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Aktualisiert: 27. Juni 2025
Als in der Phantasie der Menge mit den übrigen bei der bestialischen Abschlachtung des armen Fualdes Beteiligten die Dame mit den grünen Federn zu immer deutlicherer Gestaltung erwuchs, wurde Clarissa von einer Bestürzung erfaßt, mit der sie anfangs nur spielte, wie um sich auf einem Ungefähr zu erproben oder auf einer Möglichkeit zu schaukeln, gleich einem Knaben, der mit angenehmem Gruseln die gefrorene Decke eines Flusses auf ihre Festigkeit prüft.
Diesen Augenblick aber benützte die heilige Jungfrau, um aus dem Zimmer zu verschwinden, und dies um so mehr, als sie schon vor der Tür die Schritte der wahren Clarissa hörte, die denn auch im selben Augenblicke, da die Madonna ihr Platz gemacht hatte, an das Lager des Geheilten trat.
Das ganze Gesinde und alle Dorfbewohner kamen in das Haus, in dem Clarissa mit dem Spiegel beim Fenster saß und im Mondscheine ihr Haar ordnete. Und ehe sie noch ein Wort hätte sagen können, wußte sie schon die ganze Geschichte von dem armen melancholischen Grafen, zu dessen Retterin sie vom Schicksale ausersehen war.
Es war erfolglos. Es war zu spät für Worte, selbst wenn der Mund eines Propheten sie hinausgedonnert hätte. Am andern Morgen wurden viele der Zeugen und Eingekerkerten Clarissa vorgeführt. So kamen Bach, die Bancals, der Soldat Colard, Rose Feral, Missonier und die kleine Magdalena Bancal. Bousquier war krank.
Kaum aber, daß Clarissa die Augen aufschlug, als hätten die Blicke des Grafen sie geweckt, da schaute er schnell, wie ein trotziger Schuljunge, beiseite, die Augen schließend und Schlaf heuchelnd, bis er endlich mit einem tiefen Seufzer erwachte und mit Schmerzensausrufen den jungen Tag begrüßte.
Eine wandernde Theatergesellschaft kündigte in Rhodez Vorstellungen an, und ein Offizier namens Clemendot, der Clarissa seit langem mit Liebesanträgen verfolgte, von ihr aber seiner Gewöhnlichkeit und offenbaren Roheit halber stets kühl, ja bisweilen schimpflich zurückgewiesen worden war, brachte ihr ein Billett und lud sie ein, mit ihm gemeinschaftlich das Theater zu besuchen.
Nun war gerade zu jener Zeit eine junge und ausnehmend schöne Nonne Pförtnerin geworden, Schwester Clarissa, die sozusagen ein Kind des Nonnenklosters war; denn man hatte sie als Säugling an der Klosterpforte, friedlich schlummernd, aufgefunden und erbarmungsvoll in den Schutz des heiligen Hauses aufgenommen.
Indessen lag er im Bette, aß und trank wie ein Gesunder, freilich, wie er sagte, ohne Hunger und Bedürfnis, nur um recht bald wieder aufbrechen zu können. So war langsam Abend geworden und Clarissa hatte gefragt, ob sie sich neben ihn auf den Boden legen solle. Da war sie aber schlecht angekommen.
Als er die Taxusallee verließ, fiel ein Lichtschein über den Weg; Herr von Seguret stellte sich auf die Mauerbrüstung einer kleinen Fontäne und konnte so in Clarissas Zimmer sehen, dessen Fenster offen standen. Mit Mühe enthielt er sich eines erstaunten Ausrufs, als er Clarissa im losen Nachtgewand mit hingenommenem Ausdruck und leidenschaftlicher Bewegung tanzen sah.
Clarissa glaubte die hundert Herzen wie ebensoviele Hämmer schlagen zu hören, ihr wurde heiß und kalt, es entschwand jedes Gefühl sicherer Gegenwart und als in der darauffolgenden Pause Kapitän Clemendot in seiner halb demütigen, halb schamlosen Weise zudringlich ward, überflog ein Schauder ihren Körper und der Weindunst seines Mundes brachte sie einer Ohnmacht nahe.
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