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Aktualisiert: 17. Mai 2025
»Ja!« Rumolt schlug ihm lachend aufs Knie. »Ist eigentlich eine ärgere Posse denkbar? Eine militärische Vergünstigung als Speck in der Seelenfalle! Und nach diesem Zeugnis müssen sie nun alle ohne Unterschied streben – die das Geld dazu haben, natürlich – und alle, die im Leben »etwas Besseres« werden wollen, müssen dasselbe famose Abiturium machen. Da schimpfen sie auf die Gleichmacherei der Kommunisten und Sozialdemokraten – aber gibt es eigentlich eine schlimmere Gleichmacherei als unsere Prüfungsvorschriften? Da hab ich einen Burschen in der Untersekunda, einen Prachtbengel, vorzüglich begabt in der Mathematik und allen Naturwissenschaften, von merkwürdigem Geschick in allem Technischen – was er anfaßt, gelingt ihm, und obendrein noch hochmusikalisch. Aber auf dem Kriegsfuß mit allem, was fremde Sprachen heißt. Nun sitzt er das zweite Jahr in meiner Klasse, und wenn seine fremdsprachlichen Leistungen nicht besser werden – und dazu ist keine Hoffnung – dann bleibt er zu Ostern wieder sitzen und erreicht nicht einmal das Einjährigen-Zeugnis. Und ich halt es für sehr wohl möglich, daß er nach sieben Jahren der Angst und Mühe hingeht und sich erschießt. Nun frage ich Sie: warum soll dieser Mensch nicht auf die Universität gehen und Naturwissenschaften studieren, warum soll er nicht aufs Polytechnikum gehen und Ingenieur werden dürfen? Wäre nicht denkbar, daß er einmal von seinem Laboratorium aus die Welt aus den Angeln höbe, ohne den Beistand der Herren Xenophon, Ovid und Victor Hugo? Doch
Man konnte es unter diesen Umständen beinahe ein Glück nennen, daß Stehkragen #senior# starb, ehe die Berufsfrage zur Entscheidung drängte. Benno ging damals in die Untersekunda und machte statt der Schulaufgaben Gedichte an den Mond, an die Lotosblume und andere aus Heinrich Heine entlehnte Requisiten der Verliebtheit.
Unrat fand es geboten, sich bekannt zu geben. »Ich bin nämlich der Professor Un der Professor Raat, Ordinarius der Untersekunda am hiesigen Gymnasium.« »Sehr angenehm. Mein Name ist Blumenberg.« »Und ich würde recht gern mit meiner Klasse die Aufführung eines klassischen Dichterwerkes besuchen.« »Ach, das ist aber ganz reizend von Ihnen, Herr Professor.
Der aufgeweckte Kopf, der den Ordinarius der Untersekunda hätte neu beobachten und nochmals abstempeln wollen, wäre nie durchgedrungen; schon darum nicht, weil der gewohnte Ruf auf den alten Lehrer noch so gut seine Wirkung übte wie vor sechsundzwanzig Jahren. Man brauchte nur auf dem Schulhof, sobald er vorbeikam, einander zuzuschreien: »Riecht es hier nicht nach Unrat?« Oder: »Oho!
Darauf griff Pastor Quittjens zu größeren Gesichtspunkten. Er beklagte die Schüler, denen ein zu ihrer Hut Berufener die Schwelle des Jünglingsalters durch solch ein Beispiel vergifte. Und nicht nur die Schüler der Untersekunda, nein, alle andern ebenso; und nicht nur alle andern innerhalb des Gymnasiums, sondern, über die Mauern des Gymnasiums hinaus, alle die ehemaligen Schüler also die Stadt in ihrer Gesamtheit. Alle diese, und Pastor Quittjens ließ seine Zigarre ausgehn, müßten an den Lehren ihrer Jugend Zweifel empfangen und in ihrem schlichten Glauben wankend werden. Ob denn Unrat so schwere Dinge auf sein Gewissen nehmen wolle. Schon sei der Knabe Kieselack ins Unglück geraten, und Unrat werde wohl nicht verkennen, daß für den Fall dieses Kindes ihm selbst eine Mitverantwortlichkeit zukomme. Das sei aber sicher nicht der einzige Schade, den der Abfall eines Mannes wie Unrat von Glaube und Sitte zu stiften bestimmt sei
Dagegen konnte der Direktor des Gymnasiums nicht länger umhin, einzugreifen in die Zustände der Untersekunda. Er entbot Unrat zu sich ins Amtszimmer und hielt ihm die sittliche Auflösung vor, der seine Klasse sichtlich entgegengehe. Er wolle nicht untersuchen, woher der Ansteckungsstoff komme. Bei einem jüngeren Lehrer würde er dies allerdings untersuchen.
Otto, ihr Sorgenkind, der es mit nahezu sechzehn Jahren mühsam bis Untersekunda gebracht hatte, weil nach der Mutter Wort: "seine schwankende Gesundheit und sein schlechtes Gedächtnis ihm das Lernen erschweren," sollte auf die landwirtschaftliche Schule nach Jena kommen, um alle Zeit und alle Kräfte seinem künftigen Beruf als Landwirt zu widmen.
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