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Aktualisiert: 14. Mai 2025
Ich muß eben putzen vor dem Fest, sonst ließe ich sie nicht allein, das arme Tröpflein!« »Wann kommt Fräulein Stahlhammer wieder?« »Ach, da kann’s leicht zehn Uhr werden, bis die Bescherungen vorbei sind.« Der Professor sagte kein Wort, ging mit raschen Schritten die Treppe hinauf und ins Zimmer. Da saß die verlassene Kleine allein im Halbdunkel am Tisch, ein trübseliger Anblick.
Aber Fräulein Stahlhammer, eine große, stattliche Gestalt von ernstem Aussehen, erklärte zu des Bruders Erstaunen, daß sie seinen Wunsch nicht erfüllen könne. Das kam dem Vormund sehr unbequem. »Ich kann nicht begreifen,« sprach er zu seiner Schwester, »warum du dich weigerst, dein Patenkind zu dir zu nehmen.
»Sagen Sie Fräulein Stahlhammer, ich sei gekommen, dem Kind seine Weihnachtsgeschenke zu bringen, und da ich sie allein fand, hätte ich sie mitgenommen. Bis Neujahr bleibt sie jedenfalls bei uns, dann wollen wir weiter sehen. Komm Kind, komm, wir müssen gleich fort, damit wir den Zug noch erreichen.« Unten an der Treppe fiel dem Onkel noch etwas ein.
»Weswegen willst du das Kind dann nicht zu dir nehmen?« sagte Herr Stahlhammer etwas ungeduldig. »Jedermann kann es von dir erwarten.« »Es ist ein herzig liebes Ding,« warf die Tante dazwischen. »Bei allen möglichen Vereinen und wohltätigen Anstalten bist du, da tust du Gutes, und hier, wo du die Nächste dazu wärst, willst du nicht. Was ist der Grund?« »Bruder, du weißt es doch.
»Freilich, freilich, wenn du sie nur zunächst einmal nimmst, dann kann man ja später weiter sehen,« rief Herr Stahlhammer sichtlich erleichtert. Noch hatte er einen kleinen Kampf zu bestehen, denn die Schwester erklärte, daß sie am nächsten Morgen mit dem ersten Zug heimreisen müsse; nach einigen Tagen wollte sie wiederkommen, um das Kind abzuholen.
»Danke,« sagte Fräulein Stahlhammer, »es geht mir schon besser; aber Ihr Besuch ist mir sehr lieb, ich wollte Ihnen schon in diesen Tagen schreiben und kann es doch nicht recht.«
Gelt, Klärchen? Mir kann’s ja ganz einerlei sein, aber so sind halt Kinder, sie wollen eben unter andere Kinder.« Fräulein Stahlhammer zog die Schnüre fester an dem Paket und dann sagte sie zu Klärchen: »Wenn du auch an Weihnachten nicht zu den Brüdern darfst, so doch an Neujahr. Das ist nur eine Woche später, so ist’s ausgemacht mit deiner Tante.«
Als die beiden Knaben nun mit der Schwester die Treppe hinaufkamen, waren sie in ganz anderer Stimmung als noch vor wenigen Minuten; sie bedauerten die Schwester und grollten der Patin. So traten die drei Geschwister in das Zimmer zu Fräulein Stahlhammer. Diese hatte sich gefreut auf das Wiedersehen der Kinder und nun war sie ganz um ihre Freude gekommen.
Die alte, große Uhr, die in der Ecke des Eßzimmers wohl schon ein halbes Jahrhundert hing und in ihrem schönen, geschnitzten Kasten vom Boden bis hinauf reichte über die Türe, fing nun feierlich an zu schlagen mit einem Klang wie Orgelton, zehn Schläge. Da raffte sich Fräulein Stahlhammer auf und sah nach den großen goldenen Zeigern. Wirklich zehn Uhr? Wo waren die Stunden hingegangen?
Von nun an, wenn Fräulein Stahlhammer an einer Bank am Saume des Waldes Rast machte, spielten die Kinder stundenlang mit ihren Puppen im Moos und Gebüsch und waren voll Fröhlichkeit miteinander.
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