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Mit einem furchtbaren Aufschrei sprang Michael ins Wasser, tappte wie ein schwimmender Hund ungelenk auf der Oberfläche herum, weinte, hustete, tauchte, schrie, brüllte. Am ändern Tage fischten die zwei Knechte des Bürgermeisters den leeren zerrissenen Sack mit den Heugabeln aus dem Wasser und spießten ihn auf einen Zaunpfahl vor Michaels Häuschen. Dann klopften sie. Aber niemand gab an.

Vorne auf dem Bock saß der Italiener mit finster gefaltetem Gesicht und schaute nicht nach links und nicht nach rechts. An den darauffolgenden Tagen knarrten dann meistens schwerbeladene Heufuhren auf der Greinauer Straße daher und fuhren durchs Hoftor Michaels. "Nette Wirtschaft!" brummten die Bauern: "Jeden Büschel Futter muß er kaufen!"

Er nannte sich in dem Mandat, das er, bei dieser Gelegenheit, ausstreute, "einen Statthalter Michaels, des Erzengels, der gekommen sei, an allen, die in dieser Streitsache des Junkers Partei ergreifen wuerden, mit Feuer und Schwert, die Arglist, in welcher die ganze Welt versunken sei, zu bestrafen". Dabei rief er, von dem Luetzner Schloss aus, das er ueberrumpelt, und worin er sich festgesetzt hatte, das Volk auf, sich zur Errichtung einer besseren Ordnung der Dinge, an ihn anzuschliessen; und das Mandat war, mit einer Art von Verrueckung, unterzeichnet: "Gegeben auf dem Sitz unserer provisorischen Weltregierung, dem Erzschlosse zu Luetzen."

Nachdem sie das Notariat verlassen hatten, lag auf Michaels Gesicht eine freudig erregte Farbe. Er lud den Reinalther sogar zu einem richtigen Schmaus ein und der wurde nach dem zweiten Krug schon gesprächig. "Wären noch andere im Dorf, die ihr Zeug anbringen möchten, sag ich dir, Michl, brauchst dich bloß dranmachen," schwatzte er vertraulich über den Tisch.

Hinter manchem Fenster stand ein spöttischspitzes Gesicht und sagte ungefähr: "Der hat's leicht. Kann sein Zeug auf dem Schubkarren fahren." Gut ein Vierteljahr war Stille. Wenn die Mäher beim Morgendämmern auf die Felder gingen, sang immer schon die Sense Michaels unter dem flinken Schleifstein. Dann kam das Unglück. Die einzige Kuh, die im Jürgertstall stand, ging ein.

Jetzt funkelten Michaels Augen wieder und seine Lippen gingen auf und zu: "Hat einmal meinem Vater gehört, nicht?! ... Und der Söllinger hat es ihm abgekauft, nicht?! ... Und der Gleimhans hat ihm Geld 'geben. Vieh hat er dazumal geschachert, der Söllinger, nicht?! Und-und hat's meinem Vater langsam abgekauft langsam, nicht?! ... War ja ein Hüttl, damals nicht!? " Er hielt inne.

"Und ... und die Häuser vom Söllinger und und vom Reinalther?" fragte Michael beharrlich. "Die ...? Ich kann mit ihnen reden," antwortete der Geistliche, während er schrieb. Dann ließ er Michael unterzeichnen. Im Dorf ging ein Schweigen um. Langsam verbreitete sich die Kunde von Michaels Erbschaft. Betroffenen Gesichts raunten sich die Bauern die Neuigkeit zu.

"Ja es ist gut, daß' wieder Arbeit gibt," meinte dann der Maurermeister meistens und ging. Kaum war er draußen, schrumpfte Michaels Gestalt im Lehnstuhl zusammen. Das Kinn schob sich vor. Nur die Pupillen kreisten im Raum. An einem der Abende, als eben der Maurermeister das Zimmer Michaels verlassen hatte, trat der Pfarrer ein. Michael erhob sich und wandte ihm den Rücken zu.

"Mit seinem Geldhaufen ist er gar nichts!" sagte der Lechlwirt: "Gründ' machen den Bauern!" "Das ist's!" bestätigte der Söllinger. Und wieder nickten alle. Die Jahre verstrichen. Das kahle, grell leuchtende Haus am Waldrand nahm mehr und mehr eine verwitterte Farbe an. Bisweilen, wenn die Scheune leer war, sah man die schwarze Kutsche Michaels in scharfem Trab aus dem Dorf rollen, Greinau zu.

Auf dem Schreibtisch lag ein Testament, das Guiseppe die ganzen Besitzungen und Hinterlassenschaften Michaels zuerkannte. Seltsam sind Menschenwege. Kalt ist der Winter, heiß der Sommer, die Zeit läuft weg und Alter und Verbitterung hocken in den Knochen, eh' man sich richtig umsieht. Und schließlich was ist's gewesen, wenn man nachdenkt? Misere, Misere, Misere! Zufall ist alles und nichts.