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Schon am Montag traten einige rechtschaffene Männer, denen das Treiben beim Brandpeterle und Andern längst ein Gräuel gewesen, im Hirzen in den Bund der schwarzen Schwitt und gelobten auf Benedicts Zusprache öffentlich und feierlich, fortan über die Sitten der christlichen Jugend des Dörfleins zu wachen, die ehr- und schamlosen Maxianer zu vertilgen.

Der Max besaß Geld wie Heu; nicht blos an hohen Feiertagen und besondern Gelegenheiten, sondern jeden Abend, den Gott gab, lebte die rothe Schwitt herrlich und in Freuden, sei es im Hirzen oder in Kunkelstuben, und wenn die schwarze Schwitt auch nicht groß thun, prahlen und unmäßig sein wollte, so gab es doch von Zeit zu Zeit Gelegenheiten zum Geldausgeben und der Benedict hätte es nicht sehen können, wie Maxens Rothe, Willibalds Luzie und Andere mit Geschenken überhäuft wurden, während die braven, treuen und lieben Mädlen der schwarzen Schwitt leer ausgingen.

Die Theres freute sich auch auf den Sonntag, denn wenn es für sie auch keinen Hirzen gab, so gab es doch eine Kirche und eine rechte Predigt und ordentlicher Gottesdienst erquickt ein frommes Weibergemüth mehr, denn ein Fäßlein Burgunder oder gar Capwein.

Kaum ist der Nachmittagsgottesdienst beendet, so beginnen 6 Musikanten im Hirzen Straußische Walzer zu spielen, das Wirthshaus und der Tanzsaal wimmelt von Infanteristen, Dragonern und himmelhohen Kanoniren, welche der Benedict aus der Kirche mitgebracht hat, andere fremde Buben und Mädlen kommen auch und die Rosa ist verabredetermaßen bereits seit Mittag nach langen Jahren wieder einmal im Heimathdörflein und hat das Grab der rechtschaffenen Eltern bereits besucht; das ganze Dörflein ist voll Leben und Freude und die seit zwei Jahren von jeder Lustbarkeit ausgeschlossenen Getreuen der ehemaligen schwarzen Schwitt werden die Heldinnen dieser Kirchweihe, mit Ehrenbezeugungen und Lobreden von den achtbarsten Bürgern, geschweige von den Jungen, überschüttet.

Er weiß nicht, was er reden soll, hofft, Mutter Theres werde entscheiden, doch diese ist zu gewaltig erschüttert von der Rede des Korbhannes und dem Edelmuth der beiden Mädlen, es entsteht eine lange, peinliche Pause, bis sich endlich gar die bereits 81jahrige Ursula erhebt und redet: "Wie der Korbhannes vorhin gesagt hat, so muß ich auch sagen: ich habe den Benedict da von seiner Kindheit bis jetzt mütterlich geliebt und er allein ist´s, der mich, eine 80jährige Großmutter, noch einmal aus der stillen Stube in den Hirzen brachte und mir vor meinem Tode den Vorgeschmack ewiger Seligkeit kosten läßt; aber ich bin der Meinung, er sei noch lange nicht aus allen Gefahren! ... Ich will mit diesen Worten den Ernst seiner Besserung nicht bezweifeln, allein er ist noch zu jung und unerfahren, um sich an fremden Orten unter fremden Leuten stets auf dem ebenen Wege halten zu können.

In der Nacht bekam er seine Ruhe, wenn nicht gerade eine Kuh kalbern wollte, das Geschrei der Kinder beirrte ihn wenig; wenn er die ganze Woche tüchtig gearbeitet hatte und am Sonntagmorgen vor der Kirche so glatt und freundlich wie ein Schuljunge hinter dem Ofen hervortrat, wo er sich ohne Spiegel und Seife musterhaft rasirte, dann pflegte er zu sagen: "Theres, die Arbeit ist gethan, heute wird zum Herrgott gebetet und Mittags im Hirzen drüben ein Hälbsle getrunken, wenn auch der Bettelvogt noch zehnmal schellt von wegen der Herrensteuer!" ...

Der Max schüttelt in seinem Winkel den Würfelbecher sehr lebhaft und thut, als ob er den Vater gar nicht höre; solch Benehmen empört alle Anwesenden, der Benedict stachelt den Hansjörg, mit dem er einst auf dem Katzenbänklein gesessen und Andere auf, nach zwei Minuten fliegt der Max zum Hirzen hinaus in den Straßenkoth, der Willibald und die Andern schleichen eiligst davon.

Doch der Willibald trat sogleich an die Spitze der Liberalen, die in einer Woche zu vollblütigen "Demokratern" wurden und statt mit dem Max und dessen engern Freundeskreis zu fraternisiren, warf man ihm die bittere Wahrheit haufenweise ins Gesicht und durfte in Gegenwart der alten Freunde kaum ein Gläslein im Hirzen trinken, ohne in Gefahr und wegen seines bösen Maules manchmal in den Fall zu gerathen, eine unfreiwillige Reise durch die Luft zu machen.

Sein Vater, der finstere, doch grundehrliche Jacob arbeitet noch immer den ganzen Tag, rasirt sich am Sonntag hinter dem Ofen und trägt Nachmittags nach der Vesper seinen Nebelspalter in den Hirzen.

Wüthend zog Max mit den Seinigen von der Linde in den Hirzen; von diesem Tage an brachte er dem Benedict den diesmal sehr unverdienten Namen, "der Duckmäuser" auf; der Zwiespalt des jungen Volkes offenbarte sich noch an demselben Tage darin, daß die Neumodischen sich im Wirthshause abgesondert von den Altmodischen setzten, doch geschah keine feierliche Kriegserklärung, es wurden einstweilen nur neue Namen aufs Tapet gebracht.