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Keine Miene verzog sich. "Man muß sich einleben", meinte Flametti. "Es muß sich herumsprechen, was wir zu bieten haben. Nur keine Sorge! Kommt schon." Herr Meyer mußte sich jedenfalls bald überzeugen, daß die "Indianer" auch ohne Güssy und Traute gingen. "Sehen Sie", sagte Flametti, "Basel ist eine ernste Stadt. Religiös. Das vornehme Bürgertum klatscht nicht gern.

"Hier", sagte Rosa und holte das schöne Plakat des Herrn Lemmerle aus der Ecke beim Spiegelschrank, blieb bei Herrn Engel stehen und lachte ihn an. Auch die beiden andern kamen näher und lachten. Engels milde Augen waren Wolfsaugen geworden. "Das ist ein Plakat! Was?" sah er sich nach den Weibern um, als hätte er das Plakat selbst gemacht. Rosa lachte. Güssy kicherte verschämt.

"Wer hat die Stiefel geputzt?" rief er. "Ich!" riefen Traute, Rosa und Güssy zugleich. "Gut!" sagte Flametti, zog die Stiefel an, setzte den Hut auf und stapfte davon. Er ging aber nicht zu den Häslis, sondern begab sich schnurstracks zu Fräulein Mabel Magorah, der indischen Traumtänzerin, Rübengasse 16.IV, die er als Ersatz benötigte.

Der andere Herr, Herr Leinvogel war Laura nicht bekannt, aber eben deshalb wohl eine noch zweifelhaftere Notabilität. Die beiden Herren versicherten an Eidesstatt, die Liebe der beiden Lehrmädchen Güssy und Traute zu der und der Zeit zu mehreren Malen besessen und käuflich erworben zu haben.

"Jawohl hast du's gesehen!" fuhr Rosa sie an, "bist ja selbst eifersüchtig auf ihn! Bist du's vielleicht nicht?" "Pah!" warf Güssy weit weg, "eifersüchtig!" "Raus in die Küche!" schrie Jenny und packte eine nach der andern beim ärmel, "ihr sollt mich kennenlernen!" Da ging auch Fräulein Theres wieder hinaus, Stumpen rauchend, und schloß die Türe hinter sich.

"Wir sprachen gerade von unsrem Prozeß", begann Jenny. Sie wußte, daß es zunächst darauf ankam, der Soubrette das Heikle der Situation Flamettis auszureden. "Ja, wir haben gerade vom Prozeß gesprochen. Jetzt ist es aus mit der Güssy, aus mit der Traute. Jetzt können sie einpacken, die beiden. Sehen sie her: da haben Sie's schwarz auf weiß!"

Aber Rosa hatte keine Lust zu weitschweifigen Auseinandersetzungen. "Gib sie her!" rief sie entrüstet und klopfte der Traute die Wichsbürste auf die Nase. Güssy kam näher aus dem Lattenverschlag, lachend. Die Stiefel fielen zu Boden. Die Wichsbürste ebenfalls. Die Crème rollte unter den Schrank. Traute und Rosa kriegten sich bei den Haaren.

Der Vorhang ging auf, und in einer Reihe standen: Jenny, Rosa, die Soubrette, Fräulein Güssy und Fräulein Traute; alle in Tangokostümen. Rot, blau, grün, gelb, violett die Schleifen im Haar. Überflutet von Bühnenlicht. Ein zärtlicher Anblick. Die hochgeschminkten Gesichter strahlten. Die fünf Paar Beine in farbigen Seidenstrümpfen standen adrett geschlossen, Kadettenbeine.

"Ja, ja, natürlich sind Sie hier recht! Setzen Sie sich, Frau Schnepfe!" und lachte sich tot. Güssy nahm die Stiefel und das Putzzeug an sich. Traute war in den Verschlag geflüchtet. Auch Rosa, kichernd hinter dem Spalt der Lattentüre, beeilte sich, einen Rock anzuziehen. Frau Schnepfe war etwas befremdet von solch halbnackter Tummelei der Künstlerinnen. Musternd sah sie sich im Eßzimmer um.

Heute aber hatte sie sich verrechnet. Denn während sie in fliegendem Negligé zu der Schlafzimmertür rannte, rutschte auch Fräulein Rosa über die Bettkante herunter und eilte hinaus in die Küche, um Bürste und Putzzeug an sich zu nehmen. Güssy aber, die im Nu, zurückbleibend, die Chancen des kommenden Streits berechnet hatte, langte sich ihre Beinkleider und zog sich an, fieberhaft.