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Aktualisiert: 24. Juni 2025
»Lies mir das noch einmal vor,« sagte Fräulein Güssow. »Ich möchte dich gern mit meinen Gedanken begleiten. Du, Nellie, könntest indessen Ilses Handgepäck in das Koupee legen.« Ilse nahm aus einem roten Ledertäschchen, das sie an ihrem Gürtel befestigt an der Seite trug, einen Brief und las: »Um elf Uhr Abfahrt von dort, um zwei Uhr Ankunft in M. Bis drei Uhr Aufenthalt daselbst.
»Neckt sie nicht!« gebot Fräulein Güssow, die Ilse besser verstand. »Ich will nicht, daß ihr sie auslacht!« Und Nellie, die einzige, welche mitleidig dem ganzen Auftritt zugesehen, nahm gutmütig den verachteten Strumpf in die Hand, um ihn wieder in Ordnung zu bringen. »Laß!« rief Ilse und ihr ganzer Grimm entlud sich auf Nellies unschuldiges Haupt, »laß! Was kümmern dich meine Sachen?«
»So,« sprach Fräulein Güssow und meinte jetzt den Schlüssel zu Ilses Eigensinn in des Vaters zu großer Nachgiebigkeit gefunden zu haben. »Und die Mama, war auch sie stets damit zufrieden, was du thatest, – kränktest du sie niemals? Sage einmal aufrichtig.« Ilse blickte nachdenklich vor sich hin. Sie konnte nicht leugnen, sie hatte dieselbe oftmals durch ihren Widerstand gekränkt.
»O! ...« Langgedehnt und unzufrieden kam es über Melanies Lippen. »O, Fräulein Güssow, die alten, dunklen Kleider! Die hellen sind so viel besser!« Aber es blieb bei den Wollkleidern. Gegen das Machtgebot der Vorsteherin galt kein Widerstreben. Bevor sie in den Tanzsaal hinuntergingen, fanden sich die Mädchen noch einmal bei Orla ein.
»Nein, Nellie, du wirst Fräulein Raimar und Fräulein Güssow nie eine Fremde sein!« entgegnete Ilse mit vollster Ueberzeugung. »Sie haben dich furchtbar lieb!« »O ja, ich weiß; aber sie sind nicht mehr in Jugend und werden mir nie verstehn, wie du. Sie haben vergessen, wie man ein dumm’ Streich macht! Denkst du noch an der Apfelbaum?«
Fortuna mit dem Füllhorne!« riefen sie den Damen nach, die sich eilig entfernten. – Fräulein Güssow ergriff unwillkürlich Ilses Hand, die hocherrötet war. »Wie unverschämt!« sagte sie entrüstet, »wie konnten sie das wagen!
Die Vorsteherin, im tiefen Negligee, ein Licht in der Hand, trat zuerst aus ihrem Zimmer. Fast gleichzeitig erschien Fräulein Güssow. Als beide den Korridor passierten, schoß Miß Lead aus ihrer Zimmerthür, ängstlich fragend blickte sie die Damen an. Sie war nicht gerade eine Heldin, die gute Miß, der Glockenschall war ihr in alle Glieder gefahren.
Mit aller Trauer können wir ja den Tod des lieben Kindes nicht ungeschehen machen.« Die beiden Damen stimmten ein und beschlossen untereinander, mit den Vorbereitungen zu dem Feste zu beginnen. Miß Lead übernahm es, ein englisches Stück, Fräulein Güssow, ein französisches Lustspiel einzustudieren.
Niemals zuvor hatte sie an dem Lager eines Schwererkrankten gestanden, es war daher natürlich, daß sie ganz fassungslos war. Sie umklammerte Fräulein Güssow und wurde totenblaß, ohne ein Wort über die bebenden Lippen zu bringen. »Kehren Sie in den Saal zurück, Ilse,« riet Doktor Althoff und ergriff ihre Hand. »Kommen Sie, ich werde Sie führen.«
»Du wirst mit deiner lauten Freude die Schlafenden aufwecken,« ermahnte Fräulein Güssow; aber sie sah Ilse mit inniger Teilnahme an. – Es gab eine Zeit, wo auch sie so fröhlich hinausgejubelt hatte in die Welt, – bis der Sturm kam und ihr die Blüte des Frohsinns abstreifte und verwehte. – »Geht nun zu Bett, Kinder,« bat sie, »aber leise, hört ihr? Gute Nacht!«
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