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Aktualisiert: 14. Juli 2025


Der Professor wollte am Nachmittag vor der Bescherung selbst der Kleinen das Päckchen überbringen, um auch einmal nach seiner Nichte zu sehen. Der heilige Abend kam und brachte für Fräulein Stahlhammer große Geschäftigkeit.

Dieser Brief, der am frühen Morgen des zweiten Weihnachtsfeiertages bei dem Vormund ankam, versetzte den Mann in großen Zorn. Er war ein empfindlicher Herr, dieser Herr Rat Stahlhammer, nicht gewöhnt, daß ihm etwas gegen den Willen ging. Er war der Vormund, nicht der Professor, und wenn er als Vormund das kleine Mädel seiner Schwester übergab, so hatte nach seiner Meinung der Herr Professor durchaus kein Recht, sich das Kind eigenmächtig und gegen den Willen seiner Schwester zu holen. Das wollte er ihm sagen. Heute war noch Feiertag; es war wohl am besten, wenn er gleich heute nachmittag zum Professor ging und ihm seine Ansicht sagte. Gleich heute nachmittag? Das war nicht gleich, das war lang, das war viel zu lang für den

Der Professor faßte einen Brief ab, in dem er sich erbot, Klärchen zu sich zu nehmen, da sie ja nur auf Probe bei Fräulein Stahlhammer untergebracht sei. Die Geschwister wären wohl am glücklichsten, wenn sie beisammen wären. Herr Stahlhammer saß eben am Frühstück, als der Brief ankam. Er erbrach ihn schon mit gerunzelter Stirne und sie wurde nicht heller beim Durchlesen.

Mathilde kam in aller Unbefangenheit zu Fräulein Stahlhammer mit all ihren Anliegen, und Klärchen, die zuerst staunte über diese Zutraulichkeit, gewöhnte sich bald selbst daran; vergessen schien jetzt die Vergangenheit, vergessen auch die Zukunft, die Gegenwart war schön.

Im ersten Augenblick war Fräulein Stahlhammer nur glücklich gewesen, daß sie das Kind wohlbehalten vor sich sah, im zweiten dachte sie: Hätte lieber mein Bruder statt ihr Bruder Klärchen so getroffen. Was wird er denken und daheim berichten von mir! »Klärchen ist in Strafesagte sie jetzt, »weil sie mir die Wahrheit nicht gesagt hat.

Sie hat doch erst so schön geschrieben, daß sie dem Kind die neue Heimat lieb machen möchte durch eine schöne Weihnachtsfeier! Ist sie denn eine Heuchlerin?« – – Ach nein, eine Heuchlerin war sie nicht; hätte nur die gute Frau Professor gesehen, mit welch tiefem Schmerz Fräulein Stahlhammer bei ihrer Heimkehrum acht Uhr war esvernahm, daß ihr das Kind weggenommen worden war!

Noch nie war die Kleine von zu Hause fort gewesen, und nun überkam sie ein schmerzliches Heimweh, und anstatt die Milch zu trinken, die vor ihr stand, fing sie ganz bitterlich an zu schluchzen. »So war es damals auchdachte Fräulein Stahlhammer, »als die zwei Waisenkinder den ersten Tag bei mir zubrachten; es ist Kindern unheimlich bei mir, und wenn die größeren sich nicht bei mir eingewöhnten, wie sollte es das kleine Geschöpfchen fertig bringenIhr Herz trieb sie, Klärchen zu trösten, aber sie wollte dieses Kind nicht auch mit Liebe verwöhnen, sie hielt sich zurück und sagte: »Du wirst wohl müde sein, weil du früh aufgestanden bist; ich will Mine rufen, daß sie dein Bett richtet, dann schläfst du ein StündchenAls das Bett gerichtet war und Fräulein Stahlhammer das weinende Kind ins Schlafzimmer führen wollte, ergriff Mine rasch die kleine Gestalt, hob sie auf den Arm und sagte: »Es wird besser sein, wenn ich sie das erstemal lege, sie fürchtet sich wohl noch vor der großen Patinund Fräulein Stahlhammer ließ es zu.

Eines Tages, als Fräulein Stahlhammer wieder auf der Bank im Wald saß und die Kinder spielten, kam des Wegs eine ganze Schar kleiner Mädchen, zwei Lehrerinnen an der Spitze. Sie machten mit ihren Schülerinnen einen Waldspaziergang, und da sie Fräulein Stahlhammer kannten, blieben sie ein wenig stehen und begrüßten sie.

Nein, sie wollte lieber ihre Ausgänge ein andermal machen und heimgehen. »Ich hätte nicht fortgehen sollensagte sie sich, »aber meine Mutter ist auch einmal fortgegangenJa, Fräulein Stahlhammer wußte es noch genau, ihr Bruder war wohl schon eine Stunde lang zur Strafe droben gesessen, und so oft ihn die Mutter fragte, ob er nun brav sein wolle, hatte er trutzig die Antwort verweigert.

Bald hatte Klärchen sich in den Schlaf geweint und Mine verließ das Zimmer. »Ich will schon für das Kind sorgen, wenn es aufwacht, solange Sie in Ihrem Verein sindsagte Mine zu Fräulein Stahlhammer und diese dachte: »Wie froh bin ich, daß Mine die Kinder gern hat und besser versteht als ichEhe sie aber in den Verein ging, schlich sie leise in das Schlafzimmer, saß lange an dem Kinderbett, sah auf das liebliche, unschuldige Gesichtchen und flüsterte endlich: »O, wie müßte es so köstlich sein, wenn das kleine Wesen mich lieb haben könnte

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mützerl

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