Vietnam or Thailand ? Vote for the TOP Country of the Week !
Aktualisiert: 27. Juni 2025
An diesem Abend ging Clarissa bald zur Ruhe, erwachte aber schon um vier Uhr morgens und begann sich anzukleiden. Sie wählte ein schwarzes Sammetkleid und befestigte als einzigen Schmuck einen Diamantstern am Saum unter dem entblößten Hals. Ihr Herz klopfte in verdoppelten Schlägen, je näher die Stunde kam.
Als die Vorstellung zu Ende war, näherte er sich Clarissa, die in apathischer Haltung zum Ausgang schritt, wo ihr Wagen wartete, und fragte, ob sie sich einen Scherz mit ihm habe machen wollen, und sie, mit trockenen Lippen, etwas wie neugierigen Haß im Gesicht, antwortete abermals lachend: »Nein, nein, Kapitän.« Darnach wurden ihre Züge wieder ernst, fast traurig und sie senkte die Stirn.
Das Gesicht war Bastide bekannt, es war das der Lügnerin Clarissa; mit schlangenhaft flimmernden Augen sah sie ihn an, immer nur ihn. Alle Männer folgten dem Blick und stürzten über ihn her.
Doch Clarissa wankte, ein Gerichtsdiener sprang herbei und fing sie in seinen Armen auf, mehrere Damen verließen ihre Plätze und bemühten sich um sie, und es dauerte eine halbe Stunde, bis sie wieder zu Bewußtsein kam; sie bot aber einen so veränderten Anblick, als sei sie plötzlich um zwanzig Jahre gealtert.
Nach langem und merkwürdigem Überlegen erklärte Clarissa alles für einen Spaß und der Richter mußte sie zunächst entlassen. Aber nicht Spaß wollten die Herren, sondern Ernst.
Clarissa wankte zum Tisch des Richters vor und indem sich ihre Wangen mit Leichenblässe überzogen, schrie sie: »Es ist alles Lüge! Lüge! Lüge!« Monsieur Jausion musterte sie von oben bis unten, dann sagte er kalt: »So versetze ich Sie in den Anklagezustand, Madame, und erkläre Sie für verhaftet.« Ein Schimmer düstrer Genugtuung überlief Clarissas Züge.
Wie sie denn hierher gelangt sei? fragte Monsieur Jausion weiter, und er gab seiner Miene und seiner Stimme etwas Vorsichtiges und Delikates, um die noch zaghaften Geister der Erinnerung nicht bei der Arbeit zu stören. Clarissa schwieg. Ob sie durch die Rue des Hebdomadiers gegangen sei? fragte der Präfekt.
Clarissa mißverstand seine schmunzelnd-furchtsame Freude, dachte, es sei ihm nicht genug und gab ihm noch ihre Börse. »Was ist in dem Korb?« erkundigte er sich in devotem Mißtrauen. Sie zeigte ihm, was darinnen war. Da gab er sich zufrieden, dachte, es sei wohl die Maitresse des Verurteilten, und nachdem er die Tür zugeschlossen, ging er voran.
Und als sie dann flüsternd, mit zusammengekrampften Fingern, den Kopf geduckt, den mageren Rumpf etwas vorgebeugt, wie unter den Krallen eines Tieres sich kaum merkbar windend und doch mit jenem selig-süßlichen Lächeln, das ihrem Gesicht einen Ausdruck stiller Raserei gab, erzählte, wie Bastide sie im dunklen Nebenraum umarmt und geküßt habe, da sprang dieser plötzlich auf, schlug verzweifelnd die Hände zusammen und eilte ein paar Schritte vorwärts, bis er neben Clarissa stand.
Clarissa wurde herbeigeholt; wie entgeistert stand sie vor den beiden Greisen und der in jeder Bewegung und Miene des Vaters sich bekundende Kummer rührte schmerzlich an ihre Seele. Sie berief sich auf den unbesonnenen Augenblick, auf eine tolle Laune und Verwirrung des Gemüts; umsonst, der Präfekt legte seinen Unglauben offen dar.
Wort des Tages
Andere suchen