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Aktualisiert: 6. Juni 2025


Ehe Jachl noch etwas fragen kann, steht er vor der geschlossenen Tür. Nie ist ihm der Gedanke gekommen, Lieschen könnte die Stelle gewechselt haben. Genau so arglos wie Großmutter Bohn scheint der Jachl zu sein. Nur hatte sie es besser wie er.

Wohin sollte er hier mit dem Kinde? Und für Lieschen und ihn ist langes Hinziehen unklug. Zuerst gehen sie in ein Warenhaus und kaufen Matten ein bißchen Zeug. Lieschen muß sich auch ein fertiges Kleid aussuchen. Jachl besteht darauf. Was hätten sie sich alles zu sagen! Wochen würden nicht ausreichen. Aber in solchen Stunden ist Reden das Schwerste.

Auch der für Jachl bestimmte braust unbarmherzig heran. Zwei Hände fallen auseinander schwer und langsam Rasch ist ein Abteil gefunden. Lieschen langt Matten hinein. Noch einmal steigt Jachl aus und küßt ruhig die Frau, die, fast so lang er denken kann, zu ihm gehört, und die doch nie wirklich sein gewesen. Fahrplanmäßig geht alles weiter auf Bahnhöfen und im Leben.

Auf die flackernden Kerzen, die zu Häupten der Toten brennen, richten sich zuerst Lieschens Blicke. Von diesen gleiten sie hernieder auf die Frau, welche sie frisch und beweglich täglich gesehen hat. Noch vorgestern ist ihr Lieschen im Schulgarten begegnet.

Und die Mutter erzählte schmeichlerisch, daß die Kinder immer nur von Fräulein und Fräulein schwärmten, und wollte wissen, ob Artur und Lieschen auch artig seien. Sie hielt freundlich stand. Und doch brannte in ihr eine große Ungeduld. Sie dachte nicht mehr an Wynfried, der doch nun eine neue Gestalt im hiesigen Leben war.

Während Lieschen das alles erzählt, hebt Jachl den Jungen auf. Zutraulich greift ihm der gleich nach der Nase. Jachl ist noch immer nicht für viel Worte, er hat sich darin auch in Berlin nicht verändert. »Ja, denn gib ihn mir man mit, Lieschen; da ist gar nichts bei zu besinnenZusammen gehen sie die Treppe herunter. Lieschen schluchzt. Das Kleinste übergibt sie einer Nachbarin.

Den möchte sie dann mit nach Haus nehmen. »Zum Andenken«, wie sie sagt. Ein paar Augenblicke sehen beide in die Büsche, dann holt Jachl sein Messer aus der Tasche, schneidet ein paar herrliche, frühlingsfrische Zweige und reicht sie Lieschen. Ja, er reicht sie ihr und mutvoll hält er ihre Hand ganz fest.

Er lief wie ein Verzweifelter durch alle Zimmer, wo er seine Kindheit zugebracht, rief ihre Namen den leeren öden Wänden des Hauses, allen Bäumen, Felsen und Gebirgen umher in lauter tränender Wehklage vergeblich zu. Lieschen, die lange Jahre vorher glücklich verheiratet worden, kam mit ihrem Mann, ihm klagen und die Leichen unter die Erde bestatten zu helfen.

Jeden Augenblick rief sie seinen Namen. Zuletzt Jachl glaubte, sie schlafe sagte sie immer dieselben Worte: »Wo wart di dat noch gahn, wo wart die dat noch gahnDann kamen der Herr Pastor und der Doktor. Jachl schlich aus der Stube. Er wußte gar nicht, wohin. Lieschen war in der Schule. Niemand dachte an ihn. Weit fort wollte er nicht laufen. Mutter Bohn würde ihn gewiß bald rufen.

Obgleich sie zwei Jahre älter als der Junge ist, überragt er sie bedeutend. Ginge jemand vorüber, er würde ein Stelldichein vermuten. Stotternd bringt Jachl sein Anliegen vor. Noch nie hat er mit Mädchen wirklich zwanzig Worte gesprochen. Die Hose hält er Lieschen dicht vor die Augen, um recht genau erklären zu können, wo und wieviel sie abgenäht werden muß.

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