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Aktualisiert: 29. Juni 2025
Immer heftiger flossen ihre Tränen. Wie ein plötzlicher Regenhusch, der das Gewitter anzeigt. »Heting, das kann ich nicht mit ansehen. Bist noch böse auf mich von vorhin?« Er meinte, weil er sie so roh aus dem Schlitten gestürzt. »O nein.« Sie schüttelte den Kopf und drückte krampfhaft seine Hand.
»Und nicht wahr, an Else erinnerst du dich nicht mehr so wie damals?« »Nein, nein, Heting – laß das – an meine Frau denke ich nich mehr – will nich mehr – nur du.« Waren es die Lindenblüten, die der leise Wind von den Zweigen schaukelte, war es Hedwigs Nähe, der müde Mann schlummerte an ihrer atmenden Brust wie ein beruhigtes Kind sanft und sicher ein.
»Ach, mir ist viel besser,« flüsterte die Kranke leise sich regend und legte ihre feuchte Hand wieder auf die der Schwester: »Du bist auch so still und sanft, mein süßes Heting.« Wohl eine Stunde hatte die
Er war so gesprächig, wie seit vielen Jahren nicht. Alles, womit ihn die Natur umgab, erinnerte ihn an Begebenheiten aus seiner Jugend, aus seinen Lehrjahren und erweckte auch das Andenken an seine Mutter. »Trägst du noch den Ring, Heting? – Nicht wahr, den wirst du doch immer in Ehren halten? Weißt du noch – am Weihnachtsabend?« Nur Else erwähnte er nicht.
Erst auf dem dunklen Flur vor der Tür des Wohnzimmers, wo sie in Elses Bett schlief, erreichte der Pächter seine Begleiterin noch einmal. Rabenschwärze herrschte hier. Zaghaft ergriff er ihre Hand und drängte sich scheu an sie. »Heting,« flüsterte er leise und berührte furchtsam ihre Schulter. »Wilms, versprich mir was.« »Alles, Heting, was du willst.«
»Sieh, Heting, erst hast du mir eine Summe deines Erbteils geborgt, und ich hab mir damit helfen können. Das hätt’ mir schon kein anderer getan, – nein, laß – ich muß es mal sagen, auch meine Frau hast du gepflegt, um die es nur wenige aushalten konnten.
»Heting, mein süßes Kind,« stammelte sie und überdeckte unvermutet die Hand der Überraschten mit brennenden Küssen. Eine irre, praktische Hoffnung dämmerte dabei in ihr auf: »Liebt dich denn der Graf so sehr?« Hedwig zuckte zusammen und wurde sehr blaß. Else bemerkte es. »Laß das,« erwiderte die Jüngere endlich herb, erhob sich und schritt rasch bis zum Tisch, um an der Lampe zu schrauben.
Sie erwachte förmlich. Die Stunde in dem Pensionsstübchen fiel ihr ein, – und – – »Nein, ich gehe nicht,« entschied sie entschlossen. Wilms nickte und ließ noch einmal seine blauen Augen voll auf ihr ruhen. »Wie du willst. – Dann ruh’ dich hier aus, Heting. Und wenn ich wiederkomm’, singst du wieder so schön wie gestern.«
Der kleine Hofjunge trat auf ihn zu und händigte ihm einen Brief aus. Er enthielt eine Einladung für den heutigen Abend zur Försterfamilie. Die Försterin hatte ihn selbst mit zierlicher Handschrift geschrieben. Als Wilms zur Mittagszeit in das Wohnzimmer trat, fand er seine junge Schwägerin am Nähtisch emsig mit einem Brief beschäftigt. »An wen schreibst du, Heting?« fragte er zaghaft.
Zwar flossen noch immer Tränen aus ihren Augen, aber sie zog dennoch das schöne blühende Mädchen zu sich nieder und streichelte zärtlich sein braunes, goldig schimmerndes Haar. »Nicht wahr, Heting,« flüsterte sie kaum vernehmbar, »du bist nicht schlecht zu mir, nicht wahr?« Und sie hob das Gesicht der Schwester empor und forschte in ihren dunklen, sprechenden Augen: »Nein, nein, du wirst mir nicht weh tun,« setzte sie getröstet hinzu.
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