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Aktualisiert: 7. Juni 2025
Ich sah, daß sie sich mir nicht öffnen würden, und forschte in ihren Zügen; aber auch sie blieben verschlossen. Ob sie unglücklich war, weil sie kein Kind hatte? Erdmann spielte stundenlang mit meinem Buben, während sie ihn kaum mit einem Blick streifte.
»Aber liebes Kind, was haben Sie denn?« rief Fräulein von Erdmann erschrocken und haschte zärtlich nach der Hand dieses »Kindes,« das einen Kopf größer war als sie. Das junge Mädchen machte noch immer keine Bewegung. Wohl aber begannen die Nasenflügel zu beben und die schwarzen Augen, die aus dem blassen Gesicht hervorleuchteten wie zwei überaus glänzende Perlen, füllten sich mit Thränen.
Graf Erdmann, der letzte Sproß der Promnitze, galt als Kind für einen ausgemachten Tölpel. Zu Sorau, wo sein Vater, der sächsische Kabinettsminister, einen förmlichen Hof hielt mit Jagdpagen, Kammerhusaren, Zwergen und einer Leibgarde von hundert bärenmützigen Riesen, gab er die denkbar schlechteste Figur ab. Er war mißtrauisch, verstockt, gefräßig und faul.
Darüber erschrak sie; denn nichts fürchtete sie so sehr, als das, was man hinter ihrem Rücken über sie sprach. »Nein, welcher Sturm heute!« sagte sie endlich zögernd. Sie fing den spöttischen Blick auf, den die Erdmann mit dem Doktor wechselte, und ihr Argwohn wurde bestärkt. Wie sie in den Doktor verliebt ist, die alte Schachtel, dachte sie. Wie sie sich herausgeputzt hat über ihrem Schmutz.
Aber mit fünfzig Jahren ist man alt, der kunstreichsten Modistin zum Trotz. Das Dienstmädchen brachte den Morgenkaffee und Fräulein von Erdmann beschwerte sich lebhaft über die Unruhe. »Liebste Anna,« sagte sie mit vibrirender Stimme, »ich bin so elend, so krank. Das ist der Hohn des Lebens! Geben Sie mir die Hand, Anna! Ich weiß, daß Sie es gut mit mir meinen. Ich war nicht immer so.
Seine Hand hob sich wie zu einer jener alten Gesten, die so wirksam zu unterstreichen pflegten, was er sagte, gleich darauf sank sie schlaff herab, die Lippen zuckten, der begonnene Satz zerriß; eine qualvolle Pause; dann griff er hastig nach dem Kelchglas, hob es empor, wobei die Tropfen zitternd über den Rand spritzten: »Die Familie Erdmann lebe hoch hoch hoch!« In den Stuhl sank er zurück; seine Augen wanderten wie um Verzeihung bittend von einem zum anderen, und als sein Blick den meinen traf, sah ich die Träne, die ihm in den Wimpern hing.
Er richtete sich würdevoll auf und ließ seine kostbaren Brillanten in den Strahlen der Lampe spielen. Die Erdmann blickte entzückt an dem Hünen empor. »Das ist ja schön,« spottete Mely. »Aber weshalb erzählen Sie das immer wieder? Das interessirt uns ja gar nicht. Wir fühlen uns ganz wohl, wenn wir auch nicht so tugendhaft sind.«
Frau Bender und das Fräulein von Erdmann hatten ihre Neugierde, Ereignisse der Zukunft zu erfahren, nicht bezähmen können, und Falks Zimmer wurde zum Quartier der Wahrsagerin gemacht. Mely atmete auf, als Falk gegen acht Uhr von einem Besuch zurückkam. Er sah sie stumm an.
Beständig, ohne aufzuhören, nagte sie an der Unterlippe und dann ging ein Zucken durch ihren Körper. Sie zitterte. Plötzlich machte sie zwei oder drei Schritte vorwärts, – schnell als fürchte sie zu fallen, warf sich auf die Ottomane, legte den Kopf auf die verschränkten Arme und begann zu weinen, – leise und unaufhaltsam. Fräulein von Erdmann war ratlos.
Würde die Liebe dieses Mannes, der nur aus von Energie gespannten Nerven und Sehnen zu bestehen schien, die richtige Grenze zu finden wissen? Meine Mutter war zuerst außer sich, als Erdmann sich ihr eröffnet hatte. Sie kam zu mir und kämpfte mit den Tränen: »Nun bin ich es wieder, die Eurem Vater standhalten muß!
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