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Aktualisiert: 6. Juni 2025
Sein Blick suchte Elisen, aber sie war nicht im Zimmer, und erst nach einer Weile kam sie durch die kleine Gartenpforte, die hinaus in den Wald führte, herein und zu der Mutter, wo sie Hut und Buch ablegte und sich still an das dort stehende Instrument setzen wollte. »Du warst im Walde, Lieschen?« fragte der Vater. »Ja, Papa.« »Und bist dort Fremden begegnet?«
Warme Luft und kalte Luft und Schnee, ach, wieviel Schnee und Eis und Schlittenfahren und eisigen Wind! Auch rote Nasen und halberstarrte Fingerspitzen, in denen man die Schulmappe gar nicht lange tragen kann. Man muß sie oft von einer Hand in die andere nehmen auf dem Wege zur Schule. Daß der Weg nicht kurz ist, bemerkt Lieschen gar nicht.
Immer aber ist es, als ob etwas Schweres auf Jachl läge. Am liebsten finge er an zu heulen. Das wäre doch aber eine furchtbare Schande. Lieschen wischt immerfort mit dem Taschentuch über ihr Gesicht. Ihr ist glühend heiß, nicht nur weil die Sonne so wärmt, sondern weil innere Angst ihr Schweißtropfen erpreßt.
Manchmal sagt Jachl die Worte nicht in richtiger Ordnung, und Lieschen geht es nicht viel besser. Sie wissen selbst nicht deutlich, daß das, was sie ganz in Unordnung bringt, Rührung ist. Wie Pferde, die schwer anziehen, und dann im Galopp weiter wollen, so ringen sich ihnen zuerst die Worte mühevoll aus den Herzen.
Manchmal nur kommt das Heimweh nach Lieschen, aber die Traurigkeit ist ganz anders wie die, welche er heut fühlt, als der Lehrer extra zu ihm kommt, um ihm mitzuteilen, daß der Ohm »eingegangen« ist. Jachl zieht stumm sein bestes Zeug an und wandert mit der Herde ins Dorf. Da er so rasch keinen Stellvertreter findet, ist es am besten, er nimmt die Schnucken mit. Zwei Tage läuft er hin und her.
Jetzt soll Lieschen es gut haben! Ein Sprung, und die Kleine thront in der Karosse. Der halbwelke Kranz ist ihr auf die Schulter geflogen, das dunkellockige Köpfchen ist ganz von Blumen umgeben. Stolz schwenkt Jachl seine Peitsche mit den rasch angeknüpften gelben Bändern durch die Luft. Wie ein richtiger Fuhrmann schreitet er neben seinem Gespann dahin. »Hü hü Karo zieh an.« Lieschen lacht.
»Du hast kein Herz!« stöhnte aber der alte Mann, die zitternde Hand gegen sie schüttelnd »geh' geh' geh'! Laß mich mit dem Kind allein, ich muß sprechen muß endlich sprechen und für meine Seele Ruhe finden, wenn ich nicht hier und dort zu Grunde gehen soll. Komm', Lieschen, komm ich will reden,« und mit zitternder Hast zog er die Tochter in sein Zimmer.
Diesmal blättert der Beamte länger als das erste Mal, bevor er fragt: »Verehelichte Schütze?« Und hinzusetzt er: »Hören Sie denn nicht?« Jachl schluckt, bis er leise herausbringt: »Kann wohl sein.« So dunkel ist ihm noch nie vor Augen geworden. Aber, daß er in die Ackerstraße gehen muß, das steht fest. Ohne Lieschen nochmal gesehen zu haben, kann er doch nicht abfahren.
Wirklich in Jachl »drin« ist das Buch: »Anforderungen an einen Schäfer« noch lange nicht, aber so nach und nach behält er doch vieles. Immer noch ist Lieschen seine einzige Bekanntschaft und wie es im Leben meist der Fall ist solch eine, die deshalb immer mehr gilt, weil sie nicht in der Nähe ist, und weil nichts anderes dazu und dazwischen kommt.
Im Augenblick ist Lieschen auch nicht ordentlich bei der Sache, sie ist von ganz anderen Vorstellungen erfüllt; kaum sieht sie ordentlich hin, kaum hört sie wirklich Jachl's Versicherung, daß er »so dumm nich is wie sie denkt«. Ihr ganzes Verlangen richtet sich nur auf die Leiche.
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