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Aktualisiert: 27. Juni 2025
»Und wie ist es ferner zu erklären, daß Sie nichts gesehen haben, während Sie durch das hellerleuchtete Zimmer gingen? nichts gesehen, niemand gesehen und kein einziger hingegen, der nicht Sie gesehen hätte?« Clarissa blieb stumm, sogar ihr Atem schien zu stocken.
Denn es hatte ihn zum ersten Male seit seiner Krankheit den ganzen Abend hindurch nur der eine Wunsch geplagt, sich recht innig an die Brust der holdseligen Clarissa anzuschmiegen, ihren Nacken zu streicheln und sich von ihren vollen Armen umfangen zu lassen. Sie hatte ihr Lämplein auf den Tisch gestellt und beugte sich nun über den Armen, ihm die Stirn berührend.
Es war aber nicht etwa eine schwere Krankheit, in die der Graf verfiel, sondern bloß die Ausbrüche seines Schmerzes und seiner Verstimmung über sein Leiden waren so gewaltige, daß Clarissa einen großen Schreck darüber empfand.
Die blühende Clarissa pflegte und betreute ihn wie eine Mutter, und ein ungemeines Glücksgefühl durchströmte sie dabei, daß sie einen kranken Menschen so warten dürfe und dieser große und gewaltsame Mensch wie ein Kind auf sie angewiesen war. So wanderten sie erst schweigsam durch die Lande, nur daß die Flüche des Ritters und seine Verwünschungen ihre Schritte begleiteten.
Clarissa war vom Lager aufgesprungen, als man sie wecken kam, und hatte nur eilig den Mantel umgeworfen, da sie zu dem durch das Haus brüllenden Ritter geeilt war. Nun stand sie bei seinem Lager und beugte sich über ihn, leise mit ihren Fingern über seine Stirn streichelnd, und der Mantel war ihr, ohne daß sie es merkte, von den Schultern geglitten.
Als sich aber abends Clarissa, nachdem sie noch einige Stunden bei dem Ritter gewesen, in ihrer Kammer auf das Lager warf, da fügte es die trostreiche Mutter Gottes, daß die Arme in einen tiefen Schlaf verfiel, in welchem sie Ruhe und Frieden fand.
Das Verdikt gegen die übrigen Angeklagten sollte erst am folgenden Tag verkündigt werden. Die Menschenmenge im Saal, in den Gängen und auf der Straße verlief sich langsam. Als Clarissa durch den Korridor schritt, wich alles scheu zur Seite. Sie hatte in Erfahrung gebracht, daß Bastide nicht nach Rhodez zurückgeführt würde, sondern im Gefängnis von Alby bleibe.
Alle hörten, wie schwer sein Atem ging. Der Vorsitzende verwies ihm sein Benehmen, das er als unzart bezeichnete, Bastide aber rief mit starker, schmetternder Stimme aus: »Vor Gott, der mich hört und richten wird, erkläre ich, daß dies alles grauenhafte Lügen sind. Ich habe niemals dies Weib mit einem Finger berührt, noch mit Augen gesehen.« Clarissa wurde weiß wie Kalk.
Im Innern beschloß er, der Liebe zu dem mißratenen Kind zu entsagen. Clarissa spürte es; alle Verträge, die sie an die bisherige Existenz geknüpft, waren gebrochen. Sie sei also am Abend des neunzehnten März hier in diesem Raum gewesen? wurde gefragt. Sie nickte.
Damals hatte sich Clarissa gefürchtet; sie war entflohen, ohne daß jener sie bemerkte, ohne daß er das Rascheln der Zweige und den Schall ihrer Tritte vernahm. Jetzt gewann das Bild eine andere Bedeutung.
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