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Aktualisiert: 7. Mai 2025
Ich wohne auf dem Tiefenweg neben dem Wall, fragt nur nach der Barbara Lindin, jed' Kind kann euch zu mir weisen; und sollt' ich ja nicht zu Haus sein, so gebt nur meinem Hausmann das schwarze Zeug, der Herr Justus wird es sorgsam aufbewahren.« »Der Herr Justus«, sagt' er, »was ist's mit dem, heißt euer Miethsmann Konrad Justus, und ist er seines Berufs ein Theologe?« »Ja«, sagt' ich, »der wohnt bei mir; und woher kennt ihr ihn?« »Ich bin der Corporal Scheuermann«, sagt' er, »und habe den Herrn Justus eher gekannt, als ihr.« »Ja«, sagt' ich, »wenn ihr der seid, so kenne ich euch auch, denn der Herr Justus hat von euch auch schon erzählt, und euch ein gut Zeugniß gegeben.« »Hat er das gethan?« sagt' er, und dem Mann flossen ja, so wahr ich lebe, die Thränen über die Backen herunter. »Und was ist Herr Justus hier«, fragt er, »und geht es ihm wohl?« »Es geht ihm wohl«, gab ich zur Antwort, »könnt' ihm aber auch besser gehen;« und so redeten wir ein Langes und Breites von euch und wurden gute Freunde mit einander.
Wie er in ein Gäßlein einbog, kam ihm sein alter Freund, der Corporal Scheuermann, entgegen; aber nicht mehr die kräftige Soldatengestalt von ehemals; das Gesicht war hager, das Haar gebleicht und der Nacken gekrümmt. »Es ist vorüber mit meinem Dienst«, sprach er, als er dem Schulmeister kräftig die Hand geschüttelt hatte, »ich fühl's, es ist vorüber hier unten, und der liebe Gott wird mich bald in ein ander Regiment versetzen.
So lang ich einen Justus hatte, mit dem ich reden konnte, war mein Herz allezeit guter Dinge; jetzt, wo ich alt bin, möcht' ich das Labsal nicht entbehren. Hat Dorothe den alten Scheuermann noch lieb, wie er sie lieb hat, so wird sie ihm ja ein Plätzchen am Ofen gönnen, bis man ihn zur Ruhe legt. Sagt ja, Herr Justus!
Zurückgekehrt von der Aeltern Grab, lastete eine neue Sorge auf Konrad's Herz. Er wollte seinem Bruder, der noch krank lag und für sich selber nicht sorgen konnte, den Dienst des Vaters verschaffen, damit der liebe Ort der Heimath der Familie erhalten bliebe. Er schrieb Briefe auf Briefe an alle Gönner und Freunde seines Vaters; er warb bei der Landesbehörde um die Stelle, und der Corporal Scheuermann that manchen Gang um Gunst und Fürsprache, wie es damals noch mehr geschehen mußte, denn heut' zu Tage. Von einem solchen kam der Soldat einst in trüber Stimmung zurück. Er war dem Gerst begegnet, den man jetzt den Herrn Rath nannte, und der hatte ihm zugerufen: »Scheuermann, ich weiß, was euer Gehen und Laufen bedeuten will, geht nur heim und schonet eure Beine, so lange der Gerst lebt, kommt kein Justus wieder als Förster in's Jägerhaus und auch kein Justus in's Pfarramt. Das sagt den Söhnen des alten Försters und der Jungfer Dorothe richtet auch meinen schönen Gruß aus, wenn es euch gefällt.« Da hatte der Corporal nicht Ansehen der Person geachtet, sondern war dem Gerst mit Worten und Werken so zu Leibe gegangen, daß der Corporal einige Tage bei halber Kost auf dem Gefängnißthurm hatte sitzen müssen. Als er wieder frei war, erzählte er es dem Konrad, und tiefe Trauer ergriff darob das Herz des Jünglings. »Also meine Prüfungszeit soll noch nicht vorübergehen«, rief er, »nun Herr, dein Wille geschehe! Euch aber, Scheuermann, bitte ich, behaltet das böse Wort des Gerst für euch und theilt es dem Heinrich und der Dorothe nicht mit; es ist genug, daß ich allein davon leide. So meint's wohl der Apostel, wenn er sagt: Die Liebe sucht nicht das Ihre, sie träget der Schwachen Gebrechlichkeit.«
Unter den Leidtragenden war auch der Grenadier von der Marksburg gewesen, den wir damals kennen gelernt, als Konrad die Dorothe und ihre Mutter rettete, und der Soldat weinte wie ein Kind, und wollte sich nicht trösten lassen, denn im Förster war ihm ein guter Freund gestorben. Seit jenem Tage, wo Dorothe das Jägerhaus betreten hatte, kam auch der Grenadier öfter dorthin, und ob ihn gleich Niemand einlud, so sah man ihn doch gerne, und hatte sich an sein Kommen und Gehen so gewöhnt, daß er fast zu den Hausfreunden gerechnet wurde. Der Grenadier Scheuermann, denn so hieß er, war eine alte deutsche Soldatennatur, wie man sie jetzt gar nicht mehr findet. Von frommen Aeltern aus einem Dörfchen des Vogelsberges ausgegangen, war er gezwungen Soldat geworden, hatte aber sein Handwerk, wie er es nannte, lieb gewonnen, und begehrte nichts anders zu werden, denn Soldat. In fünfundzwanzigjährigem Dienst hatte er es noch nicht weiter gebracht, denn zum Corporal, ob er gleich ein Muster von Ordnung im Dienst, und, wie seine Officiere sagten, ein sehr tapferer Soldat im Kriege war. Selbst ohne Weib und Kind, hielt er das Familienleben sehr hoch, war gern bei friedfertigen Eheleuten, und liebte die Kinder so sehr, daß sie ihn, wo er war, schnell kannten und freundlich grüßten. Dabei war der Corporal gläubig, wie der Hauptmann von Kapernaum, und nach dem Heil begierig, wie Cornelius, und wer mit ihm redete von Gottes Wort, dem war er Freund und ging für ihn durch ein Feuer, wie das Sprüchwort sagt. Das war es, was ihn nach dem Jägerhaus zog und was ihn festhalten ließ an den treuen guten Menschen, die dort wohnten. Wußte er dem alten Förster oder seiner Hausfrau einen Dienst zu thun, oder gar der Jungfer Dorothe, die sein Augapfel war, so war Keiner froher, als der Scheuermann. Wie dann die bösen Tage in's Haus des Försters kamen, da ließ er sich Urlaub geben, und wich nicht aus dem Jägerhaus, und kam Wochen lang in kein Bette, und war die Dienstfertigkeit und Freundlichkeit selbst. War es ein Wunder, daß die treue Seele am Grabe der Förstersleute weinte und sich nicht wollte trösten lassen! Wenige kannten dich, du guter Soldat, und dein treues Herz; aber wie dort der Geist Gottes zu Cornelius sprach: »Dein Gebet ist erhöret und deiner Almosen ist gedacht worden vor Gott«, so ist auch deiner Treue droben im Himmel gedacht worden. Gehe ein zu deines Herrn Freude!
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