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Aktualisiert: 31. Mai 2025
Fräulein Theres fühlte eine tiefe Solidarität. Nein, nein, so was rächt sich. Da machte sie nicht mit. Das konnte sie nicht gutheißen. Und weiter: gewiß, der Herr war im Unrecht. So beleidigt man nicht eine Frau, die auf's Sach sieht und jede Nacht pflichtgetreu neben ihm lag; die sich hübsch machte für ihn und hinter den schlampeten Weibern herwar mit Ordnung und Zucht.
Lernen konnte er hier nichts mehr und wußte er sich die Langeweile auch zu vertreiben, so wünschte er doch sehnlichst, Mutter Theres möchte die Zügel ein bischen länger machen und dies war nicht der Fall, so lange der Benedict zur Schule ging. Die ganze Weisheit des Vaters bestand in dem Sätzlein: Bete und arbeite!
Freilich gab sich Tante Theres, ein stattliches älteres Mädchen, große Mühe, um mit tiefer Stimme, mit bengalischen Feuern und mit Pistolenschüssen Grauen in uns wachzurufen.
Mich erfüllte nur ein Gefühl: daß ich ihr viel zu verdanken hatte und sie im Kummer um mich gestorben war. In voller Sommerpracht blühte der Garten um das schöne Haus. Weinend empfing mich die Theres'. »Warum sind's bloß nit a Wochen früher gekommen ,« sagte sie immer wieder.
Meinem Vater hatte die Tote ihr Wort verpfändet. Ich wandte mich zur Treppe. »Gnä' Frau wollen doch nicht ,« rief die Theres' und griff nach meinem Arm. »Selbstverständlich,« antwortete ich und nahm den Strauß frischer Maiglöckchen vom Grainauer Wald aus ihrer Hülle. »Sie sind alle oben, die Herren Leutnants und das Fräulein,« flüsterte sie ängstlich.
Tante Theres, eine Schwester meines Vaters, die mir das Buch geschenkt hatte, war mir dafür besonders lieb, und als sie nun gar eines Tages ein kleines Marionettentheater mitbrachte und darauf den „Freischütz“ spielte, hegte ich für sie die größte Zuneigung und Bewunderung.
Fräulein Theresens Gesicht war lang geworden, ihre Nase spitz, ihre Augen grell. Die Jahre, die so himmelblau und sommerlich begonnen, hatten sich verschwärzt. Ein verschwärztes Mädchen, saß Fräulein Theres in der verlassenen Stube, wenn ihre Herrschaft zum Konzert gegangen war.
Sie beschloß, strengere Saiten aufzuziehen dem Ensemble gegenüber und auch zu Hause; Contenance zu bewahren. Ihre Maßnahmen richteten sich zunächst gegen Fräulein Theres. Fräulein Theres mit ihren gichtbrüchigen Händen und erfrorenen Füßen litt unter der Kälte furchtbar.
Und jetzt gönnte man ihr sogar das Bier nicht mehr und die Stumpen. Eine Erbitterung überkam Fräulein Theres und sie beschloß, selbst wenn sie täglich "geschumpfen" würde, ihren Gliedern eine strengere Leistung nicht mehr zuzumuten. Was konnte geschehen? Mochte man sie wegschicken! Irgendeine Lebensfreude muß der Mensch haben. Die Zigaretten ihrer Jugend hatte sie sich abgewöhnt.
Ich vertraute meinen Sohn ihrem Schutz. »Du herzig's Buberl,« schluchzte sie, »wenn die Frau Baronin nur dich gekannt hätt'!« Ich fing an zu begreifen, und jetzt erst fiel mir ein, daß der Tod dieser Frau meines Sohnes ganze Zukunft sichern sollte. Einen Augenblick lang fröstelte mich. Aber nein: wie konnt' ich nur zweifeln, auch die alte Theres' sah in ihrer Liebe zu mir nur Gespenster.
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