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Aktualisiert: 20. Mai 2025
Graf Erdmann, der letzte Sproß der Promnitze, galt als Kind für einen ausgemachten Tölpel. Zu Sorau, wo sein Vater, der sächsische Kabinettsminister, einen förmlichen Hof hielt mit Jagdpagen, Kammerhusaren, Zwergen und einer Leibgarde von hundert bärenmützigen Riesen, gab er die denkbar schlechteste Figur ab. Er war mißtrauisch, verstockt, gefräßig und faul.
Da erschallte ein klirrendes Spottgelächter hinter ihm. Es war die Collobella. Wütend schritt er auf sie zu und fuhr sie an: »Geht nur allein zurück nach Sorau, ihr beiden, ich will hier auf Peterswalde bleiben. Ich mag das Luderleben nicht mehr mit ansehen, daß man dorten führt. Meine Mutter ist unglücklich, das weiß ich längst; längst weiß ich, daß mein Vater sie mit Huren betrügt.
Später liefen dann in Sorau große Rechnungen ein, und der alte Graf mußte die Wildschäden ersetzen. Niemand begriff solchen Treibens Kern und Ziel, bis Herr von Wrech, der sich die betrübtesten Gedanken machte, den Junker zur Rede stellte.
Seit jenem Balthasar Promnitz, dem Fürstbischof von Breslau, der außer Pleß, der größten schlesischen Standesherrschaft, auch Sorau und Triebel in der Niederlausitz erworben hatte, gehörte die Familie zum höchstbegüterten Adel des Landes, und späterhin, als sie schon ein Haupthort des Protestantismus war, besaß sie auch Peterswalde, Kreppelhof, Drehna und Wetschau, lauter große Gemarkungen mit umfangreichem Ackerland und ausgedehnten Wäldern.
Gegen eine Leibrente von zwölftausend Talern vergab er all seinen Besitz an verwandte Geschlechter, und nachdem er einen im Schloßkeller von Sorau vergrabenen Schatz von hunderttausend Gulden an sich gebracht, zog er in die weite Welt, in des Herrgotts Gefängnis, wie er sagte.
Dem Grafen Promnitz fiel ein Stein vom Herzen, als er vernahm, sein unfroher Sprößling wolle nicht mehr an den Hof zurück. »Laßt nur den Hamster«, sagte er zur Collobella, »der wird schon wieder nach unserer besetzten Tafel jappen.« Darin täuschte sich der Graf. Junker Erdmann kam nicht mehr nach Sorau, und seine Mutter mußte zu ihm fahren, wenn sie ihn sehen wollte.
Als man zu Sorau vernahm, was im Werke war, beeilte sich der alte Graf, den Freiwerber zu machen, und schon im Herbst wurde eine prachtvolle Hochzeit gefeiert. Kurz darauf ereignete es sich, daß der alte Graf Promnitz eines Abends allein auf abgehetztem Gaul auf sein Gut Triebel geritten kam, in die Vorhalle stürzte, die Türen verrammeln ließ und sich zitternd in den oberen Gemächern verbarg.
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