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Aktualisiert: 6. Juni 2025
Drei hohe Stiegen. »Links«, hat der Portier ihm noch nachgerufen. »*Dr.* Marwitz«, liest Jachl. Er klingelt. Dauert es immer so lange, bevor jemand öffnet?! Endlich hört Jachl Schritte. Sie könnte es sein. Die Tür wird geöffnet. »Ach, bitte, ich möchte zu Fräulein Lieschen.« Leicht lächelnd sieht das Stubenmädchen Joachim prüfend an: »Ach, die die ist schon seit fünf Monaten hier fort «
Pitt und Pott scheinen Jachl das Briefschreiben nur nicht zu gönnen. »Na wartet, ihr « Von neuem bereitet er sich zum Anfang vor. Den Tisch ersetzt ein kurzer, glatter Baumstumpf. Ohne langes Überlegen malt er kauernd Buchstaben nach Buchstaben: »Liebes Lieschen, ich weiß keinen Anfang. Er kommt aber doch. In der Schule konnte ich gut Rechtschreibung, aber ein Brief ist wohl ganz etwas anderes.
Dunkel empfindet sie: sie ist ja gar nicht mehr das Lieschen, welches mit Jachl gemeinsam den Reisekorb vor Jahren zum Bahnhof schleppte. In Berlin war Lieschen beinah stolz auf ihre Umwandlung, aber Jachls gute, blauen Augen haben ganz rasch etwas in ihr geweckt, das lange schon schlief. Man könnte es mit dem unbequemen Wort »Gewissen« bezeichnen.
Nicht nur die Füßchen sind vor dem Tode davongerannt, rasch auch entfloh ihm die Kinderseele. Lieschen und Jachl sind aufgestanden. Am Graben entlang schlendern sie weiter; die Kleine voran und Jachl, wie immer, etliche Schritte hinterher. Vor des Jungen Hütte wird heute haltgemacht. Schnell holt er seinen Hund und spannt ihn vor das kleine Wägelchen, mit dem er öfter Gras heimholt.
Immer hat er sowas »Sinnierendes« in den Augen, »sowas Anständiges« hat er an sich sowas worüber sie in Berlin lachen. Warum hat Lieschen ihn nur nicht früher besucht?! Sie war wohl ganz von Gott verlassen? Behext muß sie gewesen sein, ja, den Kopf haben sie ihr gründlich in Berlin verdreht. Das fühlt sie erst hier! Langsam kommen sie endlich in ein Gespräch.
Am Nachmittag dieses Tages fühlt Jachl wieder sehr die Krankheit. Das kommt daher, weil er von Lieschen Abschied nehmen muß, die sich nach der Stadt vermietete. In den Wochen ihrer Freundschaft hat Jachl möglichst oft die Nähe seiner einzigen Freundin gesucht.
Anfangs fallen ihm seine verlassenen Schnucken ein, bei denen hat er es doch am besten. Je mehr Branntwein er trinkt, je rascher laufen die Gedanken von den Schnucken fort zu Lieschen. Dideldumdei! Dideldumdei! Niemand wirft besorgte Blicke auf meinen Jachl. Sein helles Haargestrüpp, das er so fein mit Wasser fest zusammengeklebt hatte, steht ihm längst wieder richtig hoch zu Berge.
Jachl wünschte, er wäre noch viel länger gewesen. Ein ganz kleines Schild ist am Eingang angebracht. »Mütterheim« steht darauf. Die erste, die ihm auf dem Hofe des Gebäudes begegnet, ist Lieschen. Sie trägt ein Kind auf dem Arm, das genau ihre Augen und ihre Nase und ihren Mund hat. Sofort erkennt das Jachl, obwohl er eigentlich alles wie durch Nebel sieht.
Sollst du eine neue falsche Hoffnung hegen, um lebenslänglich daran zu büßen? Wir hatten beide eine Zeitlang geschwiegen, als Lieschen, die ich nicht hatte herankommen sehen, überraschend vor uns trat und die Erlaubnis verlangte, auf dem nächsten Hammerwerke diesen Abend zuzubringen. Ohne Bedenken ward es gewährt.
Lieschen möchte gern erst mal von draußen in die Stube sehen. Sie hebt sich auf Zehenspitzen, aber die Augen reichen nicht bis ins Fenster. Da nimmt Jachl sie ein wenig in die Höhe. Doch erschreckt stößt Lieschen einen leisen Schrei aus. So richtig gesehen hat sie eigentlich nichts, aber ängstliche Scheu hat sie gepackt. Zögernd bleibt sie mit ihrem Kranz auf dem Arm vor der Türe stehen.
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