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Aktualisiert: 29. Mai 2025
»Dort drüben,« sagte Zeitler, und deutete nach einem Marmorgrabmal, das zwischen einer Baumgruppe heraussah, »liegt oder lag eine junge, feine Frau, die der Tod an einem einzigen heißen Krankheitstag erwürgt hat. Sie hatte die Augen noch offen, als der Sarg geschlossen wurde, oder vielmehr, sie waren, schon zugedrückt, langsam wieder aufgegangen, und es sah erschütternd aus, wie die erloschenen Sterne unbeweglich nach dem Kinderhäuflein hinschauten, dem sie noch lange hätten scheinen sollen. Das war die Mutter der Geschwister Hagenau. Sie war eine Waldbauerntochter gewesen, gesund, schön, lebensfreudig und heißblütig und dabei reich und von guter Bildung, und hatte dem etwas verbrauchten Hause mit Blut und Geld aufhelfen sollen. Letzteres war geschehen, aber der Reichtum ihres sprühenden Lebens schien ganz und gar der jüngsten Tochter Brigitte aufbehalten gewesen zu sein, während die älteste und der um weniges jüngere Sohn dem Vater nacharteten, der brav, gewissenhaft, gründlich belesen und mit allgemeiner Bildung versehen, aber etwas trocken und unlebendig war. Oder wenigstens so ungefähr wurde er geschildert. Doch soll er an der Frau unendlich gehangen haben und durch ihren Tod ganz gebrochen, und also doch nicht ohne Leidenschaft gewesen sein. Für die Kinder hatte er nach dem Tode der Frau nicht mehr viel Aufmerken. Er veranlaßte ihre Schulbildung, wie es recht und üblich war und nahm eine Hausdame, die für Nahrung und Kleider und für das Hergebrachte an guten Sitten und was man so gemeinhin Erziehung nennt, sorgte, und die er der Bequemlichkeit halber nach einiger Zeit heiratete, ohne daß sie viel für ihn gewesen wäre. Die arme Frau und Mutter hatte allen Grund gehabt, ihr Häuflein mit gebrochenen Augen noch traurig anzusehen, wenn man so sagen darf, denn es war nicht mehr viel Freudigkeit und Kinderglück im Hause. Einzig die jüngste Tochter, die auch im
Wie Vögel, welche sich gewöhnt ans Gehn Und immer schwerer werden, wie im Fallen: Die Erde saugt aus ihren langen Krallen Die mutige Erinnerung von allen Den großen Dingen, welche hoch geschehn, Und macht sie fast zu Blättern, die sich dicht Am Boden halten Wie Gewächse, die, Kaum aufwärts wachsend, in die Erde kriechen, In schwarzen Schollen unlebendig licht Und weich und feucht versinken und versiechen, Wie irre Kinder, wie ein Angesicht In einem Sarg, wie frohe Hände, welche Unschlüssig werden, weil im vollen Kelche Sich Dinge spiegeln, die nicht nahe sind, Wie Hilferufe, die im Abendwind Begegnen vielen dunklen großen Glocken, Wie Zimmerblumen, die seit Tagen trocken, Wie Gassen, die verrufen sind, wie Locken, Darinnen Edelsteine blind geworden sind, Wie Morgen im April Vor allen vielen Fenstern des Spitales: Die Kranken drängen sich am Saum des Saales Und schaun: die Gnade eines frühen Strahles Macht alle Gassen frühlinglich und weit; Sie sehen nur die helle Herrlichkeit, Welche die Häuser jung und lachend macht, Und wissen nicht, daß schon die ganze Nacht Ein Sturm die Kleider von den Himmeln reißt, Ein Sturm von Wassern, wo die Welt noch eist, Ein Sturm, der jetzt noch durch die Gassen braust Und der den Dingen alle Bürde Von ihren Schultern nimmt, Daß etwas draußen groß ist und ergrimmt, Daß draußen die Gewalt geht, eine Faust, Die jeden von den Kranken würgen würde Inmitten dieses Glanzes, dem sie glauben. ... Wie lange Nächte in verwelkten Lauben, Die schon zerrissen sind auf allen Seiten Und viel zu weit, um noch mit einem zweiten, Den man sehr liebt, zusammen drin zu weinen, Wie nackte Mädchen, kommend über Steine, Wie Trunkene in einem Birkenhaine, Wie Worte, welche nichts Bestimmtes meinen Und dennoch gehn, ins Ohr hineingehn, weiter Ins Hirn und heimlich auf der Nervenleiter Durch alle Glieder Sprung um Sprung versuchen.
Laß über meine kühlen Glieder, Zeit, Den weitgesäumten Mantel streifen, Und achte nicht, was mir die Brust füllt, Den bittern Gleichmut. Du, Wanderer, eile dem Bilde vorbei, Das über stolzen Geschlechtern trauert, Unlebendig, Zerrbild alles Gewesenen. Wenn der Abend kommt und die Finsternis aufschwillt, Wird die Vergangenheit Traum Und die Gegenwart fühlbarer Tod.«
Denn das Fräulein, das hoch und nobel auf seinem Rad saß in seinem blauen Leinenkleid, blieb unlebendig und höchstens höflich und ließ seine Augen nach unserem Vordermann, einem Mediziner, hingehen, der sich soeben zu einer dicken und lustigen Studentin gesellt hatte und ihr etwas Lachendes zurief, das man bei uns nicht verstehen konnte.
Wohl aber sahen sie viele Dinge in ihrem neuen Leben, die sie mit wachsender Trauer erfüllten, weil sie ihrem Verständnis fremd und ihrem Glauben tot, unlebendig erschienen. Es war ihnen, als seien sie am Leben geblieben, um zu erfahren, daß die Welt gestorben sei.
Die Vergangenheit ist noch zu mächtig in ihren Muskeln: sie stehen noch in einer unfreien Stellung und sind zur Hälfte weltliche Geistliche, zur Hälfte abhängige Erzieher vornehmer Leute und Stände, und überdiess durch Pedanterie der Wissenschaft, durch veraltete geistlose Methoden verkrüppelt und unlebendig gemacht.
Wie Vögel, welche sich gewöhnt ans Gehn und immer schwerer werden, wie im Fallen: die Erde saugt aus ihren langen Krallen die mutige Erinnerung von allen den großen Dingen, welche hoch geschehn, und macht sie fast zu Blättern, die sich dicht am Boden halten wie Gewächse, die, kaum aufwärts wachsend, in die Erde kriechen, in schwarzen Schollen unlebendig licht und weich und feucht versinken und versiechen, wie irre Kinder, wie ein Angesicht in einem Sarg, wie frohe Hände, welche unschlüssig werden, weil im vollen Kelche sich Dinge spiegeln, die nicht nahe sind, wie Hilferufe, die im Abendwind begegnen vielen dunklen großen Glocken, wie Zimmerblumen, die seit Tagen trocken, wie Gassen, die verrufen sind, wie Locken, darinnen Edelsteine blind geworden sind, wie Morgen im April vor allen vielen Fenstern des Spitales: die Kranken drängen sich am Saum des Saales und schaun: die Gnade eines frühen Strahles macht alle Gassen frühlinglich und weit; sie sehen nur die helle Herrlichkeit, welche die Häuser jung und lachend macht, und wissen nicht, daß schon die ganze Nacht ein Sturm die Kleider von den Himmeln reißt, ein Sturm von Wassern, wo die Welt noch eist ein Sturm, der jetzt noch durch die Gassen braust und der den Dingen alle Bürde von ihren Schultern nimmt, daß etwas draußen groß ist und ergrimmt, daß draußen die Gewalt geht, eine Faust, die jeden von den Kranken würgen würde inmitten dieses Glanzes, dem sie glauben. ... Wie lange Nächte in verwelkten Lauben, die schon zerrissen sind auf allen Seiten und viel zu weit, um noch mit einem zweiten, den man sehr liebt, zusammen drin zu weinen, wie nackte Mädchen, kommend über Steine, wie Trunkene in einem Birkenhaine, wie Worte, welche nichts Bestimmtes meinen und dennoch gehn, ins Ohr hineingehn, weiter ins Hirn und heimlich auf der Nervenleiter durch alle Glieder Sprung um Sprung versuchen, wie Greise, welche ihr Geschlecht verfluchen und dann versterben, so daß keiner je abwenden könnte das verhängte Weh, wie volle Rosen, künstlich aufgezogen im blauen Treibhaus, wo die Lüfte logen, und dann vom Übermut in großem Bogen hinausgestreut in den verwehten Schnee, wie eine Erde, die nicht kreisen kann, weil zuviel Tote ihr Gefühl beschweren, wie ein erschlagener verscharrter Mann, dem sich die Hände gegen Wurzeln wehren, wie eine von den hohen, schlanken, roten Hochsommerblumen, welche unerlöst ganz plötzlich stirbt im Lieblingswind der Wiesen, weil ihre Wurzel unten an Türkisen im Ohrgehänge einer Toten stößt....
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