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Aktualisiert: 10. Juni 2025
In der einen Hand, die schmal und matt über die Lehne des Stuhles hing, hielt sie eine Rose von dunkler Glut. Sie paßte nicht zu ihr. Fridolin hatte das Gefühl, als hätte diese Blüte von dem zartesten Gelb sein müssen. Er folgte jeder Linie ihres Körpers mit Obacht und bemühte sich, jede Einzelheit ihres äußeren Wesens in den Schatz seiner Erinnerung aufzunehmen. Plötzlich wurde er verwirrt.
Eine Holzbrücke führte über dieses hinweg; Fridolin lehnte an das Geländer und sah in das Wasser, das schwarz wie Tinte erschien, während es ein Ende weiter abwärts von einem weißlichen Glanz überleuchtet war.
Früher hat der Lehrbub sie ausgetragen, ich meine es wäre Zeit, die Herren sollten bezahlen.« Da machte Fridolin ein ängstliches Gesicht, denn die Rechnungen zu stellen, das hatte er nie recht lernen können. »Die Rechnungen?« sagte er, »die sind schwer zu machen.« Da lächelte der Geselle und sagte, er werde es wohl fertig bringen, und besorgte die Sache.
So mußte sich denn die Mutter auf einen andern Ausweg besinnen. »Ist’s dir recht, wenn wir zu dir ziehen, der Vater und ich und die Kinder alle?« Diesmal wurde ihr Vorschlag anders aufgenommen. Fridolin strahlte mit dem ganzen Gesicht. »Ja,« sagte er, »und bleib du nur gleich da, Mutter.« »So leicht geht das nicht, erst muß ich mit dem Vater reden und der Umzug kostet Geld!
Das Schneiderlein sprang von der Arbeit auf, als es die Mutter so unverhofft vor sich sah, und aus seinen blauen Kinderaugen strahlte ihr die helle Freude entgegen. Aber was sie sonst sah und erfuhr, war schlimm genug. Obwohl Fridolin die feinste Kundschaft hatte und von früh bis spät arbeitete, war doch kein Geld da.
Rührig sprang unser Fridolin vom Schemel auf den Stuhl und vom Stuhl auf den Schemel, um dem großen Herrn das Maß zu nehmen, und als er damit fertig war, setzte er sich sofort wieder an die Arbeit, ließ den hohen Herrn stehen und der Geselle mußte ihn zur Türe geleiten.
Fridolin nahm eine zwischen die Lippen, beugte sich zu Wilibald hinüber und fragte: »Du, wo ist eigentlich dies Fräulein Asta?« Wilibald sah sich um, dann sagte er: »Dort drüben. Die Schlanke in Blau.« Fridolin sah hinüber. In demselben Augenblick berührten sich Astas Augen mit den seinigen. Aber nur flüchtig und offenbar zufällig. Sie blieb dabei im Gespräch mit den andern.
Alle Kinder lachten, aber der Lehrer sagte: »Redest du im Traum oder hast du den Verstand verloren?« »Nein, nein,« rief Fridolin, »die Naht muß so laufen,« und im Nu hatte er ein Stückchen Schneiderskreide aus seiner Tasche genommen und zeichnete damit eine schnurgerade Linie über den Rücken seines Kameraden herunter.
Die Bewegungen ihrer Glieder zeigten eine vornehme Ruhe, und um den feinen Mund, dem man es ansah, daß er viel und gern zu schweigen pflegte, lag ein stiller Ausdruck des Stolzes und eine süße, seltsame Herbheit. Fridolin sah sie im Profil, und zwar fast die ganze Gestalt. Sie schien schlank zu sein wie eine Gerte und zerbrechlich wie Glas.
Im Mai höre ich dort die Nachtigall schlagen, im Herbst sehe ich die Blätter von den Linden treiben, sehe die letzte gelbe Rose über Ebeth welken und denke an den fernen Oktobertag, da ich sie zum ersten Male sah, lachend, in weißem Kleid. Auf ihrem Grabstein steht nur »Ebeth«, mit großen Buchstaben in Gold. Die Hochzeit des Freundes Fridolin war jung, lang und hellblond.
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