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Aktualisiert: 7. Juni 2025
Man mußte nur Lilli Bing loslegen hören, wie Ragni Kule seinerzeit "Abend für Abend" zu dem Studenten Kallem auf sein Zimmer ging; es lag ja auf demselben Flur. "Mein Gott, was war denn Schlimmes dabei, wenn sie sich liebten? Wer konnte es auch mit dem widerwärtigen Sören aushalten!" Daß die jetzige Frau Kallem nicht einmal über den Korridor zu gehen brauchte, ließ sie immer dabei durchblicken.
Einige betrachteten wieder und wieder die duftigen Kleider, andre versuchten besondere Haartrachten, so Flora, die eine Passion dafür hatte, wieder andre probierten die Kleider an, der Sicherheit wegen, wie Nellie meinte, die soeben mit Ilse die Weihnachtskleider von der Schneiderin erhalten hatte. Gerade als beide angekleidet dastanden, kam Lilli hereingejubelt.
Nellie fand gleich einen Ausweg, sie kniete sich zu dem Kinde nieder und sagte: »Jetzt bin ich ein klein Madel wie du und du kannst mit mich spielen.« Lilli lachte. »Nein, du bist groß,« sagte sie, »aber du gefallst mir. Und du auch,« wandte sie sich zu Ilse, die neben Nellie stand. »Du hast halt so schöne Lockerl wie ich. Weißt, du sollst meine Freundin sein, mit dir will ich spielen.«
Sie hörte das unruhige Getappel im Vorderhause; dann und wann schlug wohl ein fröhliches Lachen an ihr Ohr – und endlich vernahm sie die gedämpften Töne der Polonaise. »Ilse, komm!« rief Lilli plötzlich und Fräulein Güssow fuhr erschreckt zusammen. »Ilse, bitt, bitt schön, komm!
Lilli war in die Erde gebettet. Unter Schneeglöckchen und Veilchen schlummerte sie. Der kleine Sarg war mit den holden Frühlingskindern über und über bedeckt gewesen. Tief betrauert wurde das kleine Wesen von allen, die mit ihm in nähere Berührung gekommen, und es hatte allgemein schmerzliche Verwunderung erregt, daß die Mutter fern geblieben war.
Sie ist ein sehr schönes Kind und wird bereits manche Aeußerung hierüber gehört haben, es giebt ja unvernünftige Leute genug. Wir wollen nicht in diesen Fehler verfallen, und ich denke, ihr werdet mir beistehen und in Zukunft vorsichtiger sein. – Lilli bleibt bei uns. Ich hatte noch nichts davon zu euch gesprochen, weil ihr Eintritt in die Pension noch nicht fest beschlossen war.«
Ilse sah die Freundin zweifelnd an. »Du scherzest,« meinte sie, »zwölf Mark ist doch furchtbar viel Geld?« Wo willst du Geld zu der Puppen nehmen?« »Ach,« fiel Ilse ihr ins Wort, »und unser Kutscher daheim und seine drei Kinder! – daran habe ich noch gar nicht gedacht!« Sie machte ein recht betrübtes Gesicht, denn sie hatte es sich gar zu reizend ausgedacht, wie sie Lilli überraschen wollte.
Sie trat zu Lilli an das Bett und ergriff deren Hand. »Es ist ja noch heller Tag, Lilli,« sagte sie freundlich; »siehst du nicht, wie die Sonne scheint? Heute abend sollst du tanzen, jetzt ist es noch viel zu früh. Lege dich nieder und schlafe noch etwas; wenn du aufwachst, bist du gesund und ziehst dein gesticktes Kleid an.«
»Was sagt sie?« fragte Flora, »ich glaube, sie spricht französisch.« »Nein, italienisch,« behauptete Melanie, die nämlich seit einigen Tagen angefangen hatte, diese Sprache zu treiben. »Sie spricht deutsch,« erklärte Grete. »Eben hat sie gesagt: Meine kleine Lilli.« »Gott bewahre, was du gehört hast!« widerstritt Orla, »sie spricht englisch.«
Gegen Abend öffnete die Vorsteherin plötzlich weit die Fensterflügel im Krankenzimmer – Lilli war tot. Sanft hatte der Todesengel sie auf die Stirn geküßt und sie hinweggetragen in sein dunkles Schattenreich. Wie ein sorglos schlummerndes Kind lag sie da, der krampfhaft entstellende Zug war geschwunden und ein friedliches Lächeln lag über den leise geöffneten Lippen.
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