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Aktualisiert: 17. Mai 2025
Auf der Heide hat er sich nie anders rufen hören wie: »Schäfer«. Nicht: Joachim; lange schon nicht mehr: Jachl. Daß er einen richtigen Vatersnamen hat, kommt bei ihm, dem Schäfer, gar nicht in Betracht. »Sie heißen Joachim Bohn?« fragt die Oberin freundlich. Noch nie hat jemand Jachl »Sie« genannt. Sie! Sie! Er muß sich erst besinnen, ehe er nickt.
Beinahe wie Schluchzen hört sich sein glückliches Aufatmen an. »Joachim Bohn ließ sich doch in der Arbeit so gut an,« meint der Obergärtner, »aber in letzter Zeit ist er wie auf'n Kopf gefallen« Ja, das ist Jachl. Verliebtsein ist aber auch ein Zustand, bei dem man nicht weiß, hat man noch einen Kopf oder hat man keinen.
Dann ja dann kam die Wirklichkeit. Sie hieß: Joachim Bohn und schien nicht mehr als ein Bauernjunge. Ja, so denke ich manchmal, wenn ich meinen Jachl ansehe und fühle, wie er derb und doch voll Gemüt ist, wie Ursprünglichkeit und ungebundene Natürlichkeit ihn gegen alles Gemachte und Übertriebene feien.
Nur immer die eine Melodie kommt Mutter Bohn über die Lippen, für die ihr hochdeutsche Worte unmöglich erscheinen: »Putt, putt, putt min Höhneken, Wat deist in minen Hof Und pflückst mi all min Blömeken? Du makst mi dat to grow. Sein Magen darf nicht empfindlich sein; er ist es auch nicht. Kaum hat er die Mahlzeit beendet, da fallen ihm schon die Augenlider zu.
»Gut, also treten Sie näher, lieber Joachim Bohn.« Hätte Jachl nicht trotz seiner Krankheit eine kräftige Natur, so wäre er von der Fülle des Überraschenden, das er in den nächsten Tagen erlebte, »kopfschwach« geworden. Auf der Heide hat er wohl das liebe Vieh gebadet, aber daß der Mensch auch in einen Bottich, der mit warmem Wasser angefüllt ist, gelegt wird, das hat Jachl nicht geahnt.
Welch Glück für Mutter Bohn, daß sie dies »Unbekannt verzogen« nicht mehr miterlebt. Für sie diente Trude immer auf ihrer ersten Stelle. Die Harmlose hatte sehr unklare Vorstellungen von Berlin und seinen Gefahren.
Ein bißchen vorsichtiger hätte Ann-Gret wohl sein sollen. Ist der Jachl auch nur ein Bauernjunge, aus Eisen ist er deshalb doch nicht. Zärtlich streichelt ihn Mutter Bohn. Wieder und wieder summt sie: »Wo will di dat noch gahn?« Kein anderes Lied paßt wie dieses für das Bübchen.
Kein Wort hat sie vom Heiraten gesprochen, als sie den Jachl nach Hause brachte. Mutter Bohn dankt Gott, daß es bei ihr nur bei der Trude geblieben ist; mehr Kinder hätten ihr wohl leicht auch mehr solcher Überraschungen ins Haus geschleppt. Was kann man tun als stillehalten? Wenn nur nicht alles so knapp wäre!
Auch Mutter Bohn gehört zu denen, die sich um Erziehung nicht sorgen. »Die Bäume wachsen ja von selbst, und mit kleinen Jungen wird es nicht anders sein«. Niemand hat eigentlich je für diese zwei Kinder Zeit. Aber beide merken es gar nicht. Sie entbehren weder väterliche noch mütterliche Fürsorge.
Jeden Augenblick rief sie seinen Namen. Zuletzt Jachl glaubte, sie schlafe sagte sie immer dieselben Worte: »Wo wart di dat noch gahn, wo wart die dat noch gahn.« Dann kamen der Herr Pastor und der Doktor. Jachl schlich aus der Stube. Er wußte gar nicht, wohin. Lieschen war in der Schule. Niemand dachte an ihn. Weit fort wollte er nicht laufen. Mutter Bohn würde ihn gewiß bald rufen.
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