United States or Belize ? Vote for the TOP Country of the Week !
»Ich möchte sie jetzt doch lieber wieder selbst behalten,« erklärte sie Hedwig mit vor Vergnügen gerötetem Gesicht. »Von jetzt an werde ich ja wieder alles allein beaufsichtigen.« Und sie küßte ihre Schwester stürmisch auf die Wange: »Nicht wahr, Heting, du freust dich doch darüber?« Die Jüngere nickte ernst.
Er raffte das Mädchen, das er noch immer trug, an sich und voll wehen Mitleids preßte er ihr wütende Küsse auf Mund, Stirn und Hände, als müsse er alles gut machen, was eben an der Mißhandelten verschuldet war. »Heting, mein liebes Heting – großer Gott – wenn’s nur schon vorüber wär’.« Und seinem Wunsch sollte Erfüllung werden.
»Wollen’s uns nich noch schwerer machen, Heting,« sagte er mit Aufbietung aller Kräfte. »Es is ja so nich leicht. – Komm, Heting, wollen darauf anstoßen, daß wir immer gute Freunde bleiben, so wie heut.« Langsam erhob sie sich.
Ob der kleine Physikus den nachzitternden Wunsch aus dieser Frage herausgehört hatte? Vor dem Hausflur blieb er stehen und strich ihr gedankenvoll über die welligen Haare. »Ja, sie kann noch sehr lange leiden,« gab er halblaut zurück, »und deshalb – Heting, ich glaube, es wäre gut, wenn du jetzt dauernd von hier fortgingst.« »Ich?« Sie erschrak; – wußte er schon etwas?
Immer heimlicher und dämmernder wurde es um sie herum, hinter Baum und Strauch quollen lichte, weiße Nebel hervor, und die beiden verängsteten Menschen konnten kaum noch ihre Züge erkennen. »Heting, nun geh zu meiner Frau,« forderte endlich der Pächter undeutlich, indem er noch tiefer in den Schatten der Laube rückte, »und sieh dich um, warum der Doktor gar nicht zurückkommt.«
Ja, sie hatte alles für eine glückliche Zukunft vorbereitet, aber einwandern sollte sie nicht in das gelobte Land. »Heting?« fragte der Arzt dringender. »Sehen Sie, Herr Doktor,« rief das Mädchen, indem sie mit der Hand nach dem schönen Gut zeigte: »Diese Saat habe ich bestellt, sehen Sie dort drüben die grünen Halme? Aber ernten mag sie ein anderer,« flüsterte sie mit erstickter Stimme.
Und wie ihre Lippen sich auf die seinen legten, da war es ihm, als ob ein köstlicher, erfrischender Heiltrank in ihn hinüberströme, der alle seine Glieder mit einer wohltuenden Schlaffheit erfüllte, so daß er sein Haupt müde an ihre Brust lehnte und dort zu schlummern strebte. »Ja, Heting,« murmelte er erquickt, »nun werden wir bald sehr glücklich sein.«
Nach einer Weile kehrte sie dem gebeugten Mann ihr schönes Gesicht zu und fragte einfach und doch voll verschlossenen Wehs: »Wilms, hast du mich wirklich ein bißchen liebgewonnen?« »Wie kannst du nur so fragen, Heting.« »Und mehr – mehr als Else?« »Ich bitt’ dich, Kind – daran mußt du nicht rühren – laß sie doch ruhen.« Er verzog die Stirn und schüttelte matt den Kopf.
Noch einmal fuhr er ihr leicht über die Flechten, dann – ihr stockte das Herz – dann fühlte sie, wie er ihre Hand ergriff und sanft einen silbernen Ring an ihren Finger schob. »Da, Heting,« sprach er weich, »du hast so schön gespielt – ich schenk’ ihn dir – er is von meiner Mutter.«
Heting,« er ergriff ihre Hand und keuchend flüsterte er weiter, als ob’s ein Geheimnis wäre: »Ich kann das Ungewisse nicht mehr ertragen, es geht über meine Kräfte. Ich wünschte, es wäre so oder so, biegen oder brechen, entweder sie würde gesund, oder – sie ginge von uns.«