenthalt mit Limonade in Herrn Stavenüters Anwesen. Herr Stavenüter wischte freudig den rohen Tisch und brachte persönlich die Limonade.

In der Darlegung der Einzelheiten verriet sich sogar eine so schlaue, zuweilen überraschend raffinierte Berechnung, wie der Kommerzienrat sie dem einfachen Manne kaum zugetraut hätte. Die Rätin hatte sich mit ihren Söhnen absichtlich zurückgezogen. Die drei promenierten im Laubengang der zweiten Terrasse auf und ab, während oben Albert Möller mit lauter Stimme weitersprach.