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Aktualisiert: 13. Juli 2025


Wenn er im Freien ging, im Wald, warf er sich bisweilen zur Erde und horchte; der Wind sang, im Innern der Erde sang es mit, die ganze Natur hatte Atem, Stimme, Bewegung, Antlitz, Mark und Sehnsucht. Wenn er an Hedwigs Gestalt und Namen dachte, erzitterte sein Herz, aber wenn sie kam und ging und ihm wie allen die Hand reichte, schaute er finster zur Seite.

Wilms merkte bei Tisch, daß gerade seine Lieblingsspeisen gewählt seien, und als er sich in seiner ruhigen Weise dafür bedankte, glitt ein heiteres, selbstzufriedenes Lächeln über Hedwigs schönes Gesicht. Es bereitete ihr Freude, für die Bedürfnisse eines Menschen sorgen zu dürfen, und namentlich für diesen großen, unbeholfenen Mann, dem das Schicksal schon so grausam mitgespielt hatte.

»Bist du seine Braut? – Komm’, Heting, ich will dir was sagensie beugte sich herab und kreischte plötzlich mit schneidender Stimme: »Ehebrecherin!« – Ehe der entsetzte Mann das Mädchen noch von den umklammernden Griffen befreien konnte, führte die Rasende die Hand Hedwigs zum Munde und biß, wie laut die Vergewaltigte auch schrie, in den Ringfinger hinein und kratzte sie und zerrte sie an den Haaren.

Alle Saiten brausten, wie ein Choral tönte es jetzt, das alte Lied. Der Pächter schauerte, unwillkürlich fiel sein Blick auf einen einfachen Silberring, den er seiner sterbenden Mutter vom Finger gezogen und seitdem an der Uhrkette trug. Verstohlen küßte er den Reif und trat hinter Hedwigs Stuhl.

Schließlich, sein Gebaren wurde ihm selber unbehaglich, sprang Engelhart auf eine Kiste und schleuderte die Latte wie einen Speer von sich. Sie traf Hedwig seitwärts an der Stirn, ein Aufschrei folgte, Engelhart sah Blut, die Mädchen kamen bleich aus ihren Verstecken, Esmee lief, um Wasser zu holen, Helene wusch die unbedeutende Wunde und band ein Tuch um Hedwigs Stirne.

Die Blicke der beiden Schwestern trafen sich, und als Else in diese stillen, braunen Augen hineinsah, schien sie Beruhigung zu schöpfen. Wenigstens zog sie Hedwig bis auf den Bettrand nieder und streichelte ihr stumm die Wange. Aber im Niederbeugen streifte Hedwigs Gewand den sitzenden Wilms. Ein Schlag durchzuckte das junge, aufgeregte Weib.

Der Ausruf galt der jungen unglücklichen Frau, die schon, von den heimischen Liedern aufgeregt, nur mit Mühe ihre Fassung bewahrt hatte, jetzt aber bei der so wohlbekannten so heißgeliebten Weise der Nachtigall, die mit furchtbarer Kraft die Erinnerung an die verlassene Heimath an ihr jetziges Elend zurückrief in das gequälte Herz, das mächtig ausbrechende Gefühl nicht mehr zurückdrängen konnte und das Antlitz an Hedwigs Schulter bergend, heftig weinte.

Die Kranke wurde immer ungeduldiger. Mägde und Knechte kümmerten sich nicht um sie. Seit langer Zeit zum erstenmal wurde im Hause flott gearbeitet; der Pächter hatte mit Hedwigs Hilfe eine Molkerei eingerichtet. Heute war die dazu nötige Maschine aus Stralsund eingetroffen, welche ein Freund des Mädchens auf Kredit geliefert, und das Gesinde setzte sie gegenwärtig instand.

Still und selig schlang sie den Arm um Hedwigs Schulter, und so saßen die beiden Schwestern in der blühenden Fliederlaube und träumten in den sinkenden, rosigen Tag hinaus. Hedwig erinnerte sich an den vergangenen Abend. In ihrem Ohr klang der silberne Ton wieder, wie gestern, als sich ihr Glas mit dem des Landmanns berührt hatte.

Und verödet blieb sie noch eine Weile. Hätte nicht eine unsichtbare Klingel bei Hedwigs Eintritt hell geläutet, die Krugwirte würden überhaupt nichts von ihrem Besuch erfahren haben.

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