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Vielleicht die Witwe des Barons Hegemeister, die auf ihrem Schloß Lammen saß und von der man sagte, sie seufze von ihrer Kemenate übers Meer hinaus, ob nicht ein zweiter Gatte dahergefahren käme? Alle nicht für Wynfried passend.
»Gott – du fragst?! Wen denn als Stephan Marning – kann man anders? – Und ich warte und warte – im Sommer schien es – ich hoffte – damals im August. – Dann kam gleich das Manöver – dann hatte er vier Wochen Urlaub und war bei seinen Verwandten – damals dachte ich: er will erst seine Sippe fragen, fand’s natürlich – aber die haben ihm ganz, ganz gewiß nicht abgeraten – ich weiß es durch die Gerwald, die da Beziehungen hat – sein Onkel wünscht ja bloß, daß er reich heiratet. – Dann kam er wieder – ist seitdem noch nie allein auf Lammen gewesen – bringt immer Likowski mit – ach nein – umgekehrt: läßt sich von ihm mitnehmen – als wolle er ausweichen und doch nicht brechen ... Klara – ich muß die Wahrheit wissen!
»Ihre Eltern sind merkwürdig streng.« »Ja.« Agathe seufzte wieder. Sie wurde langsam rot. Sie schien sich ganz in peinliche Gedanken zu verlieren. Plötzlich fügte sie hinzu: »Und ich muß wohl artig sein. – Papa verwaltet auch mein Geld, soweit es nicht in Lammen steckt – und das ergibt dann wie von selbst eine Kontrolle. – Und dann – Sie wissen, es gibt so Eltern, vor denen man immer im Schock ist
Sie sollten der Herrin des weißen Schlößchens, das aus dem Grün des hohen Ufers lachend herausschaute, melden: Die »Klara« ist zur Stelle und erwartet ihre Gäste. »Ach – wie pünktlich!« rief Edith, »sehen Sie – die Baronin muß schon im Bootshaus gewartet haben.« Vom Ufer unterhalb Schloß Lammen löste sich ein Ruderboot.
Klara hörte mit ruhigem Gesicht und sprach: »Also kein Gast zum Abend. – Sagen Sie meinem Schwiegervater, daß ich nur einen kurzen Besuch auf Lammen machen würde und ihm beim Abendessen jedenfalls Gesellschaft leistete. – Ach – ja – und: fragen Sie doch nachher einmal bei Frau Doktor Lamprecht an, was für ein Unfall denn das ist, den Herr von Likowski hatte
Sie war von dort gestern abend zurückgekommen. »Nein – nein – ich kann nicht hier bleiben,« sprach sie abwehrend. Und sie brachte allerlei heraus von Handwerkern auf Lammen, von der Modistin, die aus Berlin mit Anproben käme. Dann saßen sie beieinander, auf einer Chaiselongue, in der Nähe des Fensters. Der bleiche Nebel draußen hing vor den Scheiben. Und Agathe war plötzlich stumm.
»Ich weiß nicht,« sagte Klara unbefangen, »sie verfehlt mich beständig. Wär’s nicht die gutherzige Agathe, die wohl gegen keinen Menschen je feindselig sein kann, dächt’ ich: Absicht. Wynfried hat mehr Glück mit ihr – traf sie mal in Hamburg – fuhr mal, auf dem Wege nach Pankow, auf Lammen vor
Es geht Klara an ... Man spricht davon, daß – daß Wynfried und die Hegemeister – wenn er verreist – verreist sie auch. – Und er ist manchmal allein auf Lammen – aber nicht mit seinem eigenen Auto sagen die Leute.« »Sagen Sie den Leuten wieder, daß sie ihre Nase in ihre eigenen Angelegenheiten stecken sollen,« befahl Likowski.
»Vielleicht,« dachte er, »vielleicht ist das Unwahrscheinliche wahr, und sie lieben sich.« So endete das Sommerfest auf Lammen, und Agathe hatte wohl Recht, als sie nachher noch sagte: »Diese gräßlich schöne Natur. – Verlaß ist nie darauf.« Klara dachte über die vergangenen Monate nach. Der Tag lud sie förmlich dazu ein. Es war ihr Geburtstag, und ihr dreiundzwanzigstes Lebensjahr begann.
Am Ufer warteten die zurückgebliebenen Väter und Gatten neben den Blausilbernen, die ihren Glanz in Gummimäntel gehüllt hatten. So viel Regenschirme es im Schloß Lammen nur gab, waren zur Stelle. Aber was halfen nun noch Schirme. »Wir sind wie gebadete Katzen,« schrie Fräulein Edith, vor Vergnügen außer sich. Stephan sah, daß Wynfried Lohmann sich in herzlicher Besorgnis seiner Frau zuwendete.