United States or Comoros ? Vote for the TOP Country of the Week !


Denn auch Pastor Quittjens war dabei, ganz wie jeder andere Mensch. Sodann fanden kleinere Mitbürger, wie der Pächter des Café Central und der Zigarrenhändler vom Markt, sich geschmeichelt und sozial befördert durch den allein bei Unrats möglichen Verkehr mit den Spitzen. Notwendigerweise waren sie, die Kleinen, in der Mehrheit und bestimmten den Ton. Dieser Ton war ungeschickt.

Darauf griff Pastor Quittjens zu größeren Gesichtspunkten. Er beklagte die Schüler, denen ein zu ihrer Hut Berufener die Schwelle des Jünglingsalters durch solch ein Beispiel vergifte. Und nicht nur die Schüler der Untersekunda, nein, alle andern ebenso; und nicht nur alle andern innerhalb des Gymnasiums, sondern, über die Mauern des Gymnasiums hinaus, alle die ehemaligen Schüler also die Stadt in ihrer Gesamtheit. Alle diese, und Pastor Quittjens ließ seine Zigarre ausgehn, müßten an den Lehren ihrer Jugend Zweifel empfangen und in ihrem schlichten Glauben wankend werden. Ob denn Unrat so schwere Dinge auf sein Gewissen nehmen wolle. Schon sei der Knabe Kieselack ins Unglück geraten, und Unrat werde wohl nicht verkennen, daß für den Fall dieses Kindes ihm selbst eine Mitverantwortlichkeit zukomme. Das sei aber sicher nicht der einzige Schade, den der Abfall eines Mannes wie Unrat von Glaube und Sitte zu stiften bestimmt sei

Darauf schnellte Unrat vom Sofa, pfauchte und stieß dumpf und bedrohlich, während der Saft seines Mundes über Pastor Quittjens hinspritzte, die Worte aus: »Sie haben die Künstlerin Fröhlich beleidigt. Die Dame steht unter meinem Schutz. Verlassen Sie vorwärts nun also! mein HausDer Pastor rückte erschrocken mit seinem Stuhl weit fort. Unrat hastete zur Tür und öffnete sie.

Pastor Quittjens lächelte selig und schickte sich an, vertraulich zu werden. Unrat benahm sich immer unruhiger, und plötzlich unterbrach er. Ob dies alles sich etwa auf die Künstlerin Fröhlich beziehe. Der Pastor war verwundert und bejahte.

Andere, die ehemals die Großstadt gekannt hatten und sich ein wenig eingerostet fühlten, so Konsul Breetpoot, beschlossen anfangs, vorlieb zu nehmen, und schließlich unterhielten sie sich schlechthin, ohne Vergleiche. Wieder andere, Studierte, kamen in sentimentaler Erinnerung an die Damenkneipen ihrer schönsten Jahre; zum Beispiel die Richter aus dem Hünengrabprozeß samt Pastor Quittjens.

Natürlich. Jetzt, seit ihren, in öffentlicher Gerichtsverhandlung abgelegten Geständnissen, seien Unrat ja wohl die Augen geöffnet. Liebe mache blind, dies sei und Pastor Quittjens zündete seine Zigarre wieder an zuzugestehen. Andererseits möge Unrat sich doch nur seiner Studienjahre erinnern, und des Mannigfachen, das man damals in Berlin erfahren habe. Man sei ja auch kein Frosch gewesen, huhu, und wisse über solche Dämchen ziemlich Bescheid. Die seien es denn doch nicht wert, daß man seine Existenz und die von andern Leuten auf den Kopf stelle. Ja, wenn er an Berlin denke

Aber was Unrats Recht war, dazu besaß Pastor Quittjens noch lange nicht die Erlaubnis. Die Künstlerin Fröhlich stand über Pastor Quittjens. Sie stand über allen allein und heilig im Angesicht der Menschheit. Es war gut, daß auf solche Weise Unrat wieder zum wahren Bewußtsein der Dinge kam. Die Künstlerin Fröhlich war ja seine Angelegenheit!

Wenn Unrat wenigstens noch seine gewohnte Tätigkeit besäße. Seine Entlassung mache das Unglück voll, indem sie ihn seinen bittern Gedanken rettungslos ausliefere ... Nun, rettungslos sei zuviel gesagt. Pastor Quittjens mache sich anheischig, für Unrats Wiederaufnahme bei den Besseren zu sorgen, ihn in einen politischen Verein, in einen Kegelklub hineinzulotsen.

Er bekam rote Flecke und zupfte, atemlos in sich selbst vertieft, an seinen spärlichen Gesichtshaaren. Pastor Quittjens mißverstand ihn und sagte, das habe er gewußt, daß Unrat sich das nahe gehen lassen werde. Besonders, wenn man das Geschöpf in Betracht ziehe, wegen dessen er sich und andere den größten Unannehmlichkeiten aussetze, dann trete ja der faux pas ohne weiteres zutage.

Er behielt das Recht, seine Lehrtätigkeit bis zum Herbst fortzusetzen. Er brach sie aber, im Einvernehmen mit der vorgesetzten Behörde, sofort ab. An einem von Unrats ersten schulfreien Vormittagen, wie er, unbeschäftigt und planlos für immer, im Sofa saß, kam Pastor Quittjens. Er hatte zugesehen, wie hier jemand immer tiefer in Sünde und Verlegenheiten hineinritt.