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Die dreiste Muse Molières, die Zärtlichkeiten und Ohnmachten der Lavallière, die kühne Haltung und die originellen Witzworte der Montespan und so manches andere hatte seine Zeit gehabt und war nun gründlich vorüber, welk wie eine verblasste Tapete.

[Castelmaine’s Gesandtschaft in Rom.] Es ist wahrscheinlich, daß der Papst selbst einer von Denen war, die den berühmten Brief mit Vergnügen lasen. Einige Monate zuvor hatte er Castelmaine auf eine Art entlassen, welche wenig Rücksicht auf die Gesinnungen des Königs zeigte. Innocenz war mit der ganzen inneren und äußeren Politik der englischen Regierung durchaus nicht zufrieden. Er sah, daß die ungerechten und unklugen Maßregeln der jesuitischen Cabale viel eher dazu beitrugen, das Fortbestehen der Strafgesetze als die Abschaffung des Testes zu bewirken. Sein Streit mit dem Hofe von Versailles wurde mit jedem Tage ernsthafter, und er konnte weder als weltlicher Fürst, noch als Oberhaupt der katholischen Kirche für einen Vasallen dieses Hofes eine herzliche Freundschaft fühlen. Castelmaine war nicht geeignet, diesen Widerwillen zu beseitigen. Er kannte zwar für einen Laien Rom ziemlich gut und war auch in der theologischen Polemik gründlich bewandert, besaß aber durchaus nicht das Geschick, welches sein Posten erforderte, und wenn er auch der talentvollste Diplomat gewesen wäre, so würde doch ein Umstand ihn für die besondere Mission, mit der er betraut war, untauglich gemacht haben. Er war in ganz Europa als der Gatte des schamlosesten Weibes bekannt, und als weiter nichts. Man konnte unmöglich mit ihm oder von ihm sprechen, ohne daran zu denken, wie er zu dem Titel gekommen war, bei dem er genannt wurde. Dieser Umstand würde wenig auf sich gehabt haben, wenn er an einem sittenlosen Hofe accreditirt gewesen wäre, wie zum Beispiel bei dem, an welchem unlängst die Herzogin von Montespan das Regiment geführt hatte. Aber es war offenbar ein grober Mißgriff, ihn mit einem Auftrage mehr geistlichen als weltlichen Characters an einen Papst von patriarchalischer Sittenstrenge zu senden. Die Protestanten von ganz Europa spöttelten darüber, und Innocenz, der ohnehin schon gegen die englische Regierung eingenommen war, betrachtete die ihm mit so großer Gefahr und so großen Kosten erzeigte Aufmerksamkeit als nicht viel besser denn eine Beleidigung. Der Gehalt des Gesandten war auf hundert Pfund die Woche festgesetzt. Castelmaine klagte, daß dies zu wenig sei und daß das Dreifache dieses Betrags kaum ausreichen werde. Denn in Rom bemühten sich die Gesandten aller großen Continentalmächte einander vor den Augen eines Volks, das durch den beständigen Anblick prächtiger Gebäude, Decorationen und Ceremonien verwöhnt war, im Glanz zu überbieten. Er erklärte stets, daß er bei seiner Gesandtschaft Geld zusetzen müsse. Es waren ihm mehrere junge Adelige aus den vornehmsten katholischen Familien Englands, wie die Ratcliffe, die Arundell und Tichborne, beigegeben, und er bewohnte in Rom den Palast der Familie Pamfili an dem prächtigen Navonaplatze. Eine Privatunterredung mit Innocenz wurde ihm bald bewilligt, die officielle Audienz aber wurde lange hinausgeschoben. Castelmaine’s Vorbereitungen zu diesem wichtigen Acte waren so prachtvoll, daß sie, obgleich schon zu Ostern 1686 begonnen, im darauffolgenden November noch nicht beendigt waren, und im November bekam der Papst einen wirklichen oder angeblichen Gichtanfall, der einen weiteren Aufschub verursachte. Im Januar 1687 endlich fand die feierliche Vorstellung und Aufwartung mit ungewöhnlichem Pompe statt. Die Staatswagen, welche zu der Auffahrt in Rom gebaut wurden, waren so prächtig, daß man sie für werth hielt, der Nachwelt in schönen Abbildungen überliefert und von Dichtern in mehreren Sprachen besungen zu werden. Die Façade des Gesandtschaftspalastes wurde an diesem hochwichtigen Tage mit geschmacklosen allegorischen Gemälden von riesenhafter Größe decorirt. Man sah hier den heiligen Georg mit dem Fuße auf dem Nacken des Titus Oates, und Herkules, wie er mit seiner Keule den protestantischen Tischler College zu Boden schlägt, der sich vergebens mit seinem Flegel zu vertheidigen sucht. Nach dieser öffentlichen Schaustellung lud Castelmaine alle damals in Rom anwesenden Notabilitäten zu einem Bankett in dem freundlichen und prächtigen Saale ein, den Peter von Cortona mit Gemälden von Scenen aus der Aeneide geschmückt hat. Die ganze Stadt drängte sich zu dem Schauspiele und nur mit Mühe konnte eine Compagnie der Schweizergarde die Ordnung unter den Zuschauern aufrechterhalten. Die Kavaliere des päpstlichen Hofstaates gaben hierauf ihrerseits dem Gesandten glänzende Gastmähler, und Dichter und Literaten überhäuften seinen Gebieter mit abgeschmackten und hyperbolischen Schmeicheleien, wie sie da am meisten floriren, wo Genie und Geschmack am tiefsten gesunken sind. An der Spitze der Schmeichler stand ein gekröntes Haupt. Mehr als dreißig Jahre waren verflossen, seit Christine, die Tochter des großen Gustav Adolph, freiwillig vom schwedischen Throne herabgestieqen war. Nach langen Wanderungen, während denen sie viele Thorheiten und Verbrechen begangen, hatte sie endlich in Rom ihren bleibenden Aufenthalt genommen, wo sie sich mit astrologischen Berechnungen und mit den Intriguen des Conclave beschäftigte und sich nebenbei mit Gemälden, Gemmen, Handschriften und Münzen die Zeit vertrieb. Jetzt dichtete sie einige italienische Stanzen zu Ehren des englischen Fürsten, der, wie sie selbst, einem Geschlecht von Königen entsprossen, welche zu ihrer Zeit als die Vorkämpfer der Reformation betrachtet wurden, sich, gleich ihr, mit der alten Kirche wieder ausgesöhnt hatte. Sie gab eine glänzende Gesellschaft in ihrem Palaste. Ihre in Musik gesetzten Verse wurden unter allgemeinem Beifalle vorgetragen und einer ihrer literarischen Günstlinge hielt über denselben Gegenstand eine Rede in so blühendem Style, daß er den Geschmack der englischen Zuhörer beleidigt zu haben scheint. Die dem Papste feindlich gesinnten, den Interessen Frankreichs ergebenen Jesuiten, denen jede Gelegenheit, Jakob Ehre zu erzeigen, willkommen war, empfingen den englischen Gesandten mit möglichstem Gepränge in dem fürstlichen Hause, wo die Überreste des Ignatius Loyola in einem Schrein von Lasurstein und Gold aufbewahrt werden. Bildhauerkunst, Malerei, Poesie und Beredtsamkeit wurden aufgeboten, um den Fremden zu bewillkommnen; aber alle diese Künste lagen tief im Argen. Es wurde viel schwülstige und unedle Latinität entfaltet, die eines so gelehrten Ordens unwürdig war, und einige von den die Wände zierenden Inschriften zeigten noch schlimmere Fehler als schlechten Styl. An einer Stelle war gesagt, daß Jakob seinen Bruder als Boten zum Himmel gesandt habe, an einer andren, daß Jakob die Schwingen geliefert, welche seinen Bruder in eine höhere Region emporgetragen. Außerdem gab es ein noch viel unglücklicheres Distichon, welches damals wenig beachtet wurde, dessen man aber einige Monate später mit boshaften Auslegungen gedachte. „O