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Aktualisiert: 1. Juni 2025


An einem Winterabend aber, als die Luft klar war wie geschliffenes Glas, fielen die Blicke des himmlischen Holzarbeiters wieder einmal in das Dachfensterchen und blieben erstaunt an dem Bilde haften, das sich bot: Vater Bindegerst hatte das Ohr an die Türe gelegt und lauschte grinsend dem Lärm, der aus dem unteren Stockwerk scholl.

Und nun stand er in seiner Wohnung, die ihm mit einem Mal so fremd vorkam, und wurde von einer unbeschreiblichen Sehnsucht zerrissen, sich an eine mitfühlende Brust zu werfen, um sich den Schmerz von der Seele zu weinen. Aber der alte Bindegerst mit seiner heimlichen Geliebten war dazu nicht die geeignete Persönlichkeit. Das empfand der arme Adolf nur allzu deutlich.

Nachdem die Patrouille Fußspitze zum Truppenteil zurückgekehrt war, hatte Katharina nämlich beschlossen, eine stärkere Patrouille auszuschicken. Auch diese Patrouille wurde zurückgezogen, und die ganze Kompagnie begann nun zu manövrieren, indem sie mit ihrem Stuhl zu rutschen anfing. Vater Bindegerst trug die Hauptkosten der Unterhaltung. Diese Kosten trägt man ja gerne, denn sie sind billig.

Er rief sich jene Szene draußen auf der Waldbank ins Gedächtnis zurück, als Bindegerst ihn so unvermutet wegen des Sparkassenbuchs um Verzeihung gebeten hatte: »Vielleicht kimmt doch emal e Gelegenheit, wo ich mich erkenntlich zeige kann! VielleichtWas hatte der Vater damit gemeint? Hatte er Adolf damals schon die Augen öffnen wollen?

Er dachte nicht daran, daß er auch jetzt noch sich nicht die kleinste Extraausgabe leistete, während Bindegerst in schnapsfröhlichem Faulenzertum dahindöste. Er sah nur, daß er hier helfen konnte, und je mehr er darüber nachdachte, desto klarer erschien es ihm eine ganz einfache Pflicht, dem Alten seine Ersparnisse anzubieten. Bindegerst ließ ihm Zeit.

Und auch einige Randbemerkungen von Bindegersts Hand fanden sich in dem Buch, die bewiesen, daß der Alte in Bezug auf das Geschlechtsleben des Menschen höchst menschlich dachte. Bindegerst ließ für einige Zeit das Schnitzen von Affenköpfen sein, er zimmerte ein Kinderbettchen. Den Ausmaßen nach schien es für ein Riesenkind bestimmt zu sein.

Und als dann das vergrößerte Bild vom Photographen kam, hatte sie nichts dagegen einzuwenden, daß Adolf es oben in seinem Zimmerchen aufhängte. Aber die Rechnung fand sie zu teuer. Bindegerst, dem der Verlust Gustavchens sehr nahe ging, ersäufte seinen Kummer in Schnaps.

Ein schrecklicher Gedanke durchrieselte ihn: wenn Bindegerst das Geld nicht mehr beschaffen konnte? Der Großvater hatte zwar versprochen gehabt, ihm Haus und Geschäft zu verschreiben, aber Adolf war viel zu anständig gewesen, ihn jemals an diese Verschreibung zu mahnen. »Also dann gebb merr des BuchAdolf Borges wurde kreidebleich. Nun half nichts mehr, jetzt galt es Rede stehen.

Nun würde der Vater schon merken, daß sie eine neue Waffe gegen ihn besaß, und sein Verhalten danach einrichten. Hierin täuschte sie sich allerdings. Der alte Sünder empfand keineswegs das Bedürfnis, den Mahnbrief wiederholt zu lesen, und ließ ihn ruhig in der Schublade schlummern, bis ihn die Mäuse fraßen. So war es gekommen, daß Vater Bindegerst sein eigener Zimmerherr wurde.

War das eine Andeutung gewesen, die er nicht verstanden hatte? Er hatte ja auch im Sterben vom Sparkassenbuch zu lallen begonnen. Sollte die Enthüllung der versprochene Dank sein? Und wie ihm Bindegerst in der letzten Zeit ausgewichen war! Und sein Vorwurf »des war net gut, daß De da enuffgezoge bistHatte der Alte deutlicher sein können? Und das Alles hatte er überhört.

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