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Er hatte bis halb zwölf Uhr im Alten Schlosse »Freiaudienzen« erteilt und war nach ihrer Beendigung nicht sofort nach Schloß »Eremitage« zurückgekehrt, sondern hatte seinem Kutscher Befehl gesandt, mit dem Coupé in einem der Höfe zu warten, indes er mit den diensttuenden Offizieren des Leibgrenadierregiments auf der Hauptwache eine Zigarette rauchen wollte. Da er die Uniform dieses Regiments trug, dem auch sein persönlicher Adjutant angehörte, so gab er sich Mühe, den Schein einer gewissen Kameradschaft mit den Offizieren zu wahren, speiste zuweilen in ihrem Kasino und leistete ihnen von Zeit zu Zeit eine halbe Stunde auf der Hauptwache Gesellschaft, obgleich er dunkel vermutete, daß er eher störend wirke, indem er die Herren davon abhielt, Karten zu spielen und unanständige Geschichten zu erzählen. Er stand also, den gewölbten Silberstern des Großen Ordens vom Grimmburger Greifen auf dem Waffenrock, die linke Hand weit hinten in die Hüfte gestemmt, mit Herrn von Braunbart-Schellendorf, der den Besuch rechtzeitig angekündigt hatte, in der Offizierswachtstube, die zu ebener Erde des Schlosses, ganz nahe beim Albrechtstor gelegen war unterhielt ein nichtssagendes Gespräch mit zwei oder drei der Herren in der Mitte des Dienstraumes, während eine weitere Gruppe von Offizieren an dem tiefgelegenen Fenster plauderte. Weil draußen so warm die Sonne schien, hatte man das Fenster geöffnet, und von der Kaserne her näherte sich die Albrechtsstraße herauf zu Musik und Paukenschlag der Marschschritt der aufziehenden Ablösung. Es schlug zwölf von der Hofkirche. Man hörte draußen den Unteroffizier mit heiserer Stimme sein »Angetretenin die Mannschaftsstube rufen, hörte das Getrappel der zu ihren Gewehren eilenden Grenadiere. Publikum versammelte sich auf dem Platze. Der Leutnant, der das Kommando zu führen hatte, gürtete hurtig den Säbel um, schlug vor Klaus Heinrich die Absätze zusammen und ging hinaus. Da plötzlich rief Leutnant von Sturmhahn, der aus dem Fenster geblickt hatte, mit jener ein wenig falschen Unmittelbarkeit, die zum Ton zwischen Klaus Heinrich und den Offizieren gehörte: »Teufel auch, wollen Königliche Hoheit was Feines sehen? Da kommt die Spoelmann vorbei, mit ihrer Algebra unterm Arm

Augenzeugen versicherten später, daß die allgemeine Unaufmerksamkeit während des Rundgangs der höchsten Herrschaften die Grenze des Anstößigen erreicht habe. Wohin Albrecht mit seiner würdevoll schreitenden Tante gerade gekommen war, da war ohne die rechte Sammlung ein hastiges Neigen und Wogen entstanden, aber sonst waren alle Gesichter nur einem Punkte des Saales zugewandt, alle Augen mit brennender Neugier auf eben diesen Punkt gerichtet gewesen ... Die dort stand, hatte Feinde im Saal gehabt, zumindest unter den Frauen, den weiblichen Trümmerhauffs, Prenzlaus, Wehrzahns und Platows, die hier ihre Fächer regten, und scharfe und kalte Damenblicke hatten sie gemustert. Aber war nun ihre Stellung schon zu befestigt, als daß die Kritik sich hervorgewagt hätte, oder hatte ihre Persönlichkeit an und für sich den heimlichen Widerstand überwunden nur eine Stimme hatte geherrscht, und es war die gewesen, daß Imma Spoelmann schön sei wie Bergkönigs Töchterlein. Die Residenz wußte am nächsten Morgen ihre Toilette auswendig, der Schreiber im Ministerium, der Dienstmann an der Straßenecke. Es war ein Gewand aus blaßgrünem Chinakrepp gewesen, mit silberner Stickerei und einem Bruststück aus alter Silberspitze von Fabelwert. Ein krönleinartiger Kopfschmuck aus Diamanten hatte farbig in ihrem blauschwarzen Haar gefunkelt, das eine Neigung zeigte, ihr in glatten Strähnen in die Stirn zu fallen, und eine lang herabhängende Kette aus demselben Edelgestein war doppelt und dreifach um ihren bräunlichen Hals geschlungen gewesen. Klein und kindlich, doch von einer wundersam ernsten und klugen Kindlichkeit der Erscheinung, mit ihrem bleichen Gesichtchen und ihren übergroßen und seltsam eindringlich redenden Augen, so hatte sie an ihrem Ehrenplatz zur Seite der Gräfin Löwenjoul gestanden, die braun wie immer, doch diesmal in Atlas, gekleidet gewesen war. Mit einer gewissen spröden Pagenanmut hatte sie, als das Kortege zu ihr gelangt war, die höfische Verbeugung angedeutet, ohne sie auszuführen; aber als Prinz Klaus Heinrich, das zitronengelbe Band und die flache Kette des Hausordens zur Beständigkeit über dem Waffenrock, den Silberstern vom Grimmburger Greifen auf der Brust und jene blutleere Cousine am Arme führend, die nichts als »« zu sagen vermochte, gleich hinter dem Großherzoge an ihr vorübergeschritten war, da hatte sie mit geschlossenen Lippen gelächelt und hatte ihm zugenickt wie ein Kamerad wobei es denn doch wie ein Zucken durch die Versammlung gegangen war