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Aktualisiert: 1. Juni 2025
Da stieg er hinauf in das Dachzimmerchen, über die Stufen stolpernd, vor deren Unzuverlässigkeit ihn Bindegerst schon beim Mieten des Zimmers gewarnt harte. Er hatte sich die Nase gehörig aufgeschlagen, aber er spürte keinen Schmerz. Er streckte den Kopf zum Dachfensterchen hinaus und brüllte: »Ich habb 'n Sohn! 'n Sohn haww ich!«
Auch Vater Bindegerst hatte sich in sein Feiertagsgewand gehüllt, und Katharina prangte wieder in ihrer weißen Bluse. Die Bluse war nicht mehr ganz so blütenweiß wie damals, als sie den ersten Angriff unternommen hatte: in der Taillengegend zeigte sie deutliche Fingerabdrücke von Adolfs Händen.
Und dann kam die Trauung und eines Montags Morgen geleitete Vater Bindegerst das frischgebackene Ehepaar zum Bahnhof, um es zwecks Hochzeitsreise der Eisenbahn anzuvertrauen. Der schöne Odenwald war das Reiseziel, und der glückliche Adolf stand in Gedanken bereits auf dem Gipfel des Melibokus und zeigte seiner zarten Gattin die Welt und sagte: »Guck, Kättche, des alles geheert uns!
»Unn ich verlang aach en ornliche Kaffee!« echote Bindegerst. »Zum Donnerwedder noch emal!« Käthchens Erstaunen wuchs. »Ihr seid wohl verrickt, Ihr Zwaa? Ihr seid scheint's im Dheater iwwergeschnappt?« »Mir sin noch lang net so meschugge wie Du!« trumpfte Adolf, der allmählich in Schwung kam. »Noch lang net!« bestätigte Bindegerst.
Gleich in der ersten Szene prügelte sie, ohne Ursache, ihre sanfte Schwester Bianka. »Wie dahaam!« zischelte Bindegerst und schlug sich vor Freude aufs Knie. Drei Minuten später haute sie dem Musiklehrer die Laute am Kopf entzwei. »Die is großartig!« jauchzte Bindegerst. »Ganz wie dahaam! So e Kanallje!« »Psssst!« machten die Umsitzenden.
Bindegerst fühlte sich infolgedessen als Aristokrat, dem kleinen Adolf aber war in dieser noblen Umgebung nicht sonderlich wohl. Er hätte lieber auf der Galerie gesessen, unter seinesgleichen. »Ich komm merr vor, wie e Köchin, die ihrer Gnädige ihr Schleppekleid aagezoge hat.
Und das wäre ihm vielleicht auch gelungen, hätte das Schicksal nicht mit ihm einen grausamen Scherz vorgehabt und ihn als Untermieter in die Wohnung des Drechslermeisters Bindegerst geführt. Er war damals zweiundvierzig Jahre alt, und sein Herz zählte somit bereits zu jenen Zielscheiben, denen gegenüber es sich der kleine Gott Cupido erst dreimal überlegt, ehe er noch einen Pfeil daran wagt.
Und dann pfiff die Lokomotive, und der Zug fuhr ab. Vater Bindegerst winkte noch einmal kurz mit der Hand, dann drehte er sich um und ging heim. Das Gewissen schlug ihm, er verfiel in Selbstvorwürfe und indem er die Bahnsteigkarte abgab, murmelte er, zum Erstaunen des Schaffners: »Ich hätt's #doch# net dhun solle!«
Da lag der alte Bindegerst ganz still. Und Käthchen saß auf dem Schemel, auf dem er einst dem Alten beim Schnitzen der Wiege und dann beim Zimmern des Grabkreuzes zugeschaut hatte, und weinte, wie er sie noch nie hatte weinen sehen. Es trieb ihn unwillkürlich, sie zu trösten, er hob die Hand, sie zu streicheln, aber er zog die Hand wieder zurück, als habe er sie glühendem Eisen genähert.
Katharina lag erschöpft und bleich im Bett, mit zusammengekniffenen Lippen. Er stürzte auf sie zu, sie zu umarmen und zu küssen, aber sie runzelte die Stirn und zog den Kopf zurück. Großvater Bindegerst saß am Bett und sagte: »Ich gradulier! Gut is gange! Awwer 's nächste Mal geh' ich widder spaziere!« Adolf suchte das Kind.
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