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Wenn der liebe Gott sagt: ›Ich will der klein’ Engel zu mich nehmen,‹ was können wir da machen? – O Ilse! es ist gar nicht so schrecklich, als ein jung Kind zu sterben! Wer weiß, welch’ traurig Schicksal unsre Lilli aufwartete: Ist es nicht besser, da tot zu sein? – Ich wär’ sehr glücklich, wenn mich der liebe Gott als klein’ Kind zu sich genommen hätteWie traurig das klang!

Ich führ dich in den Saal, komm!« – Hoch hatte sie sich im Bett aufgestellt und machte alle Anstrengungen, aus demselben zu springen. Fräulein Güssow legte den Arm um das fiebernde Kind und versuchte es niederzulegen, aber Lilli stieß sie von sich. »Geh fortrief sie; »du bist nit des Kaisers Tochter, du hast kein schönes Kleiderl an! – Ilse! Ilse komm

»Neinentgegnete Lilli, »ich bleib’ lieber bei euch. Die Mama kümmert sich halt so wenig um mich, sie hat kein’ Zeit. Sie muß immer studierensetzte sie altklug hinzu. »Alle Abend geht sie ins Theater.« »Denn es kümmert sich ka Katzerlka Hunderl um mirecitierte Flora schwärmerisch. »Komm zu mir, Lillibat Melanie, »ich will dir eine herrliche Weihnachtsgeschichte erzählen

Nur wenige Augenblicke lag Lilli still und mit geschlossenen Augen da, dann fing sie von neuem weit heftiger an zu phantasieren. Bald rief sie nach Ilse, um mit ihr zu tanzen, bald wollte sie mit dem Christkindl spielen, zuletzt fing sie an, mit leiser, matter Stimme zu singen: »Kommt a Vogerl geflogen –« Wie klang heute des Kindes Lied so weh und traurig!

Am glücklichsten waren sie, wenn Lilli sich herabließ, ein kleines Volkslied zu singen. Ich sage herabließ, denn wenn sie nicht aufgelegt war, ließ sie sich durch keine Bitten dazu bewegen. – Flora geriet jedesmal in Verzückung, prophezeite Lilli eine große Zukunft und schwur darauf, daß sie einst mit ihrer vollen, weichen Stimme ein Stern erster Größe am Theaterhimmel sein werde.

»Bitt’ schön, laß mich hier, Fräuleinbat das Kind. »Ich hab’ gar nit kalt. Schau, ich geh’ halt immer so. Die Madel sind so gut, es gefallt mir hierFräulein Raimar ließ sich nicht erbitten. »Komm nur, Kindsagte sie gütig, »du wirst die Mädchen alle wiedersehen zum AbendessenDie abgeschlagene Bitte verstimmte Lilli nicht. »Laß Ilse mit mir gehen, Fräuleinbat sie.

In dem Krankenzimmer dachte man nicht an Schlaf, noch weniger an glückliche Träume. Traurig sah es dort aus. Lilli tobte zwar nicht mehr, aber sie lag ohne Teilnahme da. Das Fieber war noch immer im Zunehmen begriffen. Als die Vorsteherin eintrat, erhob sich der Arzt und teilte ihr seine Befürchtung mit. Ilse schluchzte leise in sich hinein; es wurde ihr so schwer, sich zu beherrschen.

Mit heißen Wangen und leuchtenden Augen phantasierte sie eben wieder von ihrem kleinen Liebling und behauptete plötzlich, das liebe Püppchen sei zweifellos ein Spielzeug, mit dem im Himmel droben Lilli, das verstorbene Schwesterlein spielen dürfe inmitten einer Schar fröhlicher Englein. Darum leuchte sie auch immer so himmlisch schön, die Puppe, meinte sie ernsthaft. Eine Pause trat ein.

»Weißt, Ilsefuhr sie lebhaft fort, »du schaust aus gerad wie des Kaisers Tochter! Ich führ’ dich morgen in den Saalbitt’ schönIlse nahm ihren Liebling zärtlich in den Arm und küßte ihn herzhaft auf den Mund. »Du bist ja so heiß, Lillisagte sie und befühlte Stirn und Wange des Kindes. »Fehlt dir etwas

»Hier scheint ein Brief für Sie zu seinsagte Fräulein Güssow und nahm ein duftiges rosa Billet von der Erde auf. Wahrscheinlich war dasselbe aus dem Muff gefallen, den die Vorsteherin noch in der Hand hielt. Sie erbrach das an sie gerichtete Schreiben und las wie folgt: »Ich ersuche Sie freundlich, meiner Lilli die Kleinigkeiten unter den Baum zu legen.