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Aktualisiert: 13. Juni 2025
Das Mariechen hatte in dem Schuppen, der dem seligen Herrn Petterich als Sommerwerkstätte gedient hatte, gespielt und war, sobald sie Benno erblickt hatte, ihm freudig entgegengesprungen. »Guten Abend, Mariechen,« erwiderte Benno den Gruß und zupfte ihr das Haarband, das sich beim Spielen verschoben hatte, zurecht. »Die Schulaufgaben schon gemacht?«
Entsetzt schrie Benno im Schlaf auf. Frau Petterich stürzte in das Zimmer und schüttelte ihn vollends wach. »Um Gottes wille, was hawwe Se dann?« wehklagte sie, »Sie kreische, daß merr maane könnt, es brennt!« Und da sie Bennos verstörte Augen sah, setzte sie sich mütterlich neben ihn und fing an zu weinen.
»Wie kann ich Ihne de Mantel halte, wann ich nix guck?!« beklagte sich Frau Petterich. »Komme Se wenigstens eraus uff de Gang, da brennt e Petroleumfunsel!« Und während sie ihm den Mantel hielt, ließ sie ihre Blicke mütterlich bekümmert über Benno gleiten, und ein tiefer Seufzer entstieg ihrem molligen Busen.
In einem flanellenen Unterrock kam Frau Petterich, einen Fünfminutenbrenner in der Hand, gewichtigen Schrittes die Treppe herunter. »Schonn dahaam?« frug sie bösgelaunt über die Störung. »Sie war’n wohl beim Ebbelwei?« »Ja, ich war beim
Frau Petterich brachte den ausgebürsteten Mantel. »Lieche Se schonn im Bett?« fragte sie an der Türe. »Warum mache Se dann kaa Licht an? Sie sin wohl lang net mehr vom Sofa erunnergeplumpst? Odder wolle Se sich gern de Kopp am Bicherschrank ei’renne? Herr Stehkrage, Se gefalle merr net mehr! Was hocke Se jetz schonn widder e Ewigkeit im Dunkle unn fange Grille?
Er war mit der Absicht gekommen, ein paar Sätze am Grabe zu sprechen, aber als sich die Beerdigung so in die Länge zog, gab er diese Absicht auf und stand nun etwas geniert, mit seiner goldenen Uhrkette spielend, unter den unbekannten Leuten. Frau Petterich war trostlos gewesen, als sie erfahren hatte, daß an jüdischen Begräbnissen keine Frauen teilnehmen.
Er seufzte tief auf, hängte Hut und Mantel an den Türhaken und legte sich auf das Sofa. »Wolle Se gleich die Fieß vom Sofa erunner dhun!« erklang auch schon Frau Petterichs vorwurfsvolle Stimme. Frau Petterich war ins Zimmer getreten, um seinen Mantel zum Ausbürsten zu holen.
Ja, Frau Petterich hatte recht: das war das letzte Mittel, seinem Zustand ein Ende zu machen. Er wollte Katharine Käsberger heiraten, nicht weil er sie liebte, sondern weil er ein Wesen brauchte, für das er sorgen konnte, weil er seinem verpfuschten Leben irgendeinen Inhalt geben mußte, und sei es auch nur die pflichtkalte Fürsorge für ein ungeliebtes, verblühtes Mädchen.
Um so schärfere Augen hatte die erfahrene Frau Petterich, die die Besuche ihres Mieters bei »dere Komödiantegesellschaft da driwwe« mit Mißfallen sah. »Genau so hat’s beim Brofessor Langeberjer aagefange!« warnte sie ihren Schützling. »Uff de Kopp genau so!
Er riß seinen Hut vom Haken und stürmte geradewegs zu Katharine. Bekümmert sah ihm Frau Petterich nach und murmelte: »Liewer Gott, mach’s gnädig! Laß se wenigstens kaa Kinner kriehe! Dann bei dene Eltern wern’s doch nor Unglickswermer!«
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