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Eigentlich wußte sie ihn schon lange auswendig. Sie sagte ihn vorwärts, das ging, rückwärts, das ging auch. Dann sah sie ihn darauf an zum wievielten Male! , ob er ihr mundgerecht sei und von der Schwester dem Bruder sich sagen lasse, denn Graciosus hatte es erraten: sie liebkoste den Wunsch, mit dem Wulfenbecher dazustehen und ihn Wulfrin zu kredenzen. Ob es die Mutter erlaube?

Jung bin ich ausgewandert, doch kenne ich Sprache und Steige." "So reite und berichte." "Dir zu Dienste, Herr", verabschiedete sich Wulfrin, wurde aber von dem hartnäckigen Gnadenreich gehalten, der sich seiner bemächtigte und ihn vor den Kaiser zurückbrachte.

Nun mußte ihm Wulfrin den Kaiser beschreiben, die Spangen seiner Krone, den blauen, langen Mantel, das tiefsinnige Antlitz, das kurzgeschorene Haupt, den hangenden Schnurrbart, "den wir Höflinge ihm nachahmen", sagte er lachend. "Wie blickt der Kaiser?" fragte Palma, und Wulfrin antwortete ohne Besinnen: "Milde."

Palma hatte gelacht, auch der Höfling verzog den Mund, und Gnadenreich wurde immer gesprächiger und zutulicher. "Wir haben uns eine Ewigkeit nicht gesehen, Wulfrin", sagte er. "Ich verließ Rom bald nach dir, aber was habe ich nicht dort noch erlebt! Welche Bekanntschaften habe ich gemacht! Ich ging dein Büchlein im Palaste holen und traf ihn selbst, der es geschrieben. Welch ein Kopf!

Mit sicherm Griffe bemächtigte sie sich des Bechers, den das überraschte Mädchen ohne Kampf und Widerstand fahren ließ, führte ihn kredenzend an den eigenen Mund und bot ihn dem Höfling mit den einfachen Worten: "Dir und dieser zum Segen!" Wulfrin leerte den Becher ohne jegliche Furcht. Palma stand bestürzt und beschämt.

Nimm dich zusammen!" Hastig und unwillig erhob er die Hand. Die Richterin faßte ihn am Arm. "Kein Leichtsinn!" warnte sie. "Frage, untersuche, prüfe, ehe du mich freigibst! Du begehst eine ernste, eine wichtige Tat!" Wulfrin machte sich von ihr los. "Ich gebe die Richterin frei von dem Tode des Comes und will verdammt sein, wenn ich je daran rühre!" schwur er zornig.

"Du", sagte er, "die Messe ist aus, der König verläßt die Kirche." Der "Kaiser" wollte ihm noch nicht über die Zunge. Wulfrin sprang auf. "Nimm mich mit!" bat Graciosus, "damit ich dem Herrn der Erde nahe trete und ihn reden höre." "Komm", willfahrte Wulfrin gutmütig, und bald standen sie neben dem Kaiser, vor welchem ein ehrwürdiger, aber etwas verwilderter Graubart das Knie bog.

Sie hätte gesehen, wie Wulfrin, da der Stein schwieg, das Horn zum andern Male an den Mund setzte und endlich verzweifelnd über die Mauer sprang. Wieder schütterte Malmort in seinen Tiefen, stärker noch als das erstemal. Da war kein Zweifel mehr, es war das Wulfenhorn, das sie mitten in Gischt und Sturz geschleudert und in unzugängliche Tiefen hatte versinken sehen.

Dann warf sie einen Blick auf das Geschmeide. "Ich will den Höfling mit Byzantinern lösen", sagte sie. "Das steht nicht in meinem Auftrag und würde der Rosmunde schlecht gefallen." "Dann tue ich es nicht." "Auch gut", grinste Rachis. "So lässest du eben den Wulfrin umkommen. Du magst deine Gründe haben. Ganz wie du willst." "Das willst du nicht, Mutter!" jammerte Palma und stürzte auf die Knie.

"Weil du so mit ihr umgehst, die noch schön und jung ist." "Ein altes Weib, sage ich dir." "Ich bitte dich, Wulfrin! Dein Vater freite sie als eine Sechzehnjährige. Dein Geschwister ist nicht älter. Zähle zusammen! Doch jung oder alt, sie gab mir den Auftrag, und ich darf ihn nicht unausgerichtet heimbringen." Der Höfling verschluckte einen Fluch.