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Luther freilich nahm wie gewohntdas Pestleinleicht und hielt es nur für eine Seuche. Er zürnte und spottete über die Pestfurcht: „Ich halt, der Teufel hat die Leut besessen mit der rechten Pestilenz, daß sie so schändlich erschrecken.“ Ja, er trotzte der Krankheit, um Tod und Teufel zu verachten. Als er einmal einen Pestkranken besuchte, betastete er ohne Scheu dessen Beulen. Und er war so sorglos, daß er, als er heimkam, sogar mit ungewaschenen Händen sein Töchterlein Margarete unbedacht um den Mund streichelte

Nur den äußeren Staat hatte er noch beibehalten; der große Siegelring saß auf einer ungewaschenen Hand, und neben den Uhrberloquen zeigte das Tuch häßliche farbige Flecke. Sein Gesicht sah dabei verwildert aus; die Augen lagen ihm tief und durchschwärmte Nächte, wenn nicht Mangel kündend, in den Höhlen, und flogen unruhig, ungeduldig, ohne auf irgend einem Punkte zu haften, umher.

Gleich aber war der trostlose, nüchterne Eindruck dieser Straße geblieben, und vom Morgen bis zur Dämmerung glich sie noch immer in ihrem reizlosen, staubigen Grau einem alternden, ungekämmten und ungewaschenen Weibe. Grach ließ seine Blicke überall hin gehen. Eigentümlich verändert schien ihm alles : fremd und doch bekannt.

Sie hielten die Tete, der Doktor auf seinem breiten Schecken links von Klaus Heinrich auf seinem gutgesinnten Fuchs, wenn die »Fasanen« spazieren ritten trabten im Schnee oder Blätterfall, durch Frühjahrsschmelze oder Sommersbrüten den Waldessaum entlang, über Land, durch die Dörfer, und Doktor Überbein erzählte von seinem Leben. Raoul Überbein, wie das klang, nicht wahr? Geschmackvoll war wesentlich anders! Ja, Überbein war der Name seiner Adoptiveltern gewesen, armer, alternder Leutchen aus der unteren Bankbeamtensphäre, und er führte ihn nach Recht und Spruch. Aber daß er Raoul genannt werde, darin hatte die einzige Bestimmung und Vorschrift seiner Frau Mutter bestanden, als sie die Abfindungssumme nebst seiner fatalen kleinen Person den Leutchen eingehändigt hatte eine sentimentale Bestimmung offenbar, eine Bestimmung der Pietät. Sehr möglich wenigstens, daß sein rechter und eigentlicher Vater Raoul geheißen hatte, und hoffentlich hatte sein Nachname in schönem Einklang damit gestanden. Übrigens war es eine ziemlich leichtsinnige Handlungsweise seiner Pflegeeltern gewesen, ein Kind anzunehmen, denn »ein gewisser« Schmalhans war Küchenmeister gewesen bei Überbeins, und wahrscheinlich hatten sie nur aus einer dringenden Notlage nach der Abfindungssumme gegriffen. Nur die dürftigste Schulausbildung war dem Knaben zuteil geworden, aber er hatte sich die Freiheit genommen, zu zeigen, wer er war, hatte sich ein bißchen hervorgetan, und da er gern Lehrer werden wollte, so waren ihm aus einem öffentlichen Fonds die Mittel zur Seminarausbildung bewilligt worden. Nun, er hatte das Seminar absolviert, nicht ohne Auszeichnung übrigens, denn es war ihm drauf angekommen, und dann hatte man ihn als Volksschullehrer angestellt, mit einem kolossalen Gehalt, wovon er noch hie und da aus Erkenntlichkeit seine ehrlichen Pflegeeltern unterstützt hatte, bis sie beinahe gleichzeitig gestorben waren. Wohl ihnen! Da hatte er gestanden, allein in der Welt, ein Malheur von Geburt und arm wie ein Spatz und von Gott begabt mit einer grünlichen Fratze nebst Hundsohren, um sich einzuschmeicheln. Freundliche Bedingungen, nicht wahr? Aber solche Bedingungen, das waren die guten Bedingungen ein für allemal, so verhielt es sich. Eine elende Jugend, Einsamkeit und Ausgeschlossenheit vom Glücke, von der Bummelei des Glücks, ein ausschließliches und strenges Auf-die-Leistung-Gestelltsein man setzte kein Fett an dabei, man ward innerlich sehnig, man kannte kein Behagen und überflügelte diesen und jenen. Welche Begünstigung der Fähigkeiten, wenn man kalt und klar auf sie angewiesen war! Welch Vorteil vor denen, die »es nicht nötig«, in dem Grade »nicht nötig hatten«! Vor den Leuten, die sich des Morgens eine Zigarre anzündeten ... Zu jener Zeit, am Krankenbett eines seiner ungewaschenen kleinen Schüler, in einer Stube, wo es nicht gerade nach Frühlingsblüten roch, hatte Raoul Überbein die Bekanntschaft eines jungen Mannes gemacht etliche Jahre älter als er, aber in ähnlicher Lage und ebenfalls ein Malheur von Geburt, insofern er ein Jude war. Klaus Heinrich kannte ihn doch man konnte sagen, daß er ihn bei intimer Gelegenheit kennengelernt hatte. Sammet war sein Name, medicinae doctor; er war durch Zufall auf der Grimmburg zugegen gewesen, als Klaus Heinrich geboren wurde, und hatte sich ein paar Jahre danach in der Hauptstadt als Kinderarzt aufgetan. Nun, das war Überbeins Freund, war es heute noch, und damals hatten sie manches gute Gespräch über Schicksal und Strammheit miteinander gehabt. Verdammt noch mal, sie hatten sich den Wind um die Nase wehen lassen, einer wie der andere. Überbein angehend, so dachte er mit ernster Freude an die Zeit zurück, da er Volksschullehrer gewesen war. Seine Tätigkeit hatte sich nicht ganz und gar auf das Klassenzimmer beschränkt, er hatte sich den Spaß gemacht, sich auch persönlich und menschlich ein bißchen um seine kleinen Strolche zu kümmern, ihnen in ihr Heim, ihr zuweilen nicht sehr idyllisches Familienleben nachzugehen, und dabei verfehlte man nicht, allerlei Einblicke zu tun. Wahrhaftig, wenn er vordem des Lebens schmallippiges Antlitz noch nicht gekannt hatte, so hatte er damals Gelegenheit gehabt, hineinzusehen. Übrigens hatte er nicht aufgehört, für sich selbst zu arbeiten, hatte fetten Bürgerkindern Privatstunden erteilt und sich den Leibgurt enger gezogen, um sich Bücher kaufen zu können hatte die langen, stillen und freien Nächte benutzt, um zu studieren. Und eines Tages hatte er mit außerordentlicher Genehmigung die Staatsprüfung abgelegt, hatte nebenbei promoviert und war zur Lateinschule übergegangen. Eigentlich hatte es ihm leid getan, seine kleinen Strolche zu verlassen; aber so war sein Weg gewesen. Und dann hatte es sich gefügt, daß man ihn zum Hilfslehrer auf Schloß »Fasanerie« erkoren hatte, wiewohl er doch ein Malheur von Geburt war

Alles was man beim Kerzenlichte aus dem ungewaschenen, verwahrlosten Aussehen des Mannes halbwegs erkennen kann, ist, daß er mittelgroß, von nicht sehr vornehmem Aussehen, breitschultrig und starkknochig ist. Sein rundlicher, eigensinnig aussehender Kopf ist mit kurzen braunen Locken bedeckt.

In gemeinsamer Haft geben die Meister der Greiferkunde Privatcollegien aus ungewaschenen Mäulern, die Blüthe des Gaunerthums erfreut sich dort einigen Ansehens und fruchtbarer Wirksamkeit, allein keine Sträflingsschule irgend einer Art befaßt sich mittelbar oder gar unmittelbar mit Ausbildung der Spitzbüberei.

Viele dieser Klostergeistlichen sehen aber niemals ihre Zellen, sondern leben gemüthlich mit Weib und Kind zu Hause und betteln auf Grund ihres gelben Gewandes oder der Agaseenhaut, die mit dem ungewaschenen Aeußern zusammen an die Legende von ihrem großen Ordensstifter Eustathius erinnert, welcher sich rühmte, niemals seinen Körper gewaschen zu haben, und wunderbarlich auf dem fettigen Mantel über die Fluten des Jordan schwamm, ohne daß ihn ein Tropfen Wasser feindlich, d. h. reinigend, berührte.

Und Du, bring einmal den Balg zum Schweigen, oder ich werf' es, Gott straf' mich, vor die Thür hinaus und Dich mitBux hatte nicht seinen #beau jour#; er sah wüst und wild um die Augen aus, deren eines roth unterlaufen war, wie nach einer Schlägerei. Auch ein paar Schrammen trug er in dem ungewaschenen Gesicht, und um die linke Hand einen schmutzigen Lappen gebunden.