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Aktualisiert: 10. Juni 2025


Meister über seine Leidenschaften, welche von Natur nicht heftig waren; frei von allen Arten der Sorgen, und in den Tumult der Geschäfte selbst niemals verwickelt, war es ihm nicht schwer, sich immer in dieser Heiterkeit des Geistes, und in dieser Ruhe des Gemütes zu erhalten, welche die Grundzüge von dem Charakter eines weisen Mannes ausmachen.

Sie waren kalt, aber nicht hart, ein Gesicht ohne Seele und Leidenschaften, nur der Ausdruck eines mächtigen Willens herrschte auf Stirn und Brauen. Er band eine Maske vor und warf den schwarzen Mantel, den er am Eingange abgelegt hatte, um die Schulter. Dann verließ er, ohne ihren Abschied abzuwarten, das Gemach.

In diesem ganzen Umfange soll das Mitleid und die Furcht, welche die Tragödie erweckt, unser Mitleid und unsere Furcht reinigen; aber auch nur diese reinigen, und keine andere Leidenschaften.

Vermutlich würde die Vernunft allein von dieser sophistischen Beredsamkeit der Liebe überwältiget worden sein: Aber die Eifersucht, welche ihr zu Hülfe kam, gab den Ausschlag. Unter allen Leidenschaften ist keine, welcher die Verwandlung des Möglichen ins Würkliche weniger kostet als diese.

Ich wollte mir eingebildet haben, daß er mir wie der privilegierte und berechtigte Vertreter alles dessen erscheine, was geistvoll sei, und daß er auf mich den Eindruck mache, der mir sagte, daß es zu des Mannes Leidenschaften gehöre, stets eine Leidenschaft zu nähren. Jedenfalls gefiel er mir im höchsten Grade, und in dem Augenblick, wo ich ihn sah, liebte und verehrte ich ihn auch schon.

»Ihr habt recht, mein Freundsprach er, »ich lasse mich zu leicht hinreißen; aber Ihr wißt, es gibt Leidenschaften, deren Drängen man nicht widerstehen kann. Ich will meine Waffe da wieder an die Wand hängen; nun werdet Ihr mich doch herauslassen; ich muß ja heute noch nach Thourout, um Vieh zu kaufen

Die Sophisten lehrten die Kunst, die Leidenschaften andrer Menschen zu erregen; Socrates die Kunst, seine eigene zu dämpfen. Jene lehrten, wie man es machen müsse, um weise und tugendhaft zu scheinen; dieser lehrte, wie man es sei.

Auch durchsägt mir mit eurer Hand nicht so sehr die Luft, sondern macht alles hübsch artig; denn mitten in dem Strome, mitten in dem Sturme, mitten, so zu reden, in dem Wirbelwinde der Leidenschaften, müßt ihr noch einen Grad von Mäßigung beobachten, der ihnen das Glatte und Geschmeidige gibt."

Nun allein mit der Schlafenden schlich er wieder zum Sessel zurück, wagte aber nicht, sich zu setzen ... Sie war schön. Das Alter hatte nichts Entstellendes, Unregelmäßiges in ihre verschrumpfenden Züge bringen können. Man sah förmlich noch durch die Runzeln hindurch, wie durch viele matte Glasschichten, unten das schöne junge lebensfrische Mädchen und Arnold dachte daran, was ihm die Mutter manchmal erzählt hatte: daß die Großmutter viele Verehrer gehabt, aber aus Trotz, vielmehr Gleichgiltigkeit alle abgewiesen habe, von Jugend an nur auf Gelderwerb bedacht, endlich hatte sie den reichsten genommen, der aber um zehn Jahre jünger war als sie, den Großvater, und mit ihm so unglücklich gelebt ... Was lag an all dem, dachte er. Nach so viel Kampf, nach so viel Leidenschaften, jetzt lag sie ruhig und schlief nicht anders, als sie in ihrer Jugend vor all den wilden Erlebnissen geschlafen haben mochte, und wie er sie ansah, die Unberührte, überfiel ihn auf einmal der Gedanke, wie leicht eigentlich das Leben sei und wie es so von selbst und allen Anfechtungen zum Trotz bis ans Ende fortschreite, ganz einerlei, was man treibe. Nichts ist da, als daß die Zeit vergeht, mehr kann ja überhaupt nicht geschehn!... Und von hier aus gesehn, schien ihm nun auch plötzlich die so verwirrte und trostlose Situation, in der er sich augenblicklich befand, gar nicht mehr so wichtig und so trostlos er nannte sich feig, weil er den kleinen Unannehmlichkeiten durch diese Reise, diese Flucht besser gesagt, ausgewichen war, das war es beim Anblick dieser arbeitsamen wilden Greisin bekam er aufs Neue Lust, sich ins Leben zu stürzen, aus dem er mit vorschneller Erfahrung schon hatte entweichen wollen; bekam Lust, wieder zu toben und zu schaffen, wie es in seiner Art lag. Ein süßes verlockendes Gefühl von Unverantwortlichkeit befiel ihn, als würde er aus einem Hohlweg blitzschnell vor eine riesige Aussicht fruchtbarer Ebenen entrafft und als lenke sich ihm doch alles zum Schluß ehrbar ein, moralisch beinahe, in allem Ausschweifen sinnvoll begrenzt wie diese Dorfstube. Denn wohl fühlte er sich der Schlummernden verwandt, das verstand er nun, dieselben Stürme pochten auch in seinem Blut. Mochten sie losbrechen und ihre verderblichen Ziele suchen, was lag daran nach allen Verwüstungen würde man seinem ergrauten Haar doch nichts anderes nachsagen als: er ist ein Original, und nicht einmal mehr recht bös auf ihn sein so wie bei der Großmutter und die Ruhe in seinem Innern dann, o wie auf dem Gesicht dieser schlafenden lieben Frau, wie ohne Gedächtnis ... Nun erfüllte ihn Stolz sogar, daß er auf seine lebensvolle Manier die Zeit verbrachte. Er mußte nur nach dem Vergleich mit der Großmutter zu solchen halbtoten Puppen zurückkehren wie diese Frau Lichtnegger eine war, wie sein Bobenheim zu Hause. ... Ehrlich waren sie, aber das ist ja keine Kunst, ehrlich zu sein ... Diese dagegen, dieser Starrkopf, war eine bedeutende Person, die Bedeutendste der Familie nannte er sie, nach seiner intensiven Art fast schon verliebt in das neue Erlebnis, etwas Großes fühlte er aus ihr strahlen, etwas bis zum letzten Tropfen Selbstständiges und Unbewußtes dabei. Sie mochte eine Heldin sein, eine Deborah, aus jener alten Zeit noch, in der es so viele Helden gab, in der jeder Mensch den Kopf so hoch trug, daß man aus ein bißchen Heldentum gar nicht so viel machte wie jetzt und daß das Andenken der Starken unter tausend andern, ebenso Starken vergessen ward. Nein, die langen einsamen Nächte konnten diesem furchtlosen Geist nichts anhaben, der Tod hatte keinen Schrecken für sie, so erfüllt von ihrem eigentümlichen Leben war sie, von ihrer leuchtenden Gescheitheit, die alle ihre Fehler von Grund aus verklärte, o noch viel mehr als ein paar Schwächen gutgemacht hätte. Und Arnold sagte sich, in einer leichten Freude: »Ja, ja, dem Klugen wird vieles vergeben, Klugheit ist ja das Licht der Welt« und wie in einem glänzenden Strom von Selbstentschuldigungen und neuem Selbstbewußtsein löste sich seine Schmach auf ... Plötzlich fand er sich selbst wieder ganz passabel, all dem Bösen in ihm zum Trotz, fand sich beschwingt und leuchtend. Aus dieser Wendung heraus betrachtete er noch einmal das Gesicht der Schlafenden, wie um sich jeden ihrer Züge zu merken. Die Lippen waren in den Mund tief hineingesogen, so daß an Stelle der Mundöffnung in einer dunklen Vertiefung die senkrecht verlaufenden Runzeln unter der Nase und die über dem Kinn aneinanderstießen und sie paßten auch zu einander, schienen einander fortzusetzen, die kleinen Rinnen. Der Hals, jetzt entblößt, da die Großmutter nur eine lose Nachtjacke anhatte, war nichts als eine Reihe welker fallender Hautlappen, deren Anblick den jungen Mann tief erschütterte. Und das Erschrecklichste: die Augen waren nicht ganz geschlossen, sondern starrten halboffen, wie etwas Schleimigtrübes, geradeaus ... Arnold bekam Angst; die Nase erschien ihm spitz, vom tiefeingepreßten Mund aus aufragend, ... vielleicht war die Großmutter tot. Er beugte sich über ihr Gesicht, sie atmete. Zugleich spürte er den dumpfen Geruch, den er im ganzen Zimmer bemerkt hatte, gepreßt, schmutzig, lebensvoll und wie ein Verbrechen erschien ihm nun in momentanem Zusammenhang die Rede seines Vaters: Sie wird einmal einschlafen ... Und was würde er jetzt sagen, der Vater von seinem Komptoirtisch her: Du übertreibst alles ... Nun natürlich, er übertrieb, Gott sei Dank ... Er pries die Großmutter schon wie eine Heilige. Seit er hier eingetreten war, hatte sich sein Schmerz beruhigt, vielleicht auch deshalb, weil es hier so viel Neues zu sehn, zu bemerken gab, gemütvoll zu umfassen oder nein, nicht deshalb, das Überquellende war ja vielmehr diese Wurzelliebe, dieses Gefühl Seine Vorstellungen begannen sich zu verwirren, so viel hatte er zu überlegen. Es war ihm, als sitze er an diesem Bett bei der Schlafenden, seit er überhaupt begonnen habe zu denken, seit frühester Kindheit, als habe er nie etwas anderes erlebt als immer nur dies eine, als gebe es kein Vorher und kein Nachher mehr für ihn

Ebenso hat er nach einer anderen Seite hin, und zwar durch seine Kritik der menschlichen Triebe und Leidenschaften, eine tiefe und großherzige Auffassung der menschlichen Natur gezeigt, die ihn als einen Meister der Beobachtung erscheinen läßt.

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