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Grünlich selbst ist viel beschäftigt, fährt morgens mit unserem kleinen gelben Wagen zur Stadt und kommt oft erst spät nach Hause. Manchmal sitzt er bei mir und liest die Zeitung. Wenn wir in Gesellschaft fahren, zum Beispiel zu Kesselmeyer oder Konsul Goudstikker am Alsterdamm oder Senator Bock in der Rathausstraße, so müssen wir eine Mietkutsche nehmen.

»Kesselmeyer, Sie haben an meinem Tische gesessen

Endlich erhob man sich, und während Tony im Speisezimmer verblieb, um das Folgmädchen beim Abdecken zu überwachen, führte Herr Grünlich seinen Geschäftsfreund durch das Penseezimmer. Indem er die Spitze seines linken Backenbartes nachdenklich zwischen den Fingern drehte, schritt er geneigten Hauptes voran; mit den Armen rudernd, verschwand Herr Kesselmeyer hinter ihm im Rauchzimmer.

Konsul Buddenbrook sagte zu seiner Gattin: »Wenn ich mir denken könnte, daß Tony irgendeinen delikaten Beweggrund hat, sich für diese Verbindung nicht entschließen zu können! Aber sie ist ein Kind, Bethsy, sie ist vergnügungslustig, tanzt auf Bällen, läßt sich von den jungen Leuten bekuren, und zwar mit Pläsier, denn sie weiß, daß sie hübsch und von Familie ist ... sie ist vielleicht im geheimen und unbewußt auf der Suche, aber ich kenne sie, sie hat ihr Herz, wie man zu sagen pflegt, noch gar nicht entdeckt ... Fragte man sie, so würde sie den Kopf hin und her drehen und nachdenken ... aber sie würde niemanden finden ... Sie ist ein Kind, ein Spatz, ein Springinsfeld ... Sagt sie ja, so wird sie ihren Platz gefunden haben, sie wird sich nett installieren können, wonach ihr der Sinn steht, und ihren Mann schon nach ein paar Tagen lieben ... Er ist kein Beau, nein, mein Gott, nein, er ist kein Beau ... aber er ist immerhin im höchsten Grade präsentabel, und man kann am Ende nicht fünf Beine auf ein Schaf verlangen, wenn du mir die kaufmännische Phrase zugut halten willst!... Wenn sie warten will, bis jemand kommt, der eine Schönheit und außerdem eine gute Partie ist nun, Gott befohlen! Tony Buddenbrook findet immer noch etwas. Indessen andererseits ... es bleibt ein Risiko, und, um wieder kaufmännisch zu reden, Fischzug ist alle Tage, aber nicht alle Tage Fangetag!... Ich habe gestern vormittag in einer längeren Unterredung mit Grünlich, der sich ja mit dem andauerndsten Ernste bewirbt, seine Bücher gesehen ... er hat sie mir vorgelegt ... Bücher, Bethsy, zum Einrahmen! Ich habe ihm mein höchstes Vergnügen ausgesprochen! Seine Sachen stehen für ein so junges Geschäft recht gut, recht gut. Sein Vermögen beläuft sich auf etwa 120000 Taler, was ersichtlich nur die vorläufige Grundlage ist, denn er macht jährlich einen hübschen Schnitt ... Was Duchamps sagen, die ich befragte, klingt auch nicht übel: Seine Verhältnisse seien ihnen zwar nicht bekannt, aber er lebe gentleman like, verkehre in der besten Gesellschaft, und sein Geschäft sei ein notorisch lebhaftes und weit verzweigtes ... Was ich bei einigen anderen Hamburger Leuten, wie zum Beispiel bei einem Bankier Kesselmeyer, erfahren, hat mich gleichfalls vollauf befriedigt. Kurz, wie du weißt, Bethsy, ich kann nicht anders, als diese Heirat, die der Familie und der Firma nur zum Vorteil gereichen würde, dringend erwünschen! Es tut mir ja leid, mein Gott, daß das Kind sich in einer bedrängten Lage befindet, daß sie von allen Seiten umlagert ist, bedrückt umhergeht und kaum noch spricht; aber ich kann mich schlechterdings nicht entschließen, Grünlich kurzerhand abzuweisen ... denn noch eines, Bethsy, und das kann ich nicht oft genug wiederholen: Wir haben uns in den letzten Jahren bei Gott nicht in allzu hocherfreulicher Weise aufgenommen. Nicht als ob der Segen fehlte, behüte, nein, treue Arbeit wird redlich belohnt. Die Geschäfte gehen ruhig ... ach, allzu ruhig, und auch das nur, weil ich mit äußerster Vorsicht zu Werke gehe. Wir sind nicht vorwärts gekommen, nicht wesentlich, seit Vater abgerufen wurde. Die Zeiten jetzt sind wahrhaftig nicht gut für den Kaufmann ... Kurz, es ist nicht viele Freude dabei. Unsere Tochter ist heiratsfähig und in der Lage, eine Partie zu machen, die allen Leuten als vorteilhaft und rühmlich in die Augen springt sie soll sie machen! Warten ist nicht ratsam, nicht ratsam, Bethsy! Sprich noch einmal mit ihr; ich habe ihr heute Nachmittag nach Kräften zugeredet

»Ich habe mein letztes Wort gesprochen«, sagte der Konsul. »Erlauben Sie nur ... =können= Sie nichtfragte Herr Kesselmeyer und sah ihn durch seinen Kneifer mit krauser Nase an ... »Wenn ich dem Herrn Konsul zu bedenken geben dürfte ... dies wäre eigentlich gerade jetzt eine allerliebste Okkasion, die Stärke der Firma Johann Buddenbrook zu beweisen

»Ja ... er teilte mir mit, er habe dir geschrieben, du würdest kommen ... Gut, daß du da bist! Es ist ein bißchen unheimlich ... Grünlich hat den grünen Spieltisch hergerichtet ... es liegen eine Menge Papiere und Bleistifte darauf ... daran sollst du nachher mit ihm und Kesselmeyer eine Beratung abhalten

Sein Schwiegersohn warf ihm einen hastigen Blick zu und nahm dann eine noch schlaffere Haltung an. »Ich höre«, fuhr der Konsul fort, »daß Ihr Bankier, Herr Kesselmeyer, uns erwartet ... welchen Ort haben Sie für die Unterredung bestimmt? Ich stehe zu Ihrer Verfügung

Du weißt, ich bin zu einer Unterredung mit deinem Mann gekommen ... zu einer sehr, sehr ernsten Unterredung, meine liebe Tony. Ist Herr Kesselmeyer hier?« »Jawohl, Papa, er sitzt im Penseezimmer und besieht das Album

Der Bankier saß dem Hausherrn gegenüber, während der Konsul im Armsessel an der Breitseite des Tisches präsidierte. Die Rückenlehne seines Stuhles berührte die Korridortür. Herr Kesselmeyer bückte sich, ließ die Unterlippe hängen, entwirrte auf seiner Weste einen Kneifer und hieb ihn sich auf die Nase, indem er dieselbe krauste und den Mund aufriß.

»Ja, Kesselmeyer, ich beschwöre Sie ... wenig, eine Kleinigkeit!... Ich brauche nur nach rechts und links ein paar Aus- und Abschlagszahlungen zu machen, um mir wieder Respekt und Geduld zu verschaffen ... Halten Sie mich, und Sie werden ein großes Geschäft machen! Wie gesagt, eine Menge Angelegenheiten befinden sich in der Schwebe ... Alles wird sich zum Guten wenden ... Sie wissen, ich bin rege und findig